Missbrauchsvorwürfe Streit um Millionen-Vergleich für mutmaßliche Weinstein-Opfer

New York · Dutzende Frauen werfen dem früheren Filmmogul weiterhin sexuelle Belästigung vor. Nun gibt es einen Vorschlag zur Einigung. Doch was die Staatsanwaltschaft als Sieg verkauft, schätzen die Anwälte der mutmaßlichen Opfer ganz anders ein.

 Harvey Weinstein an einem Prozesstag in New York.

Harvey Weinstein an einem Prozesstag in New York.

Foto: AP/Mark Lennihan

Der wegen Sexualverbrechen verurteilte frühere US-Filmproduzent Harvey Weinstein hat sich mit Dutzenden Beschuldigerinnen vorläufig auf einen millionenschweren Vergleich geeinigt. Das teilten die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James und die Chicagoer Anwältin Elizabeth A. Fegan am Dienstag (Ortszeit) mit. Wenn der Deal richterlich abgesegnet wird, können die Beschuldigerinnen zwischen 7500 und 750.000 US-Dollar des 18,8 Millionen Dollar umfassenden Vergleichs verlangen.

Der frühere Hollywoodproduzent war am 24. Februar schuldig gesprochen worden, eine Frau vergewaltigt und eine andere zum Oralsex gezwungen zu haben. Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs von Dutzenden weiteren Frauen hatten 2017 seine Karriere zerstört und dem globalen #MeToo-Bewegung Aufschwung verschafft. Die Bewegung fordert, mächtige Männer für ihr sexuelles Fehlverhalten zur Verantwortung zu ziehen. Unter dem Hashtag #MeToo hatten viele Frauen in sozialen Medien von ihren Belästigungs- oder Vergewaltigungserfahrungen berichtet.

Der 68-Jährige kam im März in das Hochsicherheitsgefängnis Wende im Bundesstaat New York. Dort soll er zumindest einen kleinen Teil seiner 23-jährigen Haftstrafe ableisten.

„Diese Einigung ist der Höhepunkt mehrerer Jahre harter Arbeit von Überlebenden, die nicht nur die #MeToo-Bewegung um Weinstein initiierten, sondern auch ihre Plattformen nutzten, um Gerechtigkeit für all jene zu suchen, die aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen in Hollywood Angst hatten, sich zu melden“, sagte Anwältin Fegan.

In einer Pressemitteilung von Staatsanwältin James hieß es, der Deal regele Ansprüche in einem Rechtsstreit des Bundesstaates New York und in einer Sammelklage, die vor einem Bundesgericht anhängig waren. „Nach all den Belästigungen, Drohungen und Diskriminierungen erhalten diese Überlebenden endlich ein wenig Gerechtigkeit“, so James. Sie sprach von einem „Sieg für jede Frau, die sexuelle Belästigung, Diskriminierung, Einschüchterung oder Vergeltung von ihrem Arbeitgeber erfahren hat“.

Die Anwälte einiger Beschuldigerinnen hielten den Vergleich jedoch für unzureichend. Es handele sich „um einen kompletten Ausverkauf der Überlebenden von Weinstein“, teilten die Anwälte Douglas H. Wigdor und Kevin Mintzer mit. Der Vorschlag sei „zutiefst unfair“, weil er nicht vorsehe, dass Weinstein Verantwortung übernehme und dafür Geld zahle. Die Einigung schade auch Frauen, die ihr nicht zustimmen wollten. „Wir sind sehr überrascht, dass die Generalstaatsanwältin eine Siegerrunde für diesen unfairen und ungerechten Vorschlag dreht, und im Namen unserer Klientinnen, werden wir dem vor Gericht entschieden widersprechen.“

(kron/dpa)
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