Fotos Senta Berger - die bodenständige Diva
Der Vater machte sich Sorgen: Einen langen Spaziergang auf Stöckelschuhen verordnete er seiner hochschwangeren Frau, damit die Geburt der Tochter noch auf den 12. und nicht auf den Unglück verheißenden 13. fallen möge. Rückblickend hat sich der 13. Mai 1941 als Glückstag erwiesen, schließlich wuchs das Töchterchen zu einer der beliebtesten deutschsprachigen Schauspielerinnen heran, die es sogar in Hollywood zu etwas gebracht hat. Am Freitag feiert Senta Berger ihren 70. Geburtstag.
So eine gebe es nur einmal, soll der italienische Filmstar Marcello Mastroianni über seine Kollegin gesagt haben.
Ob er dabei Bergers schauspielerische Fähigkeiten, ihre sinnliche Aura oder ihre rauchige Stimme mit Wiener Färbung im Sinn hatte, ist nicht übermittelt. Sicher ist, dass die Künstlerin auf eine schillernde Karriere zurückblickt.
Alles begann in einem Wiener Vorort, wo Senta Berger in einem bescheidenen, aber liebevollen Elternhaus aufwuchs. Schon als Vierjährige schnupperte sie bei Gesangsauftritten Bühnenluft. Ihr Vater, selbst Musiker, begleitete sie dabei am Klavier. Später nahm die begabte Tochter Ballettunterricht, wandte sich dann der Schauspielerei zu und ergatterte schon mit 17 Jahren eine Stelle am Wiener Theater in der Josefstadt.
Nach ersten kleinen Filmrollen gelang Berger 1961 mit "Es muss nicht immer Kaviar sein" hierzulande der Durchbruch, dann kam der Sprung nach Hollywood, wo sie mit Charlton Heston, Frank Sinatra, Kirk Douglas und John Wayne drehte. Ende der Sechziger, als eine neue Generation das Ruder in der Traumfabrik übernahm, kehrte Senta Berger nach Europa zurück, wo sie vor allem in italienischen Produktionen mitwirkte.
In Deutschland startete sie in den achtziger Jahren eine zweite Karriere im Fernsehen, etwa als Freundin des Klatschkolumnisten Baby Schimmerlos in der Kultserie "Kir Royal". Aber auch dem Theater blieb sie treu. Acht Jahre lang brillierte sie bei den Salzburger Festspielen als Buhlschaft im "Jedermann".
Im Privatleben ist Senta Berger solche Abwechslung fremd. Mit dem Filmregisseur Michael Verhoeven, mit dem sie zwei Söhne hat, führt sie seit 45 Jahren eine Ehe, die skandalhungrigen Boulevardreportern wenig Freude bereitet.
Auch beruflich sind die beiden ein gutes Team, sie führen seit Jahrzehnten eine gemeinsame Produktionsfirma. Unter der Regie ihres Mannes spielte sich Berger in den achtziger Jahren auch als taxifahrende "schnelle Gerdi" in die Herzen der Fernsehzuschauer. "Wir sind dennoch zwei eigenständige Menschen geblieben", verriet die auf dem Teppich gebliebene Diva der "Brigitte" auf die Frage nach ihrem Ehe-Geheimrezept. Auf dem Foto sieht man sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn Luca sowie dessen Frau Steffi.
Die Wahl-Münchnerin und Wahl-Berlinerin traut sich bis heute unbequeme Rollen zu wie kürzlich die einer Frau, die ihrem schwerkranken Mann in den Freitod folgt ("Satte Farben vor Schwarz" mit Bruno Ganz).
Sie engagiert sich für soziale Projekte und Menschenrechte und scheut keinen Konflikt. Fast legendär ist ein Talkshow-Auftritt, in dem sie der Moderatorin Eva Herman wegen deren Aussagen zur traditionellen Mutterrolle Paroli bot.
Als vor zwei Jahren der Regisseur Roman Polanski wegen eines Jahrzehnte zurückliegenden Sexualdelikts in der Schweiz festgenommen worden war, setzte sich die damalige Präsidentin der Deutschen Filmakademie für ihn ein.
Viel Aufhebens macht die Golden-Globe-Preisträgerin, die in mehr als hundert Filmen mitgewirkt hat, nicht um ihren Geburtstag. "Ich finde es kein Verdienst, wenn man sieben Jahrzehnte erfolgreich überlebt hat", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". Ein bisschen feiern mag sie dann aber doch. "Die Familie wird zusammenkommen. Wenn schönes Wetter ist, werden wir einfach zusammen im Garten sitzen."
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