Retter des "Eurovision Song Contest" Stefan Raab — Lenas Erfinder

Köln (RP). Vom Rabauken zum Familien-Unterhalter: Als Initiator von "Unser Star für Oslo" könnte Stefan Raab mit seiner Entdeckung Lena Meyer-Landrut beim "Eurovision Song Contest" seine bisherige TV-Karriere musikalisch krönen.

Stefan Raab: Zehn unvergessene Momente mit dem Entertainer
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Zehn unvergessene Momente mit Stefan Raab

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Keiner in der deutschen TV-Branche weiß besser als er, wie man ein Stück Unterhaltung ausbeint und in Form schneidet, die Nebenprodukte versülzt, bei Bedarf verwurstet und das Ganze mit Gewinn über die Theke bringt. Stefan Raab (43) hat schließlich Metzger gelernt. Und ganz egal, wie Lena am Samstag in Oslo abschneidet — ihr Erfinder hat mit ihr längst mehr gewonnen, als er vor einem Jahr hätte ernsthaft hoffen dürfen.

Damals, im Frühjahr 2009, schmiss Raab den zaudernden ARD-Bossen kurz vor dem Scheitern der Verhandlungen die "Eurovision Song Contest"-Brocken vor die Füße. Die Entscheidungswege in der öffentlich-rechtlichen Anstalts-Arbeitsgemeinschaft seien "derart kompliziert, dass sie mit unserer Arbeitsweise nicht vereinbar sind", ließ der Star-Entertainer wissen. Der etwas durchsichtige Schlachter-Trick ging auf, zu ihrem eigenen Nutzen kippte die ARD um. Eilig hat sie Raab jetzt auch schon für 2011 verpflichtet.

Privatleben verschlossen wie eine Wurst

Der vom TV-Rabauken zum Familien-Unterhalter gewandelte Star sei einfach der "innovativste Fernsehmacher dieser Zeit", so Prosieben/Sat.1-Chef Andreas Bartels. Tatsächlich ist Raab — verglichen mit deutlich erfolgreicheren Moderatoren wie Thomas Gottschalk oder Jörg Pilawa — derzeit der einzige TV-Unterhalter, der neue Formate erfolgreich entwickelt und umsetzt.

Dabei sammelte Raab in der Vergangenheit zeitweise mehr Beleidigungsklagen als Sympathiepunkte. Während Raab die Persönlichkeitsrechte Dritter zu Unterhaltungszwecken bisweilen rabiat verletzte, ist sein eigenes Privatleben verschlossener als eine Wurst. Von Lebensgefährtin Nike, seinen beiden Kindern oder der schmucken Raab-Villa in Köln-Hahnwald gibt es (so gut wie) keine Fotos.

Von Raabs Rabauken-Nummern ist derzeit keine Rede mehr. Vergangene Woche verehrte ihm die bayerische Staatsregierung einen Nymphenburger Porzellanlöwen als TV-Preis, weil er bewiesen habe, "dass Castingshows mit Niveau funktionieren und auch Chart-Erfolge ermöglichen können".

Raab hat vor allem bewiesen, wie man gegen jede Konkurrenz mit beharrlichem Fleiß und enormem Ehrgeiz einen Wettbewerb wie den "Eurovision Song Contest" und zwei Sender-Gruppen gleich dazu kapern kann. Ein Lohn der Metzgerlehre im elterlichen Betrieb in Köln-Sülz: Als sein Vater den Laden aufgemacht habe, habe es schon fünf oder sechs Metzgereien in der Straße gegeben, erzählte Raab dem "Spiegel", aber sein Vater habe gewusst: "Macht er die beste Wurst, wird sein Laden funktionieren."

Raab als größter Verkaufsschlager

Filetstück in der Unterhaltungs-Metzgerei des Sohnes ist Produktionsfirma Brainpool, deren größter Verkaufsschlager Anteilseigner Raab selbst ist. Zum Star-Aufgebot gehören Anke Engelke, Bastian Pastewka, Stromberg-Darsteller Christoph Maria Herbst und Cindy aus Mahrzahn. Die Firma produzierte einst die "Harald Schmidt"-Show, jetzt zahlen ARD und Prosieben/Sat.1 für Raabs Lena/Oslo-Aktivitäten an Brainpool. Und an Raab.

Mit Lena könnte Raab im vierten Anlauf — einmal trat Raab beim "Eurovision Song Contest" als Sänger an, zweimal als Produzent — die Krone der Unterhaltungsmusik ergattern. Moderator wurde er schließlich nur aus Verlegenheit: Als ihn Viva 1993 entdeckte, wollte er eigentlich Musikstücke für die Programmwerbung verkaufen — geschnitten, gerne auch am Stück.

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