Auktion Marlon Brando unterm Hammer

Washington (rpo). Vor einem Jahr verstarb die Hollywood-Legende Marlon Brando. Am Donnerstag sollen rund 250 Stücke aus den Nachlass des Schauspielers in New York unter den Hammer kommen. Darunter beispielsweise ein Telegramm an Marilyn Monroe, Briefe der Regisseure Francis Ford Coppola und Elia Kazan sowie das Drehbuch zu "Der Pate" mit handschriftlichen Notizen des Hauptdarstellers.

Auktion: Marlon Brando unterm Hammer
Foto: Christie's Images Ltd, AFP

Der Veranstalter Christie's spricht von der spektakulärsten Versteigerung dieser Art seit sechs Jahren - damals fand eine Großauktion aus dem Nachlass der Monroe statt. Das Auktionshaus erwartet einen Erlös von mehr als einer Million Dollar.

Das Interesse an der Versteigerung dürfte umso größer sein, als der am 1. Juli 2004 im Alter von 80 Jahren verstorbene Schauspieler sein Privatleben streng abzuschotten pflegte. Brando sei "extrem zurückhaltend" gewesen, ruft Christie's in Erinnerung. Deshalb biete die Versteigerung ein "seltenes Vorrecht: einen intimen Einblick in den Lebensstil und die Karriere eines berühmten Leinwandgiganten".

Das turbulente Liebesleben des Oscar-Preisträgers, der drei Mal verheiratet war und mindestens elf Kinder mit verschiedenen Frauen hatte, wird in der Auktion allerdings nur am Rande dokumentiert. Das Telegramm an Marilyn Monroe, mit der Brando eine Affäre hatte, wurde abgeschickt, nachdem die Filmdiva während der Dreharbeiten zu "Misfits - Nicht gesellschaftsfähig" (1961) einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.

Ein Standbild aus "Am Abend des folgenden Tages" (1968) zeigt Brando, der die nackte Rita Moreno küsst. Auch Moreno war seine Geliebte. Das Bild war laut Christie's das einzige Erinnerungsstück aus seinen Filmen, das Brando in seinem Haus in Los Angeles zur Schau stellte.

Über die Persönlichkeit und Vorlieben des Schauspiel-Genius lässt sich aber sicherlich so einiges aus seiner Privatbibliothek sowie seiner Sammlung von DVDs und Videos ablesen, die ebenfalls zur Versteigerung stehen. Zahlreiche Stücke dokumentieren zudem seine Filmkarriere.

Dazu gehört eine Notiz von Mario Puzo, dem Autor der Buchvorlage zum "Paten". Darin bezeichnet er Brando als den einzigen Schauspieler, der für die Hauptrolle in der Verfilmung seines Bestsellers geeignet sei. Für die Rolle in dem Mafia-Epos von 1972 bekam Brando einen Oscar.

In dem Brief von Francis Ford Coppola wiederum, der zu den Auktionsstücken gehört, entschuldigt sich die Regie-Legende dafür, dass die Arbeiten an dem Vietnam-Film "Apocalypse Now" (1979) wegen des Monsuns unterbrochen werden mussten. "Dieser Film ist ein Alptraum für mich gewesen", schreibt Coppola.

Einige Auktionsobjekte reflektieren Brandos politisches Engagement. Dazu gehört ein Brief an den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King, in dem sich der Schauspieler dafür entschuldigt, dass er wegen eines blutenden Geschwürs und eines Gerichtstermins nicht an einem Protestmarsch teilnehmen konnte.

Alle zu versteigernden Stücke stammen übrigens aus Brandos Haus in Los Angeles, wo er die letzten Jahre seines Lebens, seelisch gebrochen und körperlich aufgedunsen, völlig zurückgezogen verbrachte. Private Tragödien hatten dem Leinwandhelden schwer zugesetzt.

Sein Sohn Christian tötete den Verlobten seiner Halbschwester Cheyenne und wurde dafür zu zehn Jahren Haft verurteilt. Brandos Tochter Cheyenne nahm sich fünf Jahre nach der Bluttat das Leben.

(afp)
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