Wieder im Trend 100 Jahre Lockenkopf: Die Dauerwelle feiert Geburtstag

Köln/Offenbach (RPO). Die erste Dauerwelle endete für die weibliche Versuchsperson noch mit Brandblasen und versengten Haaren. Trotzdem setzte der Lockenkopf zu einem Siegeszug durch die Frisörsalons an und bescherte uns vor allem in den Achtzigern höchst peinliche Pudellooks. Seit Stars wie Shakira Locken tragen, ist die Dauerwelle aber wieder angesagt.

 Sängerin Shakira.

Sängerin Shakira.

Foto: ddp

Es war im Jahr 1906 - als Stichtag gilt der 8. Oktober -, als der deutsche Friseur Karl Ludwig Nessler der Öffentlichkeit seine Erfindung vorstellte. Mit einer Heizflamme, einer Heizzange, Metallröhrchen zum Wickeln und einer Flüssigkeit mit geheim gehaltenem Rezept aus Borax und Soda zauberte er "eine dauerhafte Haarwelle am lebenden Kopf", so ein Werbeslogan aus dem Jahr 1908. So begann im Kleinen das Wellenwunder, bis die künstlichen Locken weltweit ihren Durchbruch feierten.

Trotzdem erinnert sich Franz-Josef Küveler, Art-Director im Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks in Köln, nur ungern an die Dauerwelle vergangener Zeiten: "Der Dauerwellen-Boom in den siebziger Jahren war wirklich schrecklich. Wo man auch hinsah - überall Locken." Und auch Martina Acht, Friseurweltmeisterin aus Offenbach, muss mit Blick auf die alten Bilder schmunzeln: "Die Dauerwelle der Achtziger sah aus, als wäre der Föhn explodiert."

Auch weitere Vergleiche mit dem In-Look der damaligen Zeit fallen wenig charmant aus. Ob "aufgeplatztes Sofakissen" oder "Elektroschockfrisur" - in den Salons wünschte sich kaum ein Kunde Nesslers Welle. Nach den Auswüchsen der achtziger Jahre ist es spätestens seit den Neunzigern dann ruhig geworden um die Dauerwelle: Glatte, natürliche Haare bestimmten den Trend. Experten sind sich aber einig: Im neuen, natürlichen Look kehrt die Dauerwelle zurück: "Die Friseurbranche und die Industrie feilen schon seit Jahren am Comeback der Welle", sagt Jens Dagné, Sprecher der Friseurvereinigung Intercoiffure.

Locken und Wellen sind wieder schick

Neue Produkte und schonende Wellentechniken wurden entwickelt. Für ein echtes Revival der Welle schienen nur noch die Vorbilder zu fehlen: Stars und Sternchen trugen glatt. Erst seit kurzem zeigt sich eine Trendwende: Ob Shakira, Christina Aguilera oder Heidi Klum - Locken und Wellen sind wieder schick. Immer mehr junge Frauen wünschen sich deshalb seit kurzem eine Dauerwelle, hat Dagné beobachtet - vor allem dann, wenn sie die Achtziger modisch nicht miterlebt haben. "Die Generation von heute ist nicht mehr vorgeschädigt", sagt der Friseurmeister aus Worms.

Und das offenbar zurecht: "Die Einheitswelle von früher gibt es nicht mehr", sagt Stefanie Kühn, Präsidentin des Bundes Deutscher Haarformer in Göttingen. "Heute werden die Dauerwellen ganz speziell an die Bedürfnisse der Kundinnen angepasst." So kann zum Beispiel sehr feines, dünnes Haar mehr Volumen erhalten, ohne komplett behandelt werden zu müssen. Und selbst ein flacher Hinterkopf kann mit gezielter Dauerwellentechnik ausgeglichen werden.

Nach Jahren, in denen glatte Haare das Muss waren, komme deshalb selbst bei den Männern langsam wieder Bewegung ins Spiel, sagt Jens Dagné voraus. Denn auch das "starke Geschlecht" kann mit der Welle tricksen: "Die Push-up-Variante der Volumenwelle schenkt dünnen oder schütteren Ansätzen mehr Fülle", empfiehlt Kühn. Doch um mehr Männer für die Dauerwelle zu sensibilisieren, braucht es wohl noch einige Jahre, schätzt Küveler. Auch bei den Herren sind daran die siebziger und achtziger Jahre Schuld - und König Fußball: "Bei einer Dauerwelle denken die meisten Männer immer noch an Sepp Maier."

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