Fehde zwischen Hells Angels und Bandidos LKA kündigt weitere Rocker-Razzien an
Leverkusen · Mit dem Großeinsatz der Polizei gegen den Rockerclub Bandidos in Leverkusen, Köln und Duisburg machen die Behörden ihre Ankündigung wahr, konsequent gegen Hells Angels und Bandidos vorzugehen. Bei den Razzien wurden Hieb- und Stichwaffen sichergestellt. Festnahmen gab es keine.
Der Zugriff war akribisch vorbereitet. Zeitgleich stürmten Polizisten am Donnerstagabend um 20.30 Uhr ein Bordell in Leverkusen und drei Privatwohnungen, eine nur wenige hundert Meter von dem Rotlicht-Etablissement entfernt, die anderen beiden in Köln und Duisburg. Das Ziel: objektive Beweise für die Massenschlägerei zwischen den verfeindeten Rockergruppen Hells Angels und Bandidos am 21. Januar in der Mönchengladbacher Altstadt. Zwei Männer der Hells Angels waren dabei mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt worden.
Wegen des hohen Gefährdungspotenzials waren an der Razzia fünf SEK-Einheiten und drei Hundertschaften beteiligt. Bei dem massiven Einsatz mit mehr als 40 Wagen, darunter gepanzerte Spezialfahrzeuge, wurde niemand verletzt.
"Null Toleranz" gegen Rockerkriminalität
"Das konsequente Vorgehen ist angemessen und vernünftig", lobt Wilfried Albishausen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) den Polizeieinsatz. Schon kurz nach der Schlägerei in Mönchengladbach hatte Innenminister Ralf Jäger (SPD) im Innenausschuss des Landtags gesagt, dass bei der Bekämpfung der Rockerkriminalität "Null Toleranz" gelte und selbst geringfügige Verstöße geahndet würden. "An dieser Ankündigung werden wir auch künftig festhalten", so Claudia Otto vom Innenministerium.
Auch aus dem Landeskriminalamt (LKA) verlautet, dass eine weitere Eskalation im Bandenkonflikt unbedingt vermieden werden soll. "So weit das rechtlich möglich ist, werden wir unsere intensiven Kontrollen fortsetzen", so LKA-Sprecherin Michaela Heyer. So ist auch die Polizeipräsenz im Rotlichtviertel von Oberhausen verstärkt worden, seit dort mehrere Schüsse fielen. Hintergrund sollen auch dort Revierkämpfe der Rocker sein.
Verdächtiger gilt als Schwerkrimineller
Im Leverkusener Bordell "Globe" stellte die Polizei Hieb- und Stichwaffen sicher. Ob sich das Tatmesser darunter befindet, ist unklar. In den Privatwohnungen waren keine Waffen. "Aber wir haben auch nach anderen Beweismitteln gesucht", sagt ein Polizeisprecher. Chef des Bordells ist Brahim Z. (37). Er soll Angehöriger der Bandidos sein und ist einer der beiden Tatverdächtigen der Schlägerei in Mönchengladbach. Z. gilt als Schwerkrimineller. Es gibt wenig, vor dem er und seine Rockerfreunde zurückschrecken sollen. Das gleiche gilt für den zweiten Tatverdächtigen Ramin Y. (23) aus Köln. Beide sind auf freiem Fuß. "Haftbefehle können erst ausgestellt werden, wenn ein dringender Tatverdacht besteht. Dafür hoffen wir jetzt Beweise zu finden."
Seit dem Vorfall in der Mönchengladbacher Altstadt trifft sich die Mordkommission "Kutte" täglich, plant mögliche Einsätze. Bei dem Gewalt- und Gefährdungspotenzial sei das auch eine Frage der Logistik, so die Polizei. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, weil Opfer und Täter schweigen.
Im Zuge des Rockerstreits werden sogar, wie im Herbst 2011 in Leverkusen, Bürger unter Druck gesetzt. Das werden wir nicht hinnehmen, hatte Kölns neuer Polizeipräsident Wolfgang Albers verkündet. Für BDK-Mann Albishausen ist die Stoßrichtung klar: "Zu einem kompromisslosen Vorgehen gehören weitere Schritte: Anklagen, Strafverfahren und vor allem Vereinsverbote."