Schweinekette für CDU-Vorsitzende Merkel neue Grünkohl-Königin

Berlin (dpa). Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ist neue Grünkohl-Majestät der niedersächsischen Stadt Oldenburg. Sie wurde am Montagabend im Berliner Opernpalais Unter den Linden bei "Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten" in Amt und Würden gesetzt. "Ich nehme gerne an und freue mich auf das Amtsjahr", sagte Merkel.

Die CDU-Chefin, die das Amt von EU-Kommissarin Michaele Schreyer (Grüne) übernahm, sagte, sie wisse dass sie eine hohe Norm zu erfüllen habe. "Frau Schreyer war zwei Mal in Oldenburg. Ich dachte, ich komme mit einem Mal durch." Aber sie verspreche, dass sie die Amtszeit mit Begeisterung ausüben werde.

Bevor ihr die traditionelle Schweinekette - Plaketten der Amtsvorgänger mit einem handgroßen Schwein - und ein Strauß Grünkohl überreicht wurde, hatte das "Kurfürsten-Kollegium" unter Leitung des zurückgetretenen Bundeslandwirtschaftsministers Karl-Heinz Funke (SPD) über die Thronfolge beraten. Es sei nicht sehr schwer gefallen, die Auswahl zu treffen, sagte Funke. Merkel sei in Hamburg geboren und erkorene Mecklenburgerin und den Oldenburgern nicht so fern. Sie sei sehr praktisch veranlagt, respektvoll und resolut. Doch es habe da ein Gerücht gegeben, dass Merkel doch etwas mit Schwarzkonten und Spenden zu tun gehabt habe. "Kohl soll ihnen ein Mal hundert Mark gegeben haben, mit der Bitte, zum Friseur zu gehen. Kein Mensch weiß, wo das Geld geblieben ist. Doch das hat das Gremium nicht geglaubt." Merkel konterte: "Bei mir spricht man wenigstens drüber, bei Männern ist es etwas anders."

Die scheidende Kohl-Königin Schreyer bescheinigte ihrer Nachfolgerin: "Wenn jemand die Erfahrung hat mit dem Auslöffeln von Kohl-Suppe, die andere eingebrockt haben, dann wird die neue Regentschaft mit Elan angegangen." Merkel schlug ihr vor, sich gemeinsam dafür einzusetzen, einen der nächsten EU-Gipfel in Oldenburg zu veranstalten. Das Publikum nahm das mit viel Beifall auf. Sie gestand, dass sie mit Grünkohl viel verbinde. Es sei robust und scheue den Frost nicht. "Es ist ein Gewächs, das etwas wegstecken kann und immer schmackhafter wird, das gefällt mir."

Die Oldenburger vergeben den Titel bereits seit 1956 alljährlich - zunächst in Bonn und seit 1998 in Berlin. Die Königswürde trugen unter anderen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), sein Amtsvorgänger Helmut Kohl (CDU), Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne).

(RPO Archiv)
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