Wirbel um fehlerhafte Interview-Passage ZDF korrigiert Lanz-Kritik an Gottschalk

Mainz/München · In der aktuellen Ausgabe des Magazins Focus kritisiert Moderator Markus Lanz seinen "Wetten, dass ..?"-Vorgänger Thomas Gottschalk. Er habe der Sendung schaden wollen. Zahlreiche Medien griffen die Aussage auf. Dann grätscht das ZDF dazwischen. Alles nur ein peinlicher Fehler.

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Das ist Markus Lanz

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Foto: dpa/Georg Wendt

Die Äußerungen des Nachfolgers von Thomas Giottschalk schlugen am Wochenende hohe Wellen. "Ich bin mir ganz sicher, dass er "Wetten, dass..?" schaden will, lautet das Zitat, das es oftmals bis in die Schlagzeile schafft. Tenor der Berichterstattung: Lanz greift Gottschalk an, weil er ihm den Wechsel zum RTL-Supertalent übelnimmt.

Nun zeigt sich: Mehr Skepsis wäre angebracht gewesen. Denn ein derart knallharter Angriff entspricht ganz und gar nicht seinem Typ. Lanz ist ein smarter Moderator, dem manche auch vorwerfen, ein hausgemachter Weichspüler zu sein.

Tatsächlich hat Lanz diese Wort so offenkundig nie formuliert. Verantwortlich dafür ist die Pressestelle des ZDF. Der Sender stellte am Sonntagnachmittag klar, in einer früheren Fassung des Interviews sei in diesem Satz von Lanz das Wort "nicht" im Zuge der Autorisierung des Interviews "aus nicht nachvollziehbaren Gründen gelöscht worden". Der Fehler sei leider zunächst nicht aufgefallen.

Die Kritik passt auch nur schwer zu den anderen Aussagen im Lanz-Interview. Zu seiner Rolle als Gottschalks Nachfolger sagte Lanz: "Ihn ersetzen zu wollen, wäre vermessen. Ich erinnere mich gut an seine ersten Auftritte: eine Naturgewalt! Deshalb ist er einer der Helden meiner Jugend und wird es immer bleiben."

In den deutschen Printmedien ist es üblich, Interviews noch einmal vorzulegen und autorisieren zu lassen. Oftmals überprüfen daraufhin journalistisch versierte Mitarbeiter des Interviewten jeden einzelnen Satz. Nicht eben selten werden problematische Passagen herausgekürzt. Im Fall des ZDF hat die nachträgliche Korrektur jedoch den gegenteiligen Effekt bewirkt.

Das Magazin Focus jedenfalls distanziert sich ausdrücklich. Auf der Website des Magazins findet sich seit Sonntagnachmittag eine entsprechende Erklärung, in der es heißt:

"Durch die Pressemitteilung des ZDF entsteht der Eindruck, das Nachrichtenmagazin FOCUS hätte bei der Autorisierung des Interviews mit Markus Lanz in der aktuellen Ausgabe (erscheint am 3. September) einen Fehler begangen.

Das Gegenteil ist der Fall. In der dem Nachrichtenmagazin FOCUS vom ZDF übermittelten autorisierten Fassung steht der Satz 'Ich bin mir ganz sicher, dass er (gemeint ist Thomas Gottschalk, Anm. der Redaktion) ,Wetten, dass...?' schaden will'."

Nach Darstellung der Focus-Redaktion hatten die Redakteure des Magazins sogar noch am Donnerstagnachmittag bemängelt, dass das Originalinterview vom ZDF bei der Autorisierung an mehreren Stellen massiv geändert worden sei und deswegen Gesprächsbedarf angemeldet.

Daraufhin soll das ZDF jedoch per E-Mail abgewiegelt haben. Eine nochmalige Überarbeitung sei sicher schon zeitlich nicht möglich, das Interview mit Markus Lanz "gelungen" und außerdem "dicht am Original".

(dpa)
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