Zuchterfolg in Peru Super-Meerschweinchen zum Verzehr

Lima (rpo). Südamerikanische Feinschmecker lecken sich bereits die Finger. Denn peruanische Agrarwissenschaftler haben nach 30-jähriger Forschungszeit einen Weg gefunden, besonders große Meerschweinchen zu züchten. Die Nager gelten in Lateinamerika nicht als possierliche Haustiere, sondern in gegrillter Form als Delikatesse.

Riesen-Meerschweinchen für Gourmets
5 Bilder

Riesen-Meerschweinchen für Gourmets

5 Bilder
Foto: ap

Eine Sonderabteilung der Universität La Molina in Lima ist nun damit befasst, das Super-Meerschweinchens für den Export zu vermarkten. "Es schmeckt wirklich vorzüglich", schwärmt Projektleiterin Gloria Palacios. Archäologischen Erkenntnissen zufolge werden Meerschweinchen in Peru schon seit 2.500 vor Christus als Nutztiere gehalten. Heutzutage werden dort jährlich etwa 65 Millionen Exemplare verspeist. In vielen ländlichen Gegenden der Anden ist das Tier die wichtigste Eiweißquelle. Allerdings ist das Fleisch mitunter zäh und muss mühsam vom Knochen abgenagt werden. Der Geschmack soll dem eines Kaninchens vergleichbar sein.

Das neue Superexemplar hat nach Angaben seiner Züchter den Vorteil, dass es schneller wächst, über mehr Muskelmasse verfügt und darüber hinaus auch noch besser schmeckt. Immerhin wiege es gut ein Kilogramm, während ein herkömmliches Meerschweinchen höchstens 600 Gramm auf die Waage bringe, erläutert die Wissenschaftlerin Lilia Chauca. In der Regel werde das Nutztier vor seiner Verwertung nämlich nicht besonders gut gefüttert. Das Zuchtprojekt wurde schon im Jahre 1970 begonnen. Nun soll das Super-Meerschweinchen insbesondere in den USA vermarktet werden, rund 1.000 Exemplare werden bereits jede Woche verschifft.

Wichtiges Opfertier der Andenvölker

Meerschweinchen haben in Peru schon seit tausenden Jahren auch eine große mythologische Bedeutung. Sie spielen eine Rolle in der Naturmedizin der Andenvölker und sind ein wichtiges Opfertier. Guaman Poma de Ayala, ein Chronist des 17. Jahrhunderts, beschreibt, wie die Inkas jedes Jahr im Juli auf dem zentralen Platz von Cuzco ihren Göttern 1.000 weiße Meerschweinchen sowie 100 Lamas opferten, um eine gute Ernte zu erzielen.

Auch die Ankunft des Christentums in Peru hat die Sonderrolle des Tieres nicht gänzlich aufgehoben, obwohl die katholische Kirche um die Ausschaltung sämtlicher Symbole der indianischen Kultur bemüht war. In Lima und Cuzco findet man noch heute in Kirchen Darstellungen des Abendmahls, in denen Jesus und seine Jünger geröstete Meerschweinchen essen.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort