Berliner Fashion Week 2023 Adidas-Protestaktion von Aktivisten schockiert die Modewelt

Berlin · Vom 16. bis zum 21. Januar 2023 läuft die Berliner Fashion Week und bereits am ersten Abend schockierten Aktivisten mit einer Adidas-Protestaktion. Was es damit auf sich hat.

Berlin Fashion Week: Aktivisten schocken mit Adidas-Protestaktion
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Aktivisten schocken mit Adidas-Protestaktion

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Foto: dpa/Gerald Matzka

Bei der derzeit laufenden Berliner Fashion Week war am Montag, 16. Januar auch die „Adidas Reality Wear Show“ angekündigt. Doch statt neuester Sportmode gab es auf dem Catwalk Models mit zerrissenen Outfits, Wunden und Adidas-Brandzeichen im Gesicht zu sehen. Teilweise krochen sie wie Zombies über den Laufsteg.

Hinter der als Adidas-Show getarnten Performance im Rahmen der Berliner Fashion Week steckten Aktivisten des New Yorker Aktionsbündnis „The Yes Men“, die dem Sportartikelhersteller auf ihrer Modenschau vorgeworfen haben, sich nicht für die Arbeitsrechte von Textilarbeitern und Textilarbeiterinnen in Südostasien einzusetzen. Adidas wies die Vorwürfe auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bereits am Dienstag zurück. Für die Show am Montagabend hatte das Aktionsbündnis im Vorfeld Einladungen unter der Domain adidas-group.com.de verschickt. Das bestätigte die Gruppe der dpa am Dienstag auf Anfrage. In der Einladung wurde die Weltpremiere einer Sportbekleidungslinie von Adidas angekündigt, mit der man die Geschichten von „geschundenen“ Arbeitern ehren wolle.

Bei der Veranstaltung stolperten dann offenbar verletzte und blutige Models in zerrissener Kleidung mit dem Adidas-Logo über den Laufsteg, die aus Kleidungsstücken bestanden haben soll, die zuvor von kambodschanischen Arbeitern getragen wurden. Zudem wurde auf der Show eine neue Adidas-Modelinie von der Arbeiterin Vay Ya Nak Phoan aus Kambodscha in Kooperation mit Pharrell Williams, Bad Bunny und Philllllthy vorgestellt, „die daran erinnert, wo die Klamotten herkommen“. Die sogenannte „Reality Wear“ sei daher extra sechs Monate von den Arbeitern in der Fabrik getragen worden. Hintergrund der Aktion ist nach Angaben der Kampagne für Saubere Kleidung - einem Partner von „The Yes Men“ - der Vorwurf, Adidas achte nicht auf die Rechte der Beschäftigten von Zulieferern.

Adidas erklärte dazu auf Anfrage, das Unternehmen stelle „seit mehr als 25 Jahren mit vielfältigen Maßnahmen faire und sichere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten seiner Lieferkette sicher“. Die Arbeitsplatzstandards des Unternehmens verpflichteten dessen Zulieferer, die Vergütung der Arbeiter und Arbeiterinnen und deren Lebensstandard fortschreitend zu steigern. Das verfügbare Einkommen der Arbeiter in den Zulieferbetrieben liege in aller Regel erheblich über dem jeweiligen gesetzlichen Mindestlohn, erklärte ein Unternehmenssprecher.

Die Kommunikationsguerilla-Gruppe The Yes Men wurde 1999 mit einer gefälschten Webseite der Welthandelsorganisation (WTO) bekannt. Bei einer anderen Performance präsentierten die Aktivisten, die sich gern als Politik- oder Wirtschaftsvertreter ausgeben, eine gefälschte Kampagne des Ölkonzerns Shell über geplante Bohrungen des Konzerns in der Arktis. Hinter der Gruppe stehen Igor Vamos, Jacques Servin und Keil Troisi, die häufig unter Pseudonymen auftreten.

(joko/dpa)
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