Bundesaußenminister Fischer dankt libyscher Führung Marc Wallert ist wieder in Göttingen

Hannover (dpa). Nach einem Monate langen Albtraum ist die Göttinger Familie Wallert wieder glücklich vereint und zu Hause. Am Dienstagabend kehrte der 27-jährige Marc Wallert gemeinsam mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Dirk nach Göttingen zurück. Werner und Renate Wallert hatten ihren jüngsten Sohn zuvor auf dem Flughafen Hannover herzlich und unter Tränen empfangen. "Es ist unfassbar", sagte Marc Wallert als vor seinem Elternhaus stand. Er wolle in nächster Zeit mal auf die Expo in Hanover gehen. Er werde aber künftig weder Malaysia noch die Philipinen bereisen.

"Jetzt will ich die Tür zumachen und alleine sein", sagte er den vor dem Haus wartenden Journalisten.

Immer wieder hatte Renate Wallert ihren Sohn auf dem Flughafen in die Arme geschlossen. Marc Wallert sagte noch auf dem Rollfeld: "Ich bin überglücklich und dankbar." Die Bundesregierung habe alles getan, um die Geiseln rauszuholen.

Am Mittwochmorgen steht ein Auftritt in der ZDF-Show mit Moderator Johannes B. Kerner in Hamburg auf ihrem Programm, bevor die Stadt Göttingen den drei Ex-Geiseln am Nachmittag einen großen Empfang bereitet.

Vor Antritt der letzten Etappe seiner Heimreise hatte Marc Wallert in Tripolis den libyschen Vermittlern gedankt. Begleitet vom Staatsminister im Auswärtigen Amt, Ludger Volmer, flog Wallert in einer Regierungsmaschine nach Hannover. Bundesaußenminister Fischer wollte noch am Abend nach Libyen reisen, um sich persönliche bei der libyschen Führung für die Hilfe zu bedanken.

Fischer macht Abstecher

Fischer werde auf seinem Flug zur Generalvollversammlung der Vereinten Nationen in New York einen Abstecher in die libysche Hauptstadt machen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.

Die libysche Vermittlung sei der entscheidende Faktor bei der Beendigung des Dramas gewesen, hatte bereits Volmer bei der Zeremonie am Dienstag in Tripolis gesagt. Der 27-jährige Marc Wallert hat Tripolis unterdessen verlassen und wird am späten Dienstag zunächst in Hannover und wenig später in seiner Heimatstadt Göttingen zurückerwartet. Auch zwei Finnen und ein Franzose kehren nach viereinhalb Monaten Geiselhaft auf Jolo heim.

Im Namen der Freigelassenen hatte der Finne Risto Vahanen erklärt: "Die Sonne ist wieder aufgegangen. Wir beginnen ein neues Leben". Alle Geiseln hätten den libyschen Vermittler Rajab Azzarouk als Adoptivvater angenommen und wollten mit ihm gemeinsam den ersten Jahrestag der Geiselnahme feiern. Vahanen sagte weiter, die Geiseln wären für die Abu-Sayyaf-Rebellen nur ein Mittel gewesen, um ein besseres Leben zu führen. "Wir wurden in eine Armut gebracht, wie wir sie nie zuvor gesehen haben." Dennoch seien nicht nur die Geiseln "missbraucht worden", sondern auch das "Gesicht des Islam".

Vahanen nahm in Tripolis auch ihm zugeschriebene Äußerungen über angebliche Vergewaltigungen weiblicher Geiseln auf der Insel Jolo zurück. Er sagte im finnischen Radiosender YLE, Aussagen von ihm in Englisch über eine "falsche Behandlung" von Frauen unter den Geiseln seien falsch verstanden und interpretiert worden.

(RPO Archiv)
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