Offenbach Milder Norden, eiskalter Süden

Offenbach · Deutschland ist in diesen Tagen ein geteiltes Wetter-Land. Im Süden fällt die Temperatur nachts auf bis zu minus 20 Grad. Wasserstraßen frieren ein. Eine Wanderin verunglückte tödlich, eine 19-Jährige ist womöglich erfroren.

Menschen im Süden Deutschlands müssen sich auch in den kommenden Tagen extra warm anziehen, wenn sie draußen unterwegs sind: Der strenge Frost ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes erst einmal Dauergast im Süden. In der Nacht zu gestern gingen die Temperaturen teilweise auf nahezu minus 20 Grad zurück. Am kältesten war es im schwäbischen Leutkirch mit minus 19,3 Grad. Bei einer Winterwanderung in Thüringen verunglückte am Wochenende eine 61-Jährige tödlich, in Nordhessen könnte eine 19-Jährige erfroren sein.

Auch in den kommenden Nächten bleibt es nach Einschätzung der Meteorologen eisig. Auch wenn die Wolkendecke, die seit Tagen im Norden für ein trüb-nieseliges Wetter sorgt, weiter Richtung Süden wandert: Deutschland ist ein geteiltes Wetter-Land. Im Norden und Nordwesten sind sogar Temperaturen im niedrigen Plusbereich möglich.

Bei einer Winterwanderung in Thüringen verunglückte eine 61-Jährige tödlich. Sie sei am Sonntagnachmittag zusammen mit ihrem Ehemann in der Nähe von Suhl auf schwer zugänglichen Waldwegen und auch quer durch den Wald gelaufen, teilte die Polizei mit. Anwohner hätten am Abend Hilferufe gehört und die Polizei alarmiert. Mit Unterstützung von Feuerwehr, Bergwacht und einer Rettungshundestaffel wurde der 63 Jahre alte Mann stark unterkühlt gefunden. Er berichtete, dass er gestürzt sei und das Bewusstsein verloren habe. Die Frau wurde laut Polizei erst gegen 2 Uhr entdeckt - für sie kam jede Hilfe zu spät. Offensichtlich sei sie bei hohem Schnee und vereisten Wegen gestürzt und habe sich schwer verletzt, erklärte die Polizei. In der Nacht herrschten zweistellige Minusgrade.

Die Obduktion einer 19-Jährigen, die am Sonntag in Nordhessen tot gefunden worden war, soll Aufschluss über ihren Tod geben. Das teilte die Polizei mit. Die 19-Jährige war zunächst vermisst und am Sonntag tot in Hessisch Lichtenau gefunden worden. Ein Gewaltverbrechen schlossen die Ermittler nach ersten Ermittlungen aus. Möglicherweise erfror die junge Frau: Sie verließ nach Angaben ihres Freundes in der Nacht zu Sonntag die gemeinsame Wohnung, um eine Zigarette zu rauchen, und kehrte nicht mehr zurück.

Die klirrende Kälte lässt den Schiffsverkehr im Süden allmählich einfrieren: Nach tagelangen Eisbrecher-Einsätzen kapitulierte die Schifffahrtsverwaltung in Nürnberg. Seit gestern Vormittag ruht der Schiffsverkehr auf der gesamten Länge des Main-Donau-Kanals. Wegen der sich ausbreitenden Eisdecke hatten es auch die leistungsstarken Spezialschiffe nicht mehr geschafft, eine Fahrrinne freizubrechen, sagte ein Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes.

Weitgehend zum Erliegen gekommen ist auch die Schifffahrt auf der Donau. Wegen dicker Eisschollen hatte die Schleuse Kachet bei Passau bereits am Samstag ihren Betrieb eingestellt. Für die aus Österreich kommenden Frachter endet die Fahrt damit bereits an der deutschen Grenze. Zunehmend kritisch wird die Lage auch auf dem Main. Vor allem in dem als Kälteloch bekannten Spessart-Abschnitt beginne der Main zuzufrieren, berichten die Behörden.

Für das anhaltende Dauergrau im Norden Deutschlands macht Meteorologe Marcus Beyer einen "Kaltlufttropfen" verantwortlich. Dabei handelt es sich um ein Tiefdruckgebiet, das sich nur in höheren Luftschichten findet, während am Boden weiter Hochdruck herrscht. Dieser Kaltlufttropfen führt etwas feuchtere Luftmassen heran.

Ob die leichten Niederschläge, die dadurch im Westen möglich sind, als Schnee oder gefrierender Nieselregen fallen, ist noch ungewiss. Auch bei geringen Niederschlagsmengen muss angesichts der niedrigen Nachttemperaturen in den betroffenen Gebieten aber morgens mit Glätte gerechnet werden. Wo genau es zu Glätte kommen kann, lässt sich nach Angaben Beyers aber noch nicht klar abschätzen. Weiter südlich lässt sich zwar die Sonne blicken, doch der Eindruck trügt: Am Tag bleibt es bei etwa minus fünf Grad kalt, nachts sind in den Alpen und den Mittelgebirgen etwa minus 13 Grad zu erwarten.

(dpa)
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