Düsseldorf Mafia hat 13 NRW-Stützpunkte

Düsseldorf · Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger hat die Verurteilung Giovanni Strangios gestern begrüßt. "Ich freue mich, dass die hervorragende und akribische Arbeit der Duisburger Ermittler diese Verurteilung möglich gemacht hat", sagte der SPD-Politiker. Die Zusammenarbeit der deutschen und italienischen Polizei habe sich seit den Mafia-Morden von Duisburg im Sommer 2007 enorm verbessert, betonte nach dem Urteil auch der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamten (BDK), Wilfried Albishausen. "Man kennt sich nun untereinander, hat Gesichter vor Augen und tauscht sich regelmäßig aus", sagte er.

Doch die Ausbreitung der Mafia-Clans in Nordrhein-Westfalen ist auch vier Jahre nach der Bluttat von Duisburg nicht gestoppt. "An der Aktivität der 'Ndrangheta in NRW hat sich nichts geändert", sagt BDK-Landeschef Albishausen. Gerade ländliche Gegenden seien für die Familienclans attraktiv. Dort sei die Überwachung durch die Polizei geringer. Die Nähe zu den Niederlanden erleichtere Drogenhandel und Geldwäsche.

Experten gehen von Stützpunkten der Mafia in 13 Städten in NRW aus. Allein von den Familienclans aus der süditalienischen Stadt San Luca hätten 200 Mitglieder ihren Wohnsitz in Deutschland – besonders viele von ihnen in NRW.

Nach wie vor fehle es bei der Ermittlungsarbeit aber an Personal, sagte Albishausen. Beispiel Duisburg: In der Kriminalinspektion für Organisierte Kriminalität – eine von 16 solcher Gruppen in NRW – arbeiten 30 Ermittler. Sie sind sowohl für Mafia-Aktivitäten und Rockerclubs als auch für ausländische Banden zuständig. In einer Stadt wie Duisburg "ist das deutlich zu wenig".

Um die internationale Kooperation erfolgreicher zu machen, müsste laut Albishausen das Strafprozessrecht in Italien, Deutschland und den Niederlanden vereinheitlicht werden. "Die lebenslange Freiheitsstrafe für Strangio wäre wahrscheinlich auch in Deutschland erfolgt – vielleicht aber auch nicht."

(RP)
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