Tote Hosen-Sänger Campino „Wir sehen gerade, wie Despoten durchdrehen“

Zürich · Der Sänger der Kult-Punkband „Die Toten Hosen“ hat seine Aussagen zu Wehrdienstverweigerung im Lichte des Ukraine-Krieges bekräftigt und weitergehende Gedanken geäußert. Campino warf den Begriff eines Solidarbeitrags in den Raum.

«Die Toten Hosen» mit Sänger Campino bei der European Culture Awards Gala in der Tonhalle in Zürich.

«Die Toten Hosen» mit Sänger Campino bei der European Culture Awards Gala in der Tonhalle in Zürich.

Foto: dpa/Ennio Leanza

„Wir sehen gerade, wie Despoten durchdrehen und Allmachtsfantasien ausleben wollen“, sagte Campino im Interview des Schweizer Portals kath.ch. Er finde es „schwierig, nur im Hintergrund zu bleiben und die anderen machen zu lassen“.

Als Europäer müsse man sich fragen, so Campino: „Bin ich bereit, etwas abzugeben und einen Solidarbeitrag zu leisten? Kann ich Verantwortung einfach an andere delegieren? Oder müsste ich mich nicht zumindest bei der Feuerwehr oder beim Katastrophenschutz engagieren?“

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Auf die Frage, ob er „kein Pazifist mehr“ sei, sagte der Punk-Sänger, jeder habe das Recht, „seine Meinung zu ändern und Fragen zu stellen; “vor allem dann, wenn sich die Verhältnisse ändern„. Er habe in den 80er Jahren den Kriegsdienst verweigert und würde das mit den damaligen Koordinaten auch wieder tun, so der heute 60-Jährige.

Den Umgang mit Vertrauen im Erzbistum Köln wertet Campino als eine „Katastrophe“. Er finde „erschütternd, wie immer wieder Vertrauensverhältnisse ausgenutzt werden“, sagte er. Missbrauch betreffe nicht nur die katholische Kirche, sondern auch andere Bereiche wie den Sport. „Mich erschüttert auch der Missbrauchsskandal des Schwimmverbandes“, so Campino. Umso schwieriger sei aber, „wie im Erzbistum Köln vertuscht wurde“. Kinder und Jugendliche seien ja „Schutzlose“, die die größte Hilfe bräuchten. „Wenn sich die Mächtigen aus der Verantwortung ziehen wollen wie in Köln, dann ist das eine Katastrophe“, sagte der Rheinländer, der selbst aus der protestantischen Kirche ausgetreten ist.

Campino hat deutsch-britische Wurzeln und heißt mit bürgerlichem Namen Andreas Frege. Am Samstag nahm er in der Zürcher Tonhalle den Europäischen Kulturpreis entgegen. Später spielten die “Hosen„ zusammen mit dem Tonhalle-Orchester das Kultlied “Alles aus Liebe".

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(felt/kna)
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