London Radfahren in Londons U-Bahn-Tunneln

London · Mehrere Architekten arbeiten an Entwürfen, wie das Radfahren in London sicherer werden soll.

Wer mit dem Fahrrad auf den überfüllten Straßen Londons unterwegs ist, braucht Geduld und Mut. Denn London gilt als gefährliches Pflaster für Radfahrer. Der Bürgermeister der britischen Hauptstadt, Boris Johnson, hat daher angekündigt, seine Stadt für Radler sicherer machen zu wollen. Die neuste Idee stammt aus dem Architekturbüro Gensler: Die "London Underline", der Umbau von stillgelegten U-Bahn-Tunneln zu Radwegen.

In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Fahrradfahrer in London verdoppelt. Bei der Sicherheit aber hat sich kaum etwas getan. "Wir stecken jährlich mehr als eine Milliarde Pfund in die Infrastruktur. Es geht auch um die kulturelle Veränderung, die Leute begreifen, dass London eine Fahrrad-Stadt ist", erklärte Johnson. Ideen wie die "London Underline", die den Preis als "Bestes Entwurf-Projekt" der diesjährigen London Planning Awards gewonnen hat, kommen dem Bürgermeister da gerade recht. Das Konzept sieht vor, dass brachliegende Tunnel und Bahnhöfe zu unterirdischen Rad- und Fußgängerwegen ausgebaut werden. Damit kommen die Menschen nicht nur schneller und sicherer von einem Ort zum nächsten, sie sind auch bei schlechtem Wetter ohne Auto oder Bahn trocken unterwegs.

Damit der Ausflug unter Tage nicht allzu trist wird, sieht das Architektenbüro Cafés und Galerien vor, die die Wege säumen sollen. Die Wände könnten mit Kunst bemalt werden. "Jetzt, da London die maximale Einwohnerzahl in der Geschichte der Stadt erreicht hat, müssen wir über kreative Lösungen nachdenken, um das Potenzial unserer Infrastruktur zu maximieren", erklärt Ian Mulcahey, Co-Director bei Gensler. Dabei sollen auch Umweltfragen berücksichtigt werden. Die Architekten stellten ein Bodenmaterial vor, auf dem durch die Belastung durch Radfahrer und Fußgänger Strom erzeugt wird. Die Menschen würden so mit jedem Schritt kostengünstig Energie erzeugen, sagt Gensler-Designer Trevor To. Unklar ist, ob und wenn ja wann die Pläne zur "London Underline" umgesetzt werden. Die Bewohner der Stadt sind begeistert, aber auch skeptisch, wenn es um Sicherheitsfragen geht. Andererseits wird schon darüber diskutiert, wo das Projekt starten könnte. Im Gespräch für die erste mögliche Strecke sind die zwei Kilometer zwischen Greenpark und Holborn, die unter dem Covent Garden entlangführen.

Schon seit längerem suchen Architekten nach Lösungen für neue Radwege in London. Doch deren Umsetzung ist teuer. So kreierte Stararchitekt Norman Foster vor einem Jahr den Entwurf "Skycycle", ein Netzwerk bestehend aus 220 Kilometer langen, schwebenden Radwegen, die über bestehenden Gleisen verlaufen sollten. 200 Zugänge solle es geben. Jede Route biete pro Stunde Platz für 12 000 Radfahrer, so "Foster und Partner". Jedoch müsste dieses umfangreiche Streckennetz erst einmal gebaut werden.

Vergangenen Oktober das nächste Projekt: Der "Thames Deckway", ein schwimmender Radweg auf der Themse. Der würde nach dem Willen der Planer nahe des Südufers weit weg vom regulären Schiffsverkehr verlaufen. Die Kosten für das Vorhaben der Architektengruppe "The River Cycleway Consortium" belaufen sich geschätzt auf stolze 760 Millionen Euro. Um das zu finanzieren, schwebt dem Konsortium eine Maut von etwa 1,90 Euro pro Strecke vor. Gespräche mit der Stadtverwaltung sowie mit den Verkehrsbetrieben Londons gab es bereits. Doch bis zur möglichen Umsetzung ist es noch ein weiter Weg. Und einen entscheidenden Nachteil hat das Projekt: Ins Stadtinnere kommt man auf dem Wasserweg eben nicht.

(RP)
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