„Final Fight“ in Düsseldorf Raab kriegt sechs Runden lang „Pa aufs Maul“ - und kündigt TV-Comeback an
Update | Düsseldorf · Monate hatten die Fans auf den „Final Fight“ gewartet. Und sie wurden nicht enttäuscht. Stefan Raab hielt sechs Runden achtbar durch, verlor nur nach Punkten gegen die Ex-Weltmeisterin. Noch im Ring hatte die „Killerplautze“ dann aber eine Überraschung parat.
Moderator Stefan Raab hat seine Rückkehr auf den Bildschirm am Samstagabend zunächst herausgezögert und sich dann nahezu religiös vom Publikum feiern lassen. Er sah durchtrainiert und weißhaarig aus. Die Show um den Schau-Boxkampf gegen Regina Halmich steuerte damit auf den Höhepunkt zu.
Nach einem großen Countdown überraschte man die mehr als 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in Düsseldorf zuerst, indem der Scheinwerfer nicht Raab, sondern den Comedian Helge Schneider anleuchtete, der seinen Hit „Katzeklo“ zum Besten gab.
Nach einem zweiten Countdown schob sich eine Show-Treppe aus der hohen Hallendecke, die vom Himmel herabzuführen schien. Danach schwebte Fitness-Influencerin Pamela Reif als Engel an Halteseilen über das Publikum und sang die Hymne: „Stefan Raab ist zurück.“
Raab stieg daraufhin genüsslich langsam in weißem Anzug und weißem Umhang die ewig lange Treppe zu pathetischer Musik hinab und schien das Licht im Raum gottgleich unter Kontrolle zu haben. Zu Feuerwerk und Glitzerregen betrat er eine Bühne und sang mit Sido, Ski Aggu und Background-Sängerinnen seinen neuen Boxkampf-Song „Pa aufs Maul“. Raab schien in sehr guter körperlicher Verfassung, mit Muskeln, weißem Dreitagebart und kurzem weißem Haar. Er posierte in einer Boxershort mit der Aufschrift „The Killerplautze“.
Raab kündigt TV-Comeback an
In den beiden ersten Runde sah es nach einem schnellen K.O. für Halmich aus. Aber Raab hielt sechs Runden lang durch. Gezeichnet waren beide nach dem Fight. Der 57-Jährige - durchtrainiert und weißhaarig - war von Beginn in der Defensive und unbeweglich. Halmich (47) siegte nach Punkten. Sie beklagte: „Du hast es mir schwer gemacht. Du hast Dich kein einziges Mal blicken lassen.“ Raab konterte: „Ich bin ja kein Altenpfleger. Ich bin Sportler.“
Noch im Ring kam dann die von Raabs Fans erhoffte Überraschung: Der Entertainer kündigte sein Comeback auf dem Bildschirm mit Fernsehshows an. „Ich hab mir überlegt: Ich mach' wieder Shows“, sagte er noch im Ring direkt nach dem Fight. „Es geht nächste Woche los.“
In der an die Show anschließenden Pressekonferenz teilte er mit, dass er mit seiner neuen Quiz-Show "Du gewinnst hier nicht die Million" bei RTL+ durchstarten will. Laut Sender moderiert Raab und stellt gleichzeitig auch die Quiz-Fragen. Er tritt in Duellen gegen Herausforderer an. Wechselnde Gast-Moderatoren wachen laut Senderinformation immer wieder über die Spielrunden. Den Anfang macht Publikumsliebling Elton. Er wird in den ersten drei Shows den unbändigen Ehrgeiz seines alten und neuen Chefs genau im Auge behalten.
Einem Branchendienst zufolge schloss die Produktionsfirma von Raab mit RTL bereits einen mehrjährigen Vertrag über 90 Millionen Euro für Shows.
Dritter Fight - dritte Niederlage
Es war die dritte Begegnung Entertainer Raab (57) gegen die frühere Boxweltmeisterin Regina Halmich (47) im Ring. Schon 2001 und 2007 flogen die Fäuste. Beide Male verlor der Kölner gegen die Karlsruherin. Moderiert wird das Event von Raabs altem Kompagnon Elton, Kommentator ist Frank „Buschi“ Buschmann. Vom Ring wird Laura Wontorra berichten. Rund um den 1. April hatte Raab das Spektakel angekündigt.
Schon vor der Show drängelten sich etliche prominente Gäste zu ihren Plätzen. Dem Kampf fieberten unter anderem Komikerin Cindy aus Marzahn, Dragqueen Olivia Jones und der RTL-„Dschungelkönig“ Filip Pavlovic entgegen. „Ich bin auch überhaupt kein Boxfan. Aber das gucke ich mir auf jeden Fall an!“, sagte Olivia Jones der Deutschen Presse-Agentur.
Die Frage, wer den dritten - und angeblich letzten - Kampf gewinnt, war allerdings nur eine von vielen Fragen, die sich am Abend stellten. Zunächst einmal interessierte, wie Raab heute aussieht. 2015 zog er sich vom Bildschirm zurück und wirkte fortan hinter den Kulissen. 2018 trat er zwar mit einem Bühnen-Programm auf, das aber nicht im Fernsehen übertragen wurde. In den vergangenen Jahren war Raab für die allermeisten seiner Fans also wie ein Phantom. Das Rätselraten um sein Äußeres griff er in den Tagen vor dem Kampf daher auch für seine Werbe-Strategie auf. In kleinen Clips sah man ihn mal vermeintlich übergewichtig, mal - durch angebliche ärztliche Hilfe - optisch zu einer Art Kölner Ken-Puppe umoperiert.
Was hat Raab vor?
Eine zweite, nicht unbedeutende Frage war: Bleibt es bei dem einmaligen Bildschirm-Comeback oder kommt noch mehr? In der TV-Branche kocht die Gerüchteküche. Raab ist mittlerweile mit einer neuen Produktionsfirma am Markt vertreten.
Box-Gegnerin Regina Halmich sagte vor dem Kampf, dass sie einen gut austrainierten Raab erwarte. Sie werde entsprechend gegenhalten. „Ganz klar: Ich werde mich da nicht zurückhalten. Weil Stefan natürlich auch durchziehen wird“, sagte sie der dpa. Sechs Runden wolle man kämpfen, erläuterte sie zudem RTL. Das schaffe „man einfach nicht ohne richtig hartes Training.“
2015 hatte er sich eigentlich verabschiedet
Raab, dessen Karriere beim einstigen Musiksender Viva erblühte, galt mit seiner Anarcho-Art lange als Erneuerer der TV-Unterhaltung. Jahrelang prägte er vor allem das Programm des RTL-Konkurrenten ProSieben, unter anderem mit seiner Sendung „TV total“ und der Spielshow „Schlag den Raab“. Zudem trat er im Jahr 2000 beim Eurovision Song Contest für Deutschland an („Wadde hadde dudde da?“) und war maßgeblich daran beteiligt, als Lena Meyer-Landrut den Musikwettbewerb 2010 gewann. 2013 war er sogar einer der Moderatoren des TV-Duells zwischen der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück.
2015 kam es dann zu einem abrupten Einschnitt. Raab erklärte, er werde sich vom Bildschirm zurückziehen („Ich habe mich entschlossen, zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen“). Seitdem wirkte er im Hintergrund der Branche. Seine alte Show „TV total“ beispielsweise wird heute von Sebastian Pufpaff moderiert.