Schwalmtal "Mirco"-Ermittler Thiel heiratet

Schwalmtal · Während der Suche nach dem vermissten Mirco aus Grefrath sahen Familie und Freunde Ingo Thiel kaum. Wenn der Fall abgeschlossen sei, sagte er einmal, wolle er heiraten. Das hat der 48-Jährige jetzt in Schwalmtal getan. Die Ermittler der Sonderkommission feierten mit ihm.

Ingo Thiel hat Wort gehalten. Als der Chef der "Soko Mirco" während der Suche nach dem vermissten Jungen aus Grefrath schon alles gefragt worden war, die eigene Mutter bereits an ihm gezweifelt hatte, da wollte ein Journalist wissen: "Was tun Sie als Erstes, wenn der Fall abgeschlossen ist?" Thiel ist keiner, der ein Blatt vor den Mund nimmt. "Ein Wildschwein schießen – und heiraten", war damals seine spontane Antwort. Ob er den ersten Teil seines Plans bereits in die Tat umgesetzt hat, ist nicht bekannt. Das zweite Versprechen hat er jetzt ganz offiziell eingelöst. Am Samstag heiratete er in Schwalmtal seine Freundin Uta Maciey.

Mit seinem Ermittler-Team hatte Thiel von September 2010 bis Januar 2011 nach dem verschwundenen zehnjährigen Jungen aus Grefrath gesucht. Während der Ermittlungen war Thiels Privatleben in den Hintergrund gerückt. Er hatte keine Zeit mehr für private Feiern, fürs Vereinsleben und auch nicht für die eigene Familie gehabt. Um die 1000 Überstunden hat er während dieser Zeit wohl angesammelt, genau weiß er das aber nicht. Der 48-Jährige war morgens mit dem Gedanken an das verschwundene Kind aufgestanden und abends damit zu Bett gegangen. Die Soko war zur Ersatz-Familie geworden, und Thiel stets von fragenden Journalisten umringt. Dann schließlich nach viereinhalb Monaten Ermittlungen hatte der Kommissar "einmal ein Quäntchen Glück" wie er es selbst Ende Januar sagte. Denn über das Auto von Olaf H., in dem der mutmaßliche Täter den Jungen entführte, konnten die Ermittler ihn identifizieren. Es war knapp gewesen, der Wagen war schon fast nach Russland verkauft. Dieser Punkt war der Abschluss einer 150 Tage lang währenden Suche. In dieser Zeit hatte Thiel weder seine Kinder, die nicht bei ihm wohnen, noch seine Freundin viel gesehen. Das soll nun anders werden.

Auf einem Bauernhof in Schwalmtal-Leloh gaben sich Uta Maciey, die den Nachnamen ihres Mannes annahm, und Ingo Thiel am Samstagnachmittag das Ja-Wort. Getraut wurde das Paar – romantisch unter einem großen Torbogen – von Schwalmtals Bürgermeister Reinhold Schulz. Aber auch diejenigen, die den Kommissar während der Ermittlungen begleitet haben und ihm bei der Pressekonferenz nach Olaf H.s Festnahme applaudiert hatten – die Kollegen aus der Soko – waren alle eingeladen. Sie feierten mit ihrem Chef. Als Trauzeugen waren die erwachsenen Söhne der Braut, Matthias und Christoph, mit dabei.

Uta Thiels erste Unterschrift mit dem neuen Namen am Samstag klappte reibungslos. Und dann, als Ingo Thiel an der Reihe war, klingelte plötzlich sein Handy in der Hosentasche. Doch an diesem Tag war für ihn alles etwas anders als während der Ermittlungen. Damals konnte jeder Anruf bedeuten, dass Thiel alles stehen und liegen lassen musste, dass vielleicht das Landeskriminalamt bei dem Vergleich von Faserspuren einen Treffer gelandet hatte. Diesmal aber lächelten die Beteiligten und der Bräutigam drückte das Telefon seinem Trauzeugen in die Hand, der es ausschaltete.

Eine Hochzeitsreise wird es laut Polizeisprecher Willy Theveßen nicht geben. Denn Thiel arbeitet immer noch jeden Tag am "Fall Mirco". Am 12. Juli beginnt vor dem Krefelder Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.

(RP)
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