Düsseldorf Loom - die neuen Freundschaftsbänder

Düsseldorf · Sie sind der Renner auf den Spielplätzen und in den Schulen: Aus bunten Gummi-Ringen knüpfen Kinder mit einem Webrahmen und Haken Freundschaftsbänder. Diese "Loom-Bandz" führen die Spielwaren- Verkaufscharts an.

Sie sehen aus wie handelsübliche kleine Gummibänder. Doch benutzt man sie nicht etwa, um Frischhaltedosen zu verschließen, sondern um daraus kleine Kunstwerke für den Arm zu fertigen. Die sogenannten "Loom-Bandz" - das englische Verb "to loom" bedeutet sich zusammenballen, mit dem Nomen "loom" ist ein Webstuhl gemeint - sind die neue Art, Freundschaftsbänder zu knüpfen. In der Altersgruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen bestimmen sie zurzeit die Freizeit. Die Eltern treiben sie vielerorts zur Weißglut: Die bunten Gummiringe liegen überall in der Wohnung herum, verstopfen Staubsaugerschläuche und sorgen für ständige Besuche in Bastel- und Spielwarenläden, wenn wieder eine bestimmte Farbe ausgegangen ist.

Seit etwa einem Monat sind die bunten, elastischen Bänder aus Silikon in deutschen Läden erhältlich - und fast überall sind sie inzwischen ausverkauft. Auch auf vielen Online-Plattformen sind sie teils vergriffen. Bei Amazon Deutschland belegen sie die ersten acht Plätze im Bereich Spielzeug, gefolgt von Schwimmflügeln und dem WM-Fußball. "Kinder reißen sie sich förmlich aus den Händen", berichtet eine Mitarbeiterin eines großen Spielwarenhauses in Düsseldorf. "Vor allem die Pakete mit Nachfüllbändern sind immer restlos ausverkauft", sagt sie. Um ein Armband zu machen, braucht man einen Webrahmen und einen Haken. Auf dem Rahmen werden die Ringe nach Anleitung gespannt und dann mit dem Haken verwoben, so dass daraus ein geflochtenes Band entsteht. Mit einem durchsichtigen Verschluss wird das Band dann um den Arm befestigt. Durch die verschiedenen Farben der Gummiringe und Webarten können Kinder daraus ihre individuellen Freundschaftsbänder entwerfen. Die Hersteller werben damit, dass es sich um Einzelstücke handelt: "Den gleichen Schmuck tragen wie alle war gestern. Ab sofort entscheidest du, was du trägst."

Vor allem Mädchen, aber auch viele Jungen sind mit dem "Loom-Bandz"-Virus infiziert. Ihre Armgelenke gleichen schnell denen von Schlagersänger Wolfgang Petry, denn mit jedem Freund und jeder Freundin verbindet man sich über ein andersfarbiges Band.

Der Trend kommt aus den USA. Auch Prominente, Fußballer und Royals schmücken sich mit den selbst gewebten Armbändern, darunter David Beckham, One Direction-Sänger Harry Styles, Sängerin Miley Cyrus und sogar Camilla, die Herzogin von Cornwall. Auf die Spitze trieb es US-Talkmaster Jimmy Kimmel, der in einer Sendung einen kompletten Anzug aus den bunten Bändern trug. Er hatte ihn aus Hunderten Bändern, die ihm Kinder aus dem ganzen Land geschickt hatten, angefertigt.

Auch in Großbritannien sprechen die Menschen über das neue Mode-Accessoire. Herzogin Catherine zeigte sich in den vergangenen Wochen mehrmals mit einem Freundschaftsband. Fast alles, was Kate trägt, wird zum Kassenschlager. Zwar wirken die Bänder auf den ersten Blick wie günstiger Modeschmuck, doch wenn selbst Prinzessinnen sie tragen, werden sie auch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Must-have. Kates Eltern vertreiben in ihrem Partyartikelversand "Party Pieces" fertig geknüpfte Bänder. Für Kinder bringt aber vor allem das Selbstmachen großen Spaß. In Großbritannien sind Looms das meistverkaufte Spielzeug aller Zeiten, wie mehrere Zeitungen berichten. Die ersten 20 Artikel der Spielwaren-Charts von Amazon.co.uk sind Looms oder haben mit Looms zu tun.

Es gibt beim Bänderknüpfen verschiedene Schwierigkeitsstufen. Das Einsteigerband besteht aus zwei Farben und einem einfachen Muster. Fortgeschrittene weben die Gummiarmbänder mit vielen verschiedenen Lagen, arbeiten Namens- oder andere Schriftzüge mit ein oder verzieren die Bänder mit kleinen Palmen oder Tiermotiven. Besonders beliebt sind Armbänder in Regenbogenfarben. Profis können daraus auch Ringe oder Halsketten basteln. Zwar liegen den Startersets auch Anleitungen bei, doch erlernen die meisten Kinder die Webarten vor allem über Videos auf der Internetplattform Youtube. Sie erklären beliebte Muster wie Fischgräten- oder Drachenschuppen Schritt für Schritt. Teilweise kann man auf den Spielplätzen auch Kinder beobachten, die nebeneinander auf der Bank sitzend Bänder knüpfen - besonders Geübte brauchen dazu nicht mehr als ihre Finger.

(RP)
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