Schwedische Königsfamilie Silvia wehrt sich gegen Nazi-Karikatur

Stockholm · Die Schweden sind empört: Erneut erschüttert ein Skandal um die Königsfamilie das Land.

 Königin Silvia geht presserechtlich gegen eine Fotomontage vor, die sie mit einem Hakenkreuz zeigt.

Königin Silvia geht presserechtlich gegen eine Fotomontage vor, die sie mit einem Hakenkreuz zeigt.

Foto: afp, JONATHAN NACKSTRAND

Es ist das Jahr der Schweden: König Carl Gustaf XVI. feiert sein 40. Thronjubiläum, Tochter Madeleine tritt im Juni vor den Traualtar, Enkelin Estelle feiert am Samstag ihren ersten Geburtstag. Eigentlich könnte es schöner nicht sein. Doch auf Königin Silvia lastet eine schwere Bürde: Die Nazi-Vergangenheit ihres Vaters lässt sie nicht los.

Die 66-Jährige geht jetzt erneut presserechtlich gegen eine Fotomontage vor. Das Bild der Schwedin Elisabeth Ohlson Wallin vom vergangenen Oktober bezieht sich einerseits auf Vorwürfe gegen den König wegen angeblicher Aktivitäten im Rotlichtmilieu und zeigt andererseits Silvia, wie sie ein Hakenkreuz wegschrubbt, das unter einem Teppich hervorblitzt.

Der schwedische Presseombudsmann hatte die Klage der schwedischen Königin gegen vier Medien abgewiesen, die das Bild veröffentlicht hatten, darunter sind die bekannten schwedischen Zeitungen "Expressen" und "Aftonbladet" sowie die große Regionalzeitung "Sydsvenskan" und das sozialdemokratische Blatt "Tiden". Silvia legte Klage vor dem Presserat als Berufungsinstanz ein. Wann es zu einem Urteil kommt, ist unklar.

In der von der Zeitung "Expressen" veröffentlichten Klageschrift des Hofes heißt es über die Montage: "Sie vermittelt den Eindruck, die Königin wolle den Nationalsozialismus unter den Teppich kehren, um damit die Judenvernichtung und andere Untaten des Regimes zu verbergen." Damit werde ihr ein "äußerst ernster und unverantwortlicher öffentlicher Schaden zugefügt". Auch der satirische Charakter des Bildes nehme ihm nicht die kränkende Wirkung.

Die Bildmontage hat es tatsächlich in sich: Sie zeigt König Carl XVI. Gustaf in einer Altherrenrunde mit seinen besten Freunden beim Abendessen. Als Tisch dient ihnen die unbekleidete "Army of Lovers"- Sängerin Camilla Henemark, mit der Schwedens Staatsoberhaupt eine vor einigen Jahren bekanntgewordene Affäre hatte. Königin Silvia sitzt auf dem Boden und versucht, das Hakenkreuz wegzuwischen.

Das Nazi-Symbol ist eine Anspielung auf Silvias anfängliche Verteidigung von politischen und geschäftlichen Aktivitäten ihres deutschen Vaters Walter Sommerlath während der NS-Zeit. Er soll sich an der Enteignung deutscher Juden bereichert haben. Der Königin wurde damals vom großen Privatsender TV4 angelastet, ihre Untertanen in dieser Sache belogen zu haben. Später räumte sie ein, dass ihr Vater entgegen ihrer eigenen Aussage schon 1934 als einer der ersten DeutschBrasilianer Mitglied der Auslandsorganisation der NSDAP war. Sie habe das früher nicht gewusst, beteuerte die Monarchin.

Vom Hofmarschall der Königin hieß es nach der ersten Veröffentlichung der satirischen Fotomontage im Herbst 2012: "Niemand muss dazu genötigt werden, alles Erdenkliche zu erdulden. Das gilt auch für den König und die Königin. Das Bild ist kränkend, verletzend und bösartig." Zudem sei die erniedrigende Abbildung der Königin schädlich für ihren repräsentativen Auftrag, besonders im Ausland.

Die Zeitungen berufen sich dahingegen bei ihrem Abdruck auf die Pressefreiheit. "Eine Diskussion um die Fotomontage ist von großem Belang für die Öffentlichkeit, weil die Königin und mehrere andere Prominente darin vorkommen. Das Bild wurde zudem von einer etablierten Fotografin und Künstlerin gestaltet", schrieb Thomas Mattsson, Chefredakteur der Zeitung "Expressen" in seinem Internetblog. "Es ist interessant, dass der Königshof, als wichtiger Machtfaktor in Schweden, eine solche Markierung politischer Satire durchführt", kommentierte Daniel Suhonen, bis vor kurzem Chefredakteur der Zeitschrift "Tiden". Der Königshof sei Teil des demokratischen Staatsapparates und müsse ein solches Satirebild ertragen können.

Dabei hatte Silvia in der Rotlicht-Affäre ihres Mannes nach außen einen kühlen Kopf bewahrt und war sehr souverän mit den Vorwürfen umgegangen. "Wie eine Fee hat Silvia den Schmutz mit Zauberkräften verschwinden lassen, der seit dem Sexskandal durch das Königshaus wirbelte", schreibt dazu die "Bunte". Durch die vielen positiven Schlagzeilen um ihre Kinder und ihre kleine Enkelin waren die Skandale zudem in den Hintergrund geraten. Es schien, als könne das Königspaar das besondere Jahr in vollen Zügen genießen.

Den Eindruck von Ruhe, Seriosität und Erhabenheit vermitteln auch die neuen offiziellen Bilder von Silvia und Carl Gustaf, die das Königshaus anlässlich des Thronjubiläums anfertigen ließ. Es zeigt das Paar in voller Pracht und Eleganz: Königin Silvia trägt ein in Gold-, Orange und Brauntönen schimmerndes Kleid und dazu die Leuchtenberg-Saphire. König Carl-Gustaf posiert in seiner Admiralsuniform. Beide tragen den höchsten Orden ihres Landes, das Band der Seraphimerritter. Und das Wichtigste: Carl Gustaf und seine Frau stehen fest zusammen.

(RP/pst/csi)
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