Düsseldorf Männer bekennen sich zur bunten Socke

Düsseldorf · "Schrille Socken", so die "New York Times", seien Ausdruck der Persönlichkeit. Dazu braucht man Mut und Selbstironie.

Kaum ein Kleidungsstück fällt so negativ auf wie die Herrensocke. Weiße Sportsocken in Sandalen etwa. Zu kurze Socken, die ein Stück von behaarten Männerbeinen entblößen. Der Griff zum schwarzen Strumpf ist da schon besser und sicherer, doch auf Dauer etwas langweilig. Was viele Künstler und Kreative schon immer tun, übernehmen jetzt auch wirklich modebewusste Männer: Endlich bekennen sie Farbe an ihren Füßen. Für die Freizeit in engen Jeans und hochgekrempelten Chinos gilt dies schon lange, für den Büroalltag im Anzug dagegen weniger.

Knallige Farben am Knöchel erlauben den Männern, auf dezente Weise ihr modisches Gespür zu beweisen. Gern abgestimmt auf Krawatte oder Einstecktuch und besonders wirkungsvoll in Kombination mit Raulederschuhen und niedrig geschnittenen Loafers.

Es bedarf allerdings Mut und die nötige Portion Selbstironie, sich dem Dogma des schwarzen Beinkleids zu widersetzen und den vermeintlichen Fauxpas mit der nötigen Souveränität zu tragen. Auch Branche und Position sind nicht unerheblich. Schrille Socken seien Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, schreibt die "New York Times" und zitiert Pressesprecher und Produktmanager von Facebook, Twitter und YouTube. Allesamt ansässig im Silicon Valley, wo die betonte Nonchalance der New Economy sich auch im Dresscode widerspiegelt. Dort sind "Funky Socks", nicht nur bunt, sondern auch wild gemustert, der Renner in IT-Meetings. Eine Art Erkennungszeichen der Computer-Nerds. Grundsätzlich neu sind bunte Socken für Herren aber nicht.

Der Ursprung liegt in der traditionellen englischen Herrenmode. Auf der Insel pflegten Gentlemen den modischen Spaß bereits in den 1920er Jahren. Aristokraten zeigten auf diese Weise, dass sie sich erlauben konnten, was anderen untersagt war. Die Renaissance der bunten Socken ist nun auch im Sortiment des deutschen Traditionshauses Falke zu erkennen. Dominiert wird dieses zwar weiterhin von schwarzen, grauen, blauen und braunen Kniestrümpfen, doch bietet der Saarländer Hersteller sein "Airport"-Modell, angeblich das beliebteste Europas, inzwischen in insgesamt 40 Farben an. Darunter auch exotische, wie "Zuckerwatte" und "Lippenstift". Auch junge StartUp-Unternehmen wie Happy Socks profitieren vom Trend. Die schwedische Firma hat sich auf besonders schrille Muster spezialisiert und bietet selbst Hawaii-Hemd- und Zebra-Socken an. Allerdings gilt auch hier die Regel: Weniger ist oft mehr, und die Natur des Trends ist auch seine Vergänglichkeit. "Bunte Socken trug man 2010. Das war witzig, hat Farbe ins Leben gebracht und konnte sogar von Business-Männern halbwegs lässig umgesetzt werden." Mittlerweile, so der Modekritiker und "Dandy Diary"-Autor Jakob Haupt, solle man lieber zu den Klassikern zurückkehren.

Maurizio Müller, Autor des Berliner Mode-Blogs "Mau-Fashion", mahnt zwar ebenso vor der Schnelllebigkeit der Modewelt, glaubt jedoch an einen anhaltenden Trend: "Ein schlichtes Outfit profitiert generell von farblichen Akzenten. Wie sollte so etwas aus der Mode kommen?"

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort