Noch keine heiße Spur Moshammer zuletzt mit jungem Mann im Auto gesehen

Düsseldorf (rpo). Auch einen Tag nach dem Mord an dem Münchner Modezar und Original Rudolph Moshammer hat die Polizei noch keine heiße Spur von dem Täter. Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums München sagte am Samstag: "Es gibt keinen neuen Ermittlungsstand." Die "Süddeutschen Zeitung" berichtet unterdessen, ein Zeuge habe zuletzt einen jungen Mann mit Strickmütze auf dem Beifahrersitz neben Moshammer in dessen Rolls-Royce gesehen.

Rudolph Moshammer ermordet
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Foto: AP

Dem Bericht zufolge sagte ein Familienvater vor Ermittlern der 20 Beamten starken Sonderkommission "Moshammer" aus, er sei gegen 23.30 Uhr von der auffälligen Limousine des Modemachers in der Nähe des Mittleren Rings am Rande der Innenstadt überholt worden. An einer Ampel habe er direkt neben dem Rolls-Royce gehalten und gesehen, dass auf dem Beifahrersitz ein schlanker junger Mann gesessen habe, der eine randlose Wollmütze tief ins Gesicht gezogen habe.

Moshammer ließ Mörder selbst ins Haus

Die Polizei erklärt dagegen bislang, dass Moshammers Rolls-Royce zuletzt eine Stunde zuvor im Münchner Bahnhofsviertel gesehen worden sei. Die Ermittler schließen eine Tat im Homosexuellenmilieu nicht aus. Laut Obduktion wurde der 64-Jährige exzentrische Münchner Geschäftsmann in der Nacht zum Freitag in seinem Haus mit einem Kabel erdrosselt, wie die Polizei berichtete. Offenbar ließ Moshammer seinen Mörder selbst ins Haus: Spuren eines Einbruchs oder eines Raubes wurden zunächst nicht gefunden.

Moshammer habe bekleidet mit Sakko, Hemd und Hose im Flur im ersten Stock seines Hauses gelegen. Sein Rolls Royce stand nicht wie üblich in der Garage, sondern vor der Tür. Als Tatzeit nannte Pickert "nach Mitternacht". Auch sei der Tatort dem ersten Anschein nach nicht nach Wertsachen durchstöbert worden.

Sein Fahrer fand Moshammer am Freitagmorgen. Die Mordkommission nahm Ermittlungen auf. Die Polizei geht nach eigenen Angaben nicht von einem Einbruch aus. Moshammers Hund, der Yorkshireterrier Daisy, wurde am Tatort unversehrt gefunden.

Keine Feinde gehabt

Über private Kontakte Moshammers ist nicht viel bekannt. Der Chefreporter der Zeitschrift "Bunte", Paul Sahner, sagte in N24, Moshammer ("Mosi") sei sehr beliebt gewesen und habe keine Feinde gehabt. Als "sehr eitler Mensch" sei er zwar Teil der Münchner Schickeria gewesen, aber er habe sich "innerlich verschlossen", vor allem nach dem Tod seiner Mutter Else Moshammer im Jahr 1993.

"Freunde hatte er ganz, ganz wenige", sagte Sahner. Dazu zählte der Sänger Roberto Blanco, mit dem Moshammer noch am vergangenen Samstagabend in einem Schwabinger Nobelrestaurant dessen Versöhnung mit Ehefrau Mireille gefeiert hatte. Sahner erklärte, Moshammer habe im Homosexuellenmilieu viele Freunde gehabt. Der Fall erinnert an den Mord an dem Schauspieler Walter Sedlmayr, der am 14. Juli 1990 in seiner Wohnung von zwei Brüdern, die Vertraute von Sedlmayr waren, umgebracht worden war.

Der Mode-Unternehmer wurde nach eigenen Angaben am 27. Dezember 1945 in München geboren. Über sein tatsächliches Alter wurde jedoch immer wieder spekuliert. In den 60er Jahren begann er, extravagante Mode zu entwerfen. Mit seinem Münchner Geschäft für Herrenmode der Luxusklasse machte er ein Vermögen, auch weil viele reiche Araber zu seinen Kunden gehörte. Seine Krawattenkollektion war besonders erfolgreich.

Daisy darf nicht erben

Rudolph Moshammer und sein Yorkshire-Terrier Daisy waren zwar unzertrennlich, doch die Hündin kann das Vermögen des ermordeten Modeschöpfers nicht erben. Das geht aus einem Urteil des Landgerichts München hervor, das die ARAG-Versicherung in Düsseldorf veröffentlichte. Die Richter entschieden: Da Hunde keine rechtsfähigen Personen seien, könnten sie nichts erben.

Im konkreten Fall hatte eine Hundebesitzerin ihren Vierbeiner neben anderen Familienangehörigen als Erben benannt. Nach ihrem Tod kümmerte sich dann eine Bekannte der Verstorbenen um den hinterbliebenen Hund und erhoffte sich deshalb auch einen Anteil des Erbes. Doch die Richter machten ihr einen Strich durch die Rechnung.

Daisy hatte den Angriff auf den Schauspieler offenbar unversehrt überstanden. Sie wird nach Angaben der Polizei nun vom Chauffeur Moshammers versorgt.

Einer der berühmtesten Münchner

Mit seinem exzentrischen Äußeren wurde Moshammer auch bundesweit zu einem der berühmtesten Münchner. Dazu trugen auch zahlreiche Auftritten im Fernsehen bei. Im Gespräch mit der Münchner "Abendzeitung" bekannte er vor rund einem Jahr: "Wenn ich abends nach Hause komme und noch ein wenig Zeit vor dem Einschlafen habe, sitze ich vor dem Fernseher und kraule meine Daisy. In letzter Zeit habe ich oft eine Familie, ein Nest vermisst und mich einsam gefühlt." Moshammer sagte weiter: "Es ist sehr schade, dass ich keinen Erben habe, der meine Arbeit fortsetzen kann." Er sei all die Jahre quasi mit seinem Beruf verheiratet gewesen. Seine Daisy wird jetzt von der Haushälterin versorgt.

Zu Moshammers prominenten Kunden gehörten unter anderem der Schauspieler und jetzige US-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, Startenor José Carreras und Moderator Thomas Gottschalk. Der Millionär Moshammer setzte sich auch stark für soziale Belange ein. Vor allem für Obdachlose gab er großzügige Spenden und kümmerte sich um bessere Lebensverhältnisse. Dafür wurde er im Jahr 2000 mit dem Martinsmantel des katholischen Sankt Michaelsbundes geehrt. Beim deutschen Vorentscheid zum Schlager-Grand-Prix 2001 sorgte er mit einem Gesangsauftritt für Schlagzeilen.

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