Im Alter von 86 Jahren US-Regisseur Sidney Lumet ist tot

Berlin/New York (RPO). Der amerikanische Starregisseur Sidney Lumet, der in seiner ein halbes Jahrhundert umspannenden Karriere mehr als 40 Filme schuf, ist im Alter von 86 Jahren an Lymphdrüsenkrebs gestorben. Das teilte die Familie am Samstag in New York mit.

 Starb im Alter von 86 Jahren: Regie-Ikone Sidney Lumet.

Starb im Alter von 86 Jahren: Regie-Ikone Sidney Lumet.

Foto: AP, AP

Der am 25. Juni 1924 in Philadelphia geborene Lumet hatte 1957 mit "Die zwölf Geschworenen" seinen ersten großen Erfolg. Henry Fonda spielte darin das einzige Mitglied einer Jury, das nicht von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist und nach und nach Vorurteile und bloße Vermutungen seiner Mitjuroren widerlegt. Das Justidrama brachte Lumet die erste von vier Oscar-Nominierungen ein, bekommen hat er aber nur 2005 einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Lumet war ein Chronist der Gegenwart, der seine Filme in New York inszenierte und sich dem Ruf Hollywoods verweigerte. "Ich habe nichts gegen L.A.", sagte er 1997 in einem Interview. "Ich mag halt keine Unternehmensstadt."

Für einen Oscar nominiert waren neben dem Justizdrama "Hundstage" (1975), "Network" (1976), "Die Wahrheit und nicht s als die Wahrheit" (1983) und für sein Drehbuch für "Prince of the City" (1981).

"Ich bin kein konkurrenzbetonter Mann, aber bei zwei Gelegenheiten hat es mich angewidert, was uns geschlagen hat. Bei 'Network' hat uns 'Rocky' geschlagen - um Gottes Willen", sagte er einmal. 2006 zog er aber eine positive Bilanz seines Schaffens: "Ich muss mich weiß Gott nicht über meine Karriere beschweren", sagte er. "Ich hatte eine sehr gute Zeit und habe einige sehr gute Arbeit erledigt."

Zu seinen erfolgreichsten Filmen gehören "Der Pfandleiher" von 1964 - einer der ersten US-Filme, die den Holocaust thematisierten -, ebenfalls 1964 "Angriffsziel Moskau", eine eindringliche Warnung vor einem Atomkrieg, sowie die Krimi-Klassiker "Serpico" (1973) und "Mord im Orient-Express" (1974) .

Lumet drehte bis ins hohe Alter, 2007 erschien sein letzter Thriller "Tödliche Entscheidung". "Er war ein wahrer Meister, der es wie kein anderer liebte, mit Schauspielern zu arbeiten", sagte Philip Seymour Hofman, der darin mitwirkte "Ich habe ihn bewundert. Gott, wir werden ihn vermissen."

"Das Ende einer Ära"

Woody Allen, wie Lumet in erster Linie New Yorker Filmmacher, würdigte den Verstorbenen als den "definitiv vollkommenen New Yorker Filmmacher". Er sei bis heute "konstant verblüfft" darüber, wie viele Schauspieler unter Lumets Regie ihre beste Arbeit abgeliefert hätten. Al Pacino spielte die Hauptrolle in "Hundstage", Peter Finch in der TV-Nachrichten-Satire "Network" und Paul Newman in "The Verdict" ("Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit").

Martin Scorsese sagte, Lumets Tod markiere "das Ende einer Ära". Lumet sei mit Leib und Seele New Yorker Filmemacher gewesen, "und unsere Sicht der Stadt wurde erweitert und vertieft von Klassikern wie 'Serpico', 'Hundstage' und vor allem das bemerkenswerte 'Prince of the City'". Er könne sich kaum vorstellen, dass es keine Filme von Lumet mehr geben werde. "Um so wichtiger ist es, die gut zu pflegen, die er hinterlassen hat."

(DDP/ndi)
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