New York Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen

New York · In einem offenen Brief beschuldigt Dylan Farrow den 78-jährigen Regisseur, er habe sie als Siebenjährige sexuell missbraucht.

Das ist Woody Allen
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Er ist mit 23 Oscar-Nominierungen und Filmen wie "Der Stadtneurotiker", "Hannah und ihre Schwestern" oder "Midnight in Paris" einer der berühmtesten Regisseure, Komiker und Drehbuchautoren der USA. Und er ist möglicherweise ein besonders perfider und rücksichtsloser Kinderschänder. Die Vorwürfe, Woody Allen könne seine Adoptivtochter Dylan Farrow als Kind missbraucht haben, sind nicht neu. Sie kamen bereits 1992 auf, als Allen sich von seiner damaligen Lebensgefährtin Mia Farrow trennte und ihm der Umgang mit dem Kind verboten wurde.

Neu ist, dass die heute 28-jährige Dylan Farrow sie selbst erhebt — und das so öffentlich, wie sie kann: in einem offenen Brief, den sie Nicholas Kristof, einem Kolumnisten der "New York Times", für die Internetseite der Zeitung zukommen ließ. In dem Brief schildert Farrow, die inzwischen unter anderem Namen lebt, wie ihr Stiefvater Allen sie im Alter von sieben Jahren auf dem Dachboden missbraucht habe.

Woody Allen habe sie bei der Hand genommen und sie auf einen dunklen, Schrank-ähnlichen Dachboden in der zweiten Etage des Hauses geführt: "Er sagte, ich solle mich auf den Bauch legen und mit der elektrischen Eisenbahn meines Bruders spielen. Dann hat er mich vergewaltigt. Er sprach zu mir, während er es tat, flüsterte, dass ich ein gutes Mädchen sei, dass dies unser Geheimnis sei, und er versprach, dass wir nach Paris gehen und ich ein Star in seinen Filmen sein würde."

Sie erinnere sich, so Farrow, dass sie während der Vergewaltigung auf die Spielzeugeisenbahn gestarrt habe, die im Kreis auf dem Dachboden gefahren sei. Bis heute habe sie Probleme, Spielzeugeisenbahnen anzusehen.

So lange sie denken könne habe ihr Vater mit ihr Dinge getan, die sie nicht wollte, so Farrow: "Ich mochte es nicht , wenn er seinen Daumen in meinen Mund steckte. Ich mochte es nicht, wenn ich zu ihm unter die Bettdecke kommen musste, wenn er in seiner Unterwäsche war. Ich mochte es nicht, wenn er seinen Kopf in meinen nackten Schoß legte und ein- und ausatmete." Sie habe gedacht, dass das alle Väter mit ihren Töchtern machten, und sich schlecht gefühlt, weil sie es nicht wollte.

Ähnlich, wenn auch weniger detailliert, hatte Dylan Farrow die Missbrauchsvorwürfe gegen Allen bereits im vergangenen Oktober in einem Gespräch mit dem Magazin "Vanity Fair" erhoben. Farrow erklärte, sie äußere sich bewusst jetzt, nachdem Allan mit einem Golden Globe für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden sei, und erneut für einen "Oscar" nominiert ist. Sie hält Hollywood vor, die Augen verschlossen zu haben, und spricht mehrere Stars direkt an, darunter Alec Baldwin, Emma Stone, Scarlett Johansson und Diane Keaton.

An Cate Blanchett, die in Allens jüngster "Oscar"-Nominierung "Blue Jasmine" mitspielt, richtet sie in ihrem Brief die Frage: "Was, wenn es ihr Kind gewesen wäre?" Während Allan sich bislang nicht zu den Vorwürfen äußerte, sagte Cate Blanchett im kalifornischen Santa Barbara laut dem Branchenblatt "Hollywood Reporter" zu Journalisten: "Das ist offensichtlich eine lange und schmerzhafte Angelegenheit für die Familie, und ich hoffe, dass sie Aufklärung und Frieden finden." Die australische Schauspielerin ist für ihre Rolle in "Blue Jasmine" für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.

(RP)
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