Sohn einer jüdischen Familie Prominenter Anti-Apartheid-Kämpfer Denis Goldberg gestorben

Kapstadt · Jahrelang kämpfte er gegen das rassistische Apartheidregime in Südafrika. Neben Nelson Mandela wurde er verurteilt und verbrachte mehr als zwei Jahrzehnte in Haft. Denis Goldberg hinterlässt in einem noch immer gespaltenen Südafrika ein wichtiges Vermächtnis.

 Denis Goldberg kämpfte gemeinsam mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika.

Denis Goldberg kämpfte gemeinsam mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika.

Foto: AP/Markus Schreiber

Der prominente Anti-Apartheid-Aktivist Denis Goldberg ist tot. Der Südafrikaner sei nach einem zweieinhalbjährigen Kampf gegen Lungenkrebs am späten Mittwochabend gestorben, sagte Debbie Budlender, die Managerin des Denis Goldberg Legacy Foundation Trusts, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Er wurde 87 Jahre alt. Dass er noch so lange gelebt habe, sei ein „Zeichen seiner Entschlossenheit und seines Mutes“ gewesen. Etliche prominente Südafrikaner zollten Goldberg und seinem Vermächtnis Anerkennung.

Goldberg habe sich dafür eingesetzt, „dass wir heute ein besseres Leben leben können“, teilte Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa mit. Er würdigte den „mutigen Einsatz“ und „lebenslangen Aktivismus“ von Goldberg. Die Stiftung des Anti-Apartheid-Kämpfers und früheren Erzbischofs Desmond Tutu teilte mit, Goldberg sei ein „Mensch mit höchster Integrität und Ehre“ gewesen. Es fühle sich an, „als habe die Nation einen Teil ihrer Seele verloren“.

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Der Sohn einer liberalen jüdischen Familie war einer der prominentesten weißen Gegner des rassistischen Apartheidsregimes. Als überzeugter Kommunist kämpfte er für die Gleichberechtigung aller Südafrikaner und unterstützte den bewaffneten Kampf der verbotenen Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongress (ANC). Der Bauingenieur wurde zusammen mit dem späteren Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela vor Gericht gestellt und 1964 als einziger Weißer verurteilt. Er verbrachte 22 Jahre in Haft, nach seiner Freilassung ging er ins Exil in London.

Erst 2002 kehrte Goldberg nach Südafrika zurück. Zwar war er stolz auf den demokratischen Wandel, den Südafrika mit der ersten freien Wahl 1994 vollbrachte. Er übte aber vor allem während der von Korruptionsskandalen überschatteten Präsidentschaft von Jacob Zuma (2009-2018) immer wieder Kritik am ANC.

Auch diese offene Kritik nach dem Ende der Apartheid sowie Goldbergs Arbeit mit seiner Stiftung wurden gewürdigt. „In späteren Jahren hat er die Richtung, die unsere Demokratie eingeschlagen hat, herausgefordert“, lobte die Nelson Mandela Foundation. Ramaphosa sagte: „Sein Einsatz für eine ethische Führung war unerschütterlich.“

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der Apartheid ist Südafrika nach Angaben der Weltbank immer noch eins der ungleichsten Länder der Welt. Südafrika hat zwar die am meisten entwickelte Wirtschaft Afrikas. Doch rund 30 Millionen Menschen - zumeist schwarze Südafrikaner - leben der Regierung zufolge immer noch in Armut. Die weiße Minderheit ist finanziell nach wie vor wesentlich besser gestellt.

(anst/dpa)
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