Die britische Außenministerin Liz Truss wird Nachfolgerin von Premierminister Boris Johnson. Sie hatte sich am 5. September 2022 gegen den früheren Schatzkanzler Rishi Sunak mit 81.000 Stimmen durchgesetzt. Wir stellen die neue Premierministerin in einer Bildergalerie vor. (Quelltexte AFP/DPA)

Die 47-Jährige wird damit Parteivorsitzende und Regierungschefin. Sie soll am Dienstag mit Johnson nach Schottland zu Königin Elizabeth II. reisen, die dort in Balmoral den Sommer verbringt.

Liz Truss, Außenministerin von Großbritannien, mit ihrem Ehemann Hugh O'Leary im Queen Elizabeth II Centre, als bekannt gegeben wurde, dass sie die neue Parteivorsitzende der Konservativen ist und die nächste Premierministerin werden wird. Das Paar hat zwei Töchter im Teenageralter.

Truss legt ein straffes Programm vor: Sie tritt für Steuersenkungen und höhere Militärausgaben ein und versprach am Sonntag in der BBC, das Problem der steigenden Lebenshaltungskosten binnen einer Woche zu klären. Außerdem werde sie innerhalb eines Monats einen Plan für Steuersenkungen und zum Ankurbeln der Wirtschaft vorlegen.

„Ich werde in der Energiekrise liefern, indem ich die Energierechnungen der Menschen angehe, aber mich auch den langfristigen Problemen mit der Energieversorgung annehme“, sagte Truss am Montag bei ihrer ersten Rede nach der Kürung zur Parteivorsitzenden der britischen Konservativen in London.

Mit ihrem Herausforderer Rishi Sunak, dem ehemaligen Finanzminister von Großbritannien, hatte Liz Truss einen wochenlangen innerparteilichen Wahlkampf geführt.

Auf dem Foto stehen beide auf der Bühne nach einer Wahlkampfveranstaltung der Konservativen in der Wembley Arena.

Sunak hatte mit seinem Rücktritt Anfang Juli 2022 den Sturz Johnsons eingeleitet. Er und Truss hatten sich in mehreren Wahlgängen der Fraktion für die Stichwahl qualifiziert. In der Fraktion hatte Sunak eine klare Mehrheit, doch unter den Parteimitgliedern galt Truss als Favoritin. Truss hat bei der Urwahl der Parteimitglieder gut 81.000 Stimmen erhalten, Sunak 60.000.

Die 47 Jahre alte Truss wird dem rechten Flügel der Partei zugeordnet. Johnsons ehemaliger Berater Dominic Cummings bezeichnete Truss einmal als „menschliche Handgranate“.

Mary Elizabeth Truss wurde am 26. Juli 1975 als Tochter eines Mathematikprofessors und einer Krankenschwester in Oxford geboren. Sie wuchs zunächst in Schottland und später in einem wohlhabenden Vorort von Leeds auf. Später studierte sie in Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaften. (Archivfoto, 2010)

Gleichzeitig engagierte sie sich in der liberaldemokratischen Hochschulgruppe. Noch 1994 forderte sie beim Parteitag der Liberaldemokraten die Abschaffung der Monarchie und die Freigabe von Marihuana. (Archivfoto, 2008)

1996 wechselte Truss zu den Konservativen - zum Entsetzen ihrer Eltern, wie sie selbst erzählte. Später war sie als Ökonomin für den Energieriesen Shell und die Telekommunikationsfirma Cable and Wireless tätig.

2010 ging sie endgültig in die Politik, 2012 holte der damalige Premierminister David Cameron sie in sein Kabinett. Seitdem sammelte sie Regierungsämter wie andere Briefmarken - zuletzt als Johnsons Außenministerin.

Das sie früher gegen den Brexit war, bezeichnet sie zum heutigen Zeitpunkt als Fehler. Zum Entzücken der ultrarechten Brexiteers tritt sie heute als glühende Verfechterin des britischen Austritts aus der EU auf.

Für Kritiker der 47-Jährigen ein Beweis mehr, dass sie eine ehrgeizige Opportunistin sei: Sie wechsele für ihre Ziele bedenkenlos Meinungen und Standpunkte - und schaue ebenso wie jahrelang Johnson vor allem, was beim Volk gut ankomme.

Nach Thatcher und Theresa May bekommt das Königreich nun zum dritten Mal eine Regierungschefin. Als Kind hat Liz Truss gegen die damalige Premierministerin Margaret Thatcher protestiert und erinnert sich daran, dass sie dabei „Maggie, Maggie, Maggie - raus, raus, raus!“ skandiert habe. Als Erwachsene wurde sie selbst Konservative und erklärte die „Eiserne Lady“ zu ihrem Idol. (Bildkombo: Margaret Thatcher, 1984(l) und Liz Truss, 2022)

Auch mit ihrer Kleidung erinnerte Truss (r) an Thatcher: Bei einer TV-Debatte trug sie eine Schleifenbluse, die einer früheren von Thatcher äußerst ähnlich sah.

Penny Mordaunt, Rishi Sunak, Liz Truss (r) stehen am 15. Juli 2022 vor der ersten Live-Fernsehdebatte der Kandidaten für den Parteivorsitz der Konservativen Partei, die von Channel 4 veranstaltet wird, im Studio.

Diese Bildkombination zeigt die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher (links) im Jahr 1987 beim Besuch des Dreifaltigkeitsklosters St. Sergius in Zagorsk, 70 km nordöstlich von Moskau, und die britische Außenministerin Liz Truss bei der Ankunft zum Besuch des Holodomor-Denkmals im Nationalmuseum in Kiew am 17. Februar 2022.

Unter vielen Thatcher-Anhängern bei der Konservativen Partei war Truss die Favoritin für den neuen Parteivorsitz. Kritiker sehen ihr Image allerdings als leere Hommage an die 2013 verstorbene Thatcher.

Truss wird von Anhänger der Konservativen Partei im August 2022 in Birmingham mit Wortspielen auf Plakaten begrüßt. (“In Liz we truss“ - soll bedeuten „Wir vertrauen Liz“)

Der ehemalige Kabinettsminister, David Laws, der vor einem Jahrzehnt mit Truss in der Regierung zusammenarbeitete, bezeichnete sie als energisch und wahnsinnig ehrgeizig und verglich sie in seinen Memoiren mit „einer jungen Margaret Thatcher auf Speed“. Gegner werfen ihr vor, dogmatisch zu sein und nicht gut reden zu können.

Freunde berichten, Truss habe durchaus eine lebenslustige Seite, die man in der Öffentlichkeit selten zu sehen bekomme. Sie liebe Karaoke und schmettere gerne Lieder von Taylor Swift, Whitney Houston und Destiny's Child.

Die künftige britische Premierministerin Liz Truss hat nach ihrem Wahlsieg dem scheidenden Regierungschef Boris Johnson gedankt. In ihrer ersten Rede direkt nach ihrer Wahl zur Vorsitzenden der Konservativen Partei nannte die 47-Jährige den Amtsinhaber einen Freund.

Eine Frau geht an einem Wandgemälde des Künstlers Ciaran Gallagher vorbei, das die Spitzenkandidatin der Konservativen, Liz Truss (l), zeigt, wie sie von Jacob Rees Mogg zur Siegerin erklärt wird, nachdem sie Rishi Sunak (r), der von Boris Johnson angezählt wird, in einem Boxkampf besiegt hat. Das Wandgemälde in Belfast wurde enthüllt, nachdem Truss die Wahl am 5. September zur Parteivorsitzenden der Konservativen gewonnen hatte.