"Stille Geburt" und Schweigegelübde Was Toms Tochter erwartet

Los Angeles (RP). Tom Cruise und Katie Holmes haben ein Töchterchen bekommen: Suri. Gesund, 3400 Gramm leicht und 51 Zentimeter klein. In einem Krankenhaus bei Los Angeles brachte Katie Holmes (27) das Mädchen am Dienstag zur Welt. Der Name des Kindes stamme aus dem Hebräischen und Persischen. Er bedeute "Prinzessin" beziehungsweise "Rote Rose", ließen die Eltern die Öffentlichkeit informieren. Wie es jetzt weitergeht: Wenn der frisch gebackene Vater seinen Willen durchsetzt, darf Katie erstmal eine Woche lang nicht mit dem Baby sprechen.

 Sie lehnt an seiner starken Schulter: In Sachen Kindererziehung geht es in der Holmes-Cruise-Beziehung nach seinem Kopf.

Sie lehnt an seiner starken Schulter: In Sachen Kindererziehung geht es in der Holmes-Cruise-Beziehung nach seinem Kopf.

Foto: Getty Images North America, AFP

"TomKat", wie die amerikanische Presse das Paar nennt, hatte vom ersten Tag der Beziehung an den Turbo eingeschaltet. Binnen sechs Monaten waren sie verliebt, verlobt - und werdende Eltern. Tom Cruise hat bereits zwei Adoptivkinder aus seiner Ehe mit der Schauspielerin Nicole Kidman. Die Schwangerschaft seiner neuen Liebe begleitete Cruise mit etlichen absonderlichen Auftritten und Äußerungen. Statt in der Rolle des werdenden Vaters präsentierte es sich als komischer Kauz, gab wieder einmal krude Bekenntnisse zur Scientology-Organisation zum Besten - und etliche Geschmacklosigkeiten. So kündigte Cruise kurz vor der Niederkunft an, er wolle nach der Geburt den Mutterkuchen verspeisen. "Ich werde die Plazenta essen. Ich dachte, das wäre gut. Sehr nahrhaft", wird der Hollywood-Schauspieler in einem Männermagazin zitiert.

Die Geburt selbst sollte nach den Regeln von Scientology in aller Stille erfolgen. Dabei dürfe die Gebärende selbst Geräusche machen, aber alle anderen müssten still sein, erklärte der Mission-Impossible-Star. Eine nahezu unmögliche Mission hätte Mutter Katie Holmes jetzt noch vor sich: Nach der Geburt solle sie sieben Tage lang nicht mit dem Baby reden, da sich ansonsten das Trauma der Geburt mit der Stimme der Mutter verbinde. Das Essen der Plazenta bleibt auch für einen Sekten-Kenner wie Hansjörg Hemminger aus Stuttgart unerklärlich. "Da gibt es keine mir bekannte Beziehung zu Scientology. Es gibt Naturvölker, die die Plazenta mit einem Ritual begraben oder verbrennen." Bekannt ist dem Weltanschauungsbeauftragten der evangelischen Landeskirche in Württemberg auch, dass manche Säugetiere den Mutterkuchen nach der Geburt essen. "Vielleicht ist das bei Cruise ein Naturtick, aber das ist reine Spekulation", meint Hemminger, der mit der evangelischen Kirche im Rheinland zusammenarbeitet.

Die "stille Geburt" und das der Mutter verordnete Schweigen kann Hemminger dagegen tatsächlich als Idee von Scientology erklären. "Es basiert auf der Vorstellung, dass alle starken Reize wie Lärm, Schütteln oder laute Stimmen bei der Geburt Traumata erzeugen." Die Geburtserfahrung sei in vielen Therapieprozessen ein beliebtes Motiv. Das Vermeiden von Traumata bei der Geburt habe der Begründer von Scientology bereits in seinem ersten, 1950 erschienenen Grundlagenwerk "Dianetik" beschrieben. "Scientology geht von einer Speichertheorie aus. Alles Erlebte wird demnach komplett aufgezeichnet", erläutert Hemminger. Wissenschaftlich sei das längst überholt, denn das menschliche Hirn habe überhaupt nicht so viel Speicherkapazität.

Tom Cruise gilt als prominentester Anhänger der Scientology-Organisation, die sich selbst als Religion bezeichnet. "Als Medienfigur macht er immer wieder seinen Einfluss für sie geltend", urteilt Hemminger. Scientology, übersetzt "die Lehre vom Wissen", wird in vielen Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet. Gründer ist der inzwischen verstorbene L. Ron Hubbard. Die christlichen Kirchen sehen Scientology als gefährliche "Psycho-Sekte". Nach Schätzungen des Verfassungsschutzes soll es in Deutschland zwischen 5000 und 7000 Scientology-Anhänger geben. In den USA wird ihre Zahl auf rund 100.000 geschätzt. Was die kleine Suri erwartet bei ihren Scientology-gläubigen Eltern, vermag Hemminger schwer vorherzusagen. "Kinder gelten nach Hubbards Lehre als kleine Erwachsene, da die unsterbliche Geistseele in ihnen wiedergeboren wird. Kindliche Entwicklungsbedürfnisse sind da nicht vorgesehen." Suri, so Cruise, werde jedenfalls nicht getauft.

(RP)
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