Trash-TV auf Prosieben Warum Gülcan-und-Collien-Gucken lohnt

Düsseldorf (RPO). Kühe, Berge, ein Bauernhof und zwei Promi-Girls: Genügend Stoff für die Doku-Soap, die am vergangenen Dienstag Einzug in das deutsche Fernsehen gehalten hat. Mittendrin: die "nervigste Deutsche 2007" Gülcan Kamps und Viva-Gespielin Collien Fernandes. Doch auch wenn das Niveau nicht besonders hoch war, lohnt es sich, weiterzuschauen.

Gülcan und Collien ziehen aufs Land
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Gülcan und Collien ziehen aufs Land

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Ja, das Konzept erinnert an das Setting von Bauer sucht Frau. Ja, die Show ist — mal wieder — von den Amerikanern geklaut. Und ja, Prosieben möchte vermutlich an den Erfolg von "Die Alm" und dem amerikanischen Pendant "Simple Life" mit Paris Hilton und Nicole Richie anknüpfen. Das Landleben boomt in Deutschland. Zwar würde die Mehrheit der Bevölkerung wohl kaum mit dem harten Arbeitsalltag eines Bauern tauschen wollen, einen Urlaubstrip zurück zur Natur und dem "Ursprünglichen" können sich viele Familien mit Kindern aber sicherlich vorstellen. Einmal in zwei Wochen Kühe melken, einmal mit den Kindern Traktor fahren — wie charmant. Und endlich erfahren die Kinder live, dass die Milch nicht aus Tüten kommt.

Was sich viele Zuschauer aber sicherlich noch viel besser vorstellen können: C-Promis dabei zuschauen, wie sie sich beim Anpacken lächerlich machen — und sich heimlich freuen, wie viel besser man sich anstellen würde. Und genau hier liegt der Charme der neuen Doku-Soap, in der laut Prosieben-Unterhaltungschef alles ganz "real und authentisch" sein soll.

Die Doku-Soap schafft es, gleich mehrere Gelüste gleichzeitig zu befriedigen.

Voyeurismus: Schon in ihrem ureigensten Element — dem glitzernd-oberflächlichen Showbusiness — bieten Gülcan Kamps (26) und Collien Fernandes (25) aufgrund eher bescheidenen Intellekts genügend Lachstoff. Begeben sie sich aber auf bislang gänzlich unbekanntes Terrain, wird es noch spannender. Die Story: Zwei "Jetsetterinnen" werden mit dem Helikopter in den urbayerischen Chiemgau geflogen. Ohne Geld, ohne Kreditkarten, ohne Handys. Drei Wochen lang sollen sie mit einer Bauern-Großfamilie zusammenleben und -arbeiten. Früh aufstehen und Kuhmist entsorgen inklusive.

Eine echte Aufgabe für die verwöhnten Damen mit den manikürten Fingernägeln. Mal sehen, wie lange es dauert, bis sie rebellieren. Bislang haben sie sich noch Mühe gegeben.

Promi-Bashing: Halten wir fest: Die meisten Menschen im bayerischen Grainbach hatten vor der Show noch nie etwas von Gülcan oder Collien gehört. Gasteltern Roswitha und Konrad eingeschlossen. "Die haben wohl irgend so eine Show auf einem Musiksender", hat Vater Konrad mittlerweile von seinen beiden Söhnen gelernt. "Auf Viva oder so." "Fifa" spricht er es aus. Beeindrucken lässt sich die Familie vom Glamour-Faktor der Ladys also nicht. Ob man das überhaupt müsste angesichts einer öffentlich vorgeführten Eheschließung mit dem Bäckerei-Erben Kamps (Gülcan) und einer unspektakulären Privatsender-Karriere als Moderatorin (Gülcan und Collien), ist fraglich. Ob man sie mag oder nicht: Die kommenden sieben Folgen bieten jede Menge Lästerstoff — vom Leopardenoutfit und High Heels beim Einzug auf den Hof oder dem Gucci-Täschchen auf dem Dorffest.

Unterhaltung: Sagt Gülcan zu Collien an der Bushaltestelle mitten im Grünen: "Ich fühl mich gerade wie Heidi!" Darauf Collien: "Wie Heidi Klum?" Oder: Sagt Gülcan beim Empfang durch die belederhoste Gastfamilie: "Die sehen aus wie im Comic — in einem Landwirte-Comic." Ganz großes Kino.

Schadenfreude: Der jahrzehntelange Erfolg von "Pleiten, Pech und Pannen" hat es gezeigt: Die Deutschen freuen sich, wenn Menschen Missgeschicke passieren. Und wenn sich auch noch ein Promi zum Idioten macht, ist die Freude doppelt so groß. Toll, wenn sich die mit 13 Koffern und Gucci-Täschchen angereisten Gülcan und Collien beim Stallaufräumen von der rigorosen Gastmutter Roswitha herumkommandieren lassen und mit Kuhmist mal so richtig schmutzig machen müssen.

Selbstbeweihräucherung: Collien hat noch nie ein Ei aufgeschlagen. Bauersfrau Roswitha ist schockiert. Wir auch. Man selbst hätte damit natürlich keine Probleme. Genau wie mit dem Aufkehren von Kuhexkrementen und dem Umlagern von Heu. Und das Aufstehen um 5.30 Uhr ist ja wohl auch nicht so schlimm. Körperlich gearbeitet hat angeblich noch keine von den beiden, und — so Collien: "Ich kenne Kühe nicht persönlich."

Lernfaktor: Das Leben auf einem Bauernhof ist harte Arbeit. Auch die Kinder müssen ran, um den Betrieb am Laufen zu halten. Und: Gäbe es nur Gülcans und Colliens auf dieser Welt: Sie wäre in echten Schwierigkeiten.

Fazit: Bitte bitte, erwarten Sie nicht zu viel. Schon gar nicht Niveau. Aber gucken sollten Sie es trotzdem. Wenigstens einmal.

"Gülcan und Collien ziehen aufs Land", immer dienstags 20.15 Uhr auf Prosieben.

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