Laufstegdiskussion Modewelt geteilt: Mollig- oder Mager-Models?

Mailand (RP). Seit die Bezirksregierung in Madrid die Models vor der Modewoche wiegen ließ und ihnen bei Untergewicht Laufstegverbot erteilte, ist eine Diskussion über den Schlankheitswahn in der Modewelt entbrannt. Das italienische Label "Elena Miro" schickt nun Kurven statt Knochen auf den Laufsteg - schließlich tragen 40 Prozent der Frauen große Größen.

Keine Magermodels bei Elena Miro
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Von Boxkämpfen kennen wir das Procedere bereits: Vor dem Kampf werden die Kontrahenten öffentlich gewogen, damit auch ja kein Mittelgewichtler in Wirklichkeit ein Schwergewicht ist. Dass so etwas demnächst vor Modeschauen geschehen könnte, zeigte jetzt die Madrider Bezirksregierung: Sie ließ die Models vor der Modewoche wiegen und verwies sie bei Untergewicht des Laufstegs. Begründung: gefährliches Vorbild für junge Menschen.

Ein Aufschrei ging durch die Glitzerwelt - am lautesten schallte es aus Paris. "Man kann doch den Geschmack nicht vorschreiben. Hier würden alle über so eine Vorschrift lachen", empörte sich Didier Grumbach, Präsident des Verbandes der französischen Modeindustrie. Designer wie der auch nicht eben moppelige Karl Lagerfeld sind sich einig: Ihre kostbaren Gespinste sehen an dünnen Frauen einfach besser aus. Aber ist denn schlank gleich klapperdürr? Noch vor zehn Jahren hießen die Stars Linda Evangelista oder Cindy Crawford. Sie hatten Busen, Po und Schultern und waren wunderschöne Frauen.

Erst Kate Moss war lange nach Twiggy das erste Supermodel, dessen Hauptnahrungsmittel aus Zigaretten zu bestehen schien. Seitdem werden die Mädchen immer dünner - ob Aktricen à la Keira Kneightly (45 Kilogramm) oder Paris Hilton - hervorstehende Knochen überall. "Da sie die Designerkollektionen geschenkt bekommen, müssen sie eben hineinpassen", meint Top-Stylistin Rachel Zoe und verordnet Schützlingen wie Nicole Richie (37 Kilogramm) Hungerkuren.

Armani bucht keine magersüchtigen Models

Denn längst haben Schauspielerinnen die Models als Werbefiguren für High Fashion ersetzt. Gegenwind kommt nun aus der eigenen Branche - und zwar aus dem Land von Pasta, Pizza und Bella Figura: Armani beteuerte, er würde magersüchtige Models nicht buchen, als in Mailand die Modewoche mit Kalibern wie Dolce & Gabbana, Gucci und Prada startete.

Die Eröffnungsschau bestritt Elena Miro. Italienische TV-Prominenz saß in der ersten Reihe, 21 Models wie Crystal Renn und Kate Dillon liefen über den Teppich - und keine wog unter 75 Kilo. "Wir machen Mode für Frauen mit Formen", berichtet Geschäftsführer Giuseppe Miroglio nach dem Defilee. "Seit 20 Jahren sind wir darauf spezialisiert, und nun präsentieren wir hier, um in der Gesellschaft ein Signal zu setzen - schließlich tragen 40 Prozent der Frauen große Größen!"

150 Millionen Euro Umsatz erzielte die in vierter Generation geführte Miroglio-Gruppe mit der Mode für Kurven. Wie sexy dies sein kann, zeigten die Kreationen: Üppige Dekolletés werden mit Schleifen betont, Hüften wiegen unter schwingenden Röcken, schulterfreie Etuikleider zeigen weiche Rundungen und die Taille wird mit breiten Bändern akzentuiert. Insgesamt eine perfekte Sanduhrlinie - nur eben nicht in XXS. Da fragt man sich, ob die angedachte Konfektionsgröße "00" sein muss. Denn den Männern im Publikum gefiel's.

(Rheinische Post)
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