Schillernde Figur Moshammer: Rolls Royce, Daisy und Obdachlose

München (rpo). Schon zu Schulzeiten entwarf er er Hüte und Kleider für die Freundinnen seiner Mutter. Nach einer Lehre als Einzelhandelskaufmann bei einer Stoffgroßhandlung stand der Berufswunsch von Rudolph Moshammer fest: Er wollte in der Modebranche berühmt werden.

Rudolph Moshammer ermordet
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Große Auftritte, schwarze Perücke und immer die kleine Daisy im Arm - Modezar Rudolph Moshammer war eine schillernde Figur in der Münchner Promiszene. Er kleidete Hollywoodgrößen wie Arnold Schwarzenegger, Adelige wie König Carl Gustaf von Schweden und Berühmtheiten wie Startenor Jose Carreras mit seiner handgemachten Designermode ein. Doch er engagierte sich auch sozial, in besonderem Maße für Obdachlose, da sein Vater auf der Straße gestorben war. Der 59-Jährige wurde am Freitagmorgen mit einem Kabel um den Hals tot in seinem Haus in Grünwald aufgefunden.

Die Anfänge waren schwer. Nach einer zunächst behüteten Kindheit in München verlor Vater Richard Moshammer, der Direktor bei der Württembergischen Feuerversicherung war, seinen Arbeitsplatz. Mit der Familie ging es bergab - sie hatten nicht einmal mehr das Geld, um die Stromrechnung zu bezahlen. Der Vater verfiel dem Alkohol und starb Jahre später als armer Obdachloser.

Doch Moshammer ließ sich von seinem Weg nicht abbringen. Nach seinen Anfängen in der Modebranche arbeitete Moshammer für Christian Dior in Paris und eröffnete 1968 sein eigenes Geschäft in der Münchner Maximilianstraße. Mit Schulden begann er, doch der Einsatz zahlte sich aus: Die Kunden wurden immer zahlreicher und prominenter. Moshammer entwarf Design für Konzerne und Hotelketten, vor allem aber seine seidene Krawattenkollektion wurde weltbekannt.

"Mosi" als Marke geschützt

Und auch der Mensch Moshammer wurde bekannt. Er trat in Talkshows auf, fehlte bei kaum einer Prominentenparty, warb für McDonalds und Nestle, ließ sich seinen Spitznamen "Mosi" als Marke schützen. Die Boulevardpresse liebte ihn. 2004 wurde er zum "Promi des Jahres" gewählt. Mit Aufträgen wie einer Eisköniginnen-Robe für "Holiday on Ice", die mit 7000 Kristallen bestickt wurde, hielt er sich im Gespräch, beim deutschen Vorentscheid zum Schlager-Grand-Prix 2001 sorgte er im wallenden Kostüm als König Ludwig II. mit einem Gesangsauftritt für Schlagzeilen.

Schwer getroffen wurde Moshammer vom Tod seiner Mutter Else 1993, zu der er ein sehr enges Verhältnis hatte. Sein Buch "Mama und Ich" verkaufte sich mehrere Hunderttausend Mal. Von da an wurde Terrierdame Daisy seine ständige Begleiterin, auch bei seinen öffentlichen Auftritten. Er vertrieb unter ihrem Namen sogar eine eigene Pflegeserie für Hunde. Moshammer war häufig auf Münchens Straßen in seinem Rolls Royce zu sehen. Er hielt nicht hinterm Berg damit, dass er es zu etwas gebracht hatte.

Doch der Millionär Moshammer setzte sich auch stark für soziale Belange ein. Vor allem für Obdachlose gab er großzügige Spenden und kümmerte sich um bessere Lebensverhältnisse. Er gründete den Verein "Licht für Obdachlose", verteilte für die "Tafel" im Advent Spenden an die Armen und warb für die Obdachlosenzeitung "BISS". Noch in diesem Jahr wollte er ein Haus für 60 Obdachlose einrichten. Für ein Münchner Suchtkrisen-Zentrum, das alkoholkranken Menschen und deren Familien hilft, übernahm er die Patenschaft. Seine eigene Geschichte ließ den Designer sein Leben lang nicht los.

(afp)
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