Modekritik auf offener Straße in Paris Guerilla-Aktion in weißer Spitzenunterwäsche

Paris erlebt am Sonntag eine Modenschau der besonderen Art. Das Kollektiv "The All Sizes Catwalk" kämpft für ein vielfältigeres Frauenbild in der Mode. Dafür flanieren 40 Frauen in weißer, aufreizender Spitzenunterwäsche am Trocadéro.

 Aktivistinnen der „The All Sizes Catwalk“-Bewegung in weißer Unterwäsche in Paris.

Aktivistinnen der „The All Sizes Catwalk“-Bewegung in weißer Unterwäsche in Paris.

Foto: Knut Krohn

Die sichtlich irritierten Touristen und Passanten zücken die Kamera, die Models werfen sich vor dem Eiffelturm im Hintergrund bereitwillig in Pose. So sieht eine Guerilla-Aktion des Kollektivs "The All Sizes Catwalk" aus. Der überraschende Auftritt hat einen ernsten Hintergrund. Die Frauen wollen darauf aufmerksam machen, dass in der Werbung oder auf den Modenschauen nicht das wirkliche Frauenbild gezeigt werde.

"Mit der Aktion wollen wir die Modehäuser daran erinnern, dass es viele verschiedene Frauentypen gibt", sagt eine der Teilnehmerinnen, "wir wollen zeigen, wie wir in Wirklichkeit aussehen." Zum Kollektiv, das sich am Sonntag am Trocadéro traf, gehörten Frauen in Kleidergröße 34 bis 52, im Alter von 18 bis 45 und mit allen Hautfarben. Über die Laufstege bei den Modenschauen in aller Welt liefen nur perfekte Frauen, kritisiert die Aktivistin weiter. "Aber kein Mensch ist perfekt, wir haben alle Fehler, wir haben Cellulite, Übergewicht, einen zu dicken Bauch, einen schlaffen Busen."

Die Idee zum "The All Sizes Catwalk" stammt von Georgia Stein - selbst ein Plus-Size-Mannequin. Sie stößt sich nach eigenen Aussagen schon länger daran, welche Frauen in der Modewelt repräsentiert werden. Inspiriert wurde sie von ähnlichen Aktionen in den USA. Im vergangenen Jahr nahmen an einer ähnlichen Aktion in Paris am Trocadéro nur neun Frauen teil. Dass dieses Mal mehr Models dabei waren, wertet Georgia Stein als Erfolg. Einziger Nachteil: das Wetter spielte nicht wirklich mit. Die sehr leicht bekleideten Frauen trotzten zwar lange dem nasskalten Aprilwetter, flüchteten dann aber doch ziemlich schnell in den bereitgestellten Bus.

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