Glamouröse Kollektionen Christian Dior: Meister des "New Look" wäre 100

Frankfurt/Main (rpo). Eigentlich wollte er Architekt werden, doch seine Eltern drängten ihn zum Politikstudium und eigentlich wies in der Anfangsphase seines Lebens nichts darauf hin, dass Christian Dior einer der bedeutendsten Modeschöpfer aller Zeiten werden würde. Am 21. Januar wäre Dior 100 Jahre alt geworden.

 Bereits 1957 erlag Christian Dior einem Herzanfall.

Bereits 1957 erlag Christian Dior einem Herzanfall.

Foto: AP, AP

Seine erste große Modenschau war ein Triumph: Millionen Frauen weltweit imitierten den von Christian Dior kreierten "New Look" - und die französische Haute Couture feierte zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein glanzvolles Comeback. Jahr für Jahr schuf Dior fortan eine neue Modelinie, eine erfolgreicher als die andere. Bis heute steht der Name Dior für Luxus und Exklusivität. Aber Dior konnte den Erfolg nicht lange genießen. 1957 erlag der Couturier, der am 21. Januar 100 Jahre alt geworden wäre, einem Herzanfall.

 Eine üppige Kreation des britischen Modedesigers Galliano, der das Modehaus heute führt.

Eine üppige Kreation des britischen Modedesigers Galliano, der das Modehaus heute führt.

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Sohn eines Großindustriellen

Nichts deutete anfangs daraufhin, dass Dior in der Modebranche Karriere machen würde. Er wurde 1905 in Granville als Sohn einer Großindustriellenfamilie geboren; sein Vater war im Bereich Chemie tätig. Der junge Christian hätte nach dem Abitur gerne Architektur studiert, was seine Eltern aber ablehnten. Auf ihr Drängen hin machte er einen Abschluss in Politikwissenschaft - nach dem Willen der Familie sollte er die diplomatische Laufbahn einschlagen.

Aber Dior fehlte dazu die Lust, und wegen des Geldes seiner Eltern bestand für ihn zunächst auch nicht die Notwendigkeit zu arbeiten. 1928 eröffnete er zusammen mit einem Freund eine kleine Galerie und förderte junge Künstler wie Salvador Dali oder Max Jacob.

Als das väterliche Unternehmen Anfang der 30er Jahre als Folge der Weltwirtschaftskrise in Konkurs ging, war er gezwungen, Geld zu verdienen: Er ging nach Paris und begann, für die Modebeilage der Zeitung "Le Figaro" Modeskizzen zu zeichnen - zunächst Hüte, später auch Kleider. Von 1937 an entwarf er eigene Modelle. Ein Jahr später bekam er eine Anstellung im Modehaus von Robert Piquet.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er zum Militärdienst verpflichtet, aber bereits 1941 entlassen. Er flüchtete aus Paris und kaufte eine Obstplantage in Südfrankreich, mit deren Ertrag er sich, seinen Vater und seine Schwester eine Zeitlang ernährte. Aber noch vor Kriegsende kehrte er in die französische Hauptstadt zurück und arbeitete einige Jahre lang für das Modehaus Lucien Lelong.

In der Modeszene hatte sich Dior bereits einen Namen gemacht. Aber er scheute die Gründung eines eigenen Ateliers wegen des damit verbundenen finanziellen Risikos. Da machte ihm der Textilhersteller Marcel Boussac 1946 das Angebot, die künstlerische Leitung eines neuen Haute-Couture-Hauses zu übernehmen.

Die Textilbranche in Frankreich steckte damals in einer tiefen Krise. New York hatte Paris als Mode-Hauptstadt abgelöst; mit ihrem salopperen Kleidungsstil gaben die Amerikaner inzwischen den Ton an. Legere Kleidung passte besser zur entbehrungsreichen Nachkriegszeit als aufwendige Haute Couture. Überdies war als Folge des Krieges Stoff knapp.

Kritiker sprachen von Modediktat

All dies beeinflusste Dior nicht. Er präsentierte im Februar 1947 eine glamouröse Kollektion - das neue Bild der Frau setzte sich aus runden Schultern, einer schmalen Taille und einem weit schwingenden Rock zusammen. Dior führte das Korsett wieder ein; und statt der robusten Stoffe der Kriegszeit wählte er Satin, Taft und Samt, die er großzügig verzierte. Seine "Ligne Corolle" (Glockenblumen-Linie), wie Dior seine Kollektion selbst nannte, traf offenbar die Sehnsüchte und Träume der damaligen Zeit. Der "New Look", wie amerikanische Journalisten schrieben, setzte sich in einem derartigen Ausmaß durch, dass Kritiker von einem Modediktat sprachen.

Diors weitere Kollektionen waren ähnlich erfolgreich - zum Beispiel die so genannte Bleistift-Linie (1948) oder die H-Linie (1954/55), in der er knabenhafte Frauen zum Modeideal erhob. Über Jahre hinweg galt er als der berühmteste und einflussreichste Couturier der Welt. Zugleich bewies der privat eher schüchterne und bescheidene Designer Geschäftssinn: Er wurde zum Pionier für Lizenzvereinbarungen in der Modebranche und vergab schon früh Lizenzen für Parfüms, Strümpfe, Schuhe, Schmuck usw.

1957 starb Dior im italienischen Kurort Montecatini überraschend an den Folgen eines Herzanfalls. Die künstlerische Leitung seines Modehauses übernahm Yves Saint Laurent, der seit 1953 für Dior gearbeitet hatte. Heute hat diese Position der Brite John Galliano inne.

(ap)
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