70. Geburtstag des Designers YSL: Der Mann und die Jeans

Berlin/Paris (RPO). Die drei Initialen des Modeschöpfers sind ineinander verschlungen und stehen seit Jahrzehnten bereits für innovative, manchmal gewagte und doch tragbare Kreationen. Bereits vor vier Jahren hat sich Yves Saint Laurent aus der aktiven Modewelt verabschiedet, seine Ideen sind dennoch gefragt wie nie. Am Dienstag feiert der Brillenträger seinen 70. Geburtstag. Und bereut nur eines: Dass er es nicht war, der die Jeans erfunden hat.

Opulentes bei Yves Saint Laurent
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Foto: AFP

Ansonsten kann er ganz zufrieden sein, sein Weg verlief geradlinig und immer in Richtung Erfolg: Ein Faible für schöne Formen und Farben hatte der junge Yves Saint Laurent schon als Kind. 1936 im algerischen Oran geboren und aufgewachsen, begann er mit elf Jahren, erste Entwürfe und Skizzen für Bühnenkostüme zu gestalten. Mit 17 hielt es den jungen Kreativen nicht mehr in seinem Heimatland. Er ging in die Mode-Hauptstadt Paris, um sich dort zum Mode- und Bühnenzeichner ausbilden zu lassen. Während dieser Zeit gewann er mit dem Entwurf eines raffinierten Cocktailkleides den ersten Preis bei einem Modezeichner-Wettbewerb.

Mit diesem ersten größeren Erfolg begann eine außergewöhnliche Karriere, die von da nur noch steil bergauf ging. Dazu trug unter anderem Michel de Brunhoff, der damalige Direktor der Zeitschrift "Vogue", bei. Ihm gefielen die Zeichnungen des jungen Laurent so gut, dass er einige davon sofort in seinem Blatt veröffentlichte. Er war es auch, der Laurent dem damals schon berühmten Designer Christian Dior vorstellte. Bis zu dessen Tod 1957 arbeitete der begabte Jungdesigner für Dior.

Schwarz wird salonfähig

Inzwischen zum Art-Direktor des berühmten Mode-Labels aufgestiegen, präsentierte Laurent bald seine erste Kollektion für das Haus Dior, die Ligne Trapèze. Sie brachte ihm weltweit Lob und Anerkennung. Mode sollte Spaß machen, die Frauen nicht einengen wie die Korsetts aus der Nachkriegszeit. Laurent hasste alles, was die Bewegung der Frauen hemmte. Deshalb präsentierte er der Modewelt das bequeme Trapezkleid. Und er machte Schwarz als Modefarbe salonfähig. So stellte er 1960 bei Dior seinen ersten schwarzen Blouson vor.

Auf wenig Gegenliebe stieß bei seinem damaligen Arbeitgeber allerdings der "Beat Look" - Kreationen, die Alltagskleidung und Haute Couture miteinander verbanden. Kurze Zeit danach verließ Laurent das berühmte Modelabel und eröffnete gemeinsam mit Pierre Bergé sein eigenes Modehaus. 1968 gründete er das Prêt-à-Porter-Label Rive Gauche, das sich die Kombination von Eleganz und Bequemlichkeit auf die Fahnen geschrieben hatte.

In den 60er Jahren folgten eine Reihe revolutionärer Entwürfe, die die Grundfesten der Modebrache ins Wanken brachten. Laurent präsentierte unter anderem den Smoking, die Safarijacke und den Herrenanzug für Damen sowie den Jumpsuit, auch Overall genannt. Völlig aus dem Häuschen war die Branche, als das Haus Laurent Ende der 60er Jahre erstmals Models mit transparenten Blusen und Kleidern über den Laufsteg schickte.

Museumsreife Kreationen

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte entwickelte sich das Label YSL zum gigantischen Mode-Imperium. Laurent hielt 1983 mit einer Ausstellung im New Yorker Metropolitan Museum Einzug, und in einem Privatmuseum in La Villette bei Paris sind zahlreiche seiner Originalkleider und Accessoires zu bewundern.

Doch der Trubel um seine Person wurde Laurent irgendwann zu viel. Er zog sich allmählich aus dem Geschäft zurück. 1999 übernahm Gucci sein Label YSL. Am 23. Januar 2002 verkündete er 65-jährig seinen endgültigen Rückzug aus der Modebranche, die ihren großen Guru mit einer pompösen Abschiedsmodenschau in den Designer-Ruhestand verabschiedete. Obwohl Laurent so viel erreicht hat, ärgert ihn etwas jedoch ungemein. Er soll einmal gesagt haben: "Mir tut nur eines auf der Welt Leid: Dass nicht ich es gewesen bin, der die Jeans erfunden hat."

(afp)
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