Verstorbene Bürgerrechtlerin Letzte Ehre für Bärbel Bohley

Berlin (RPO). Mit einem Trauergottesdienst in der Evangelischen Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg ist am Sonntag der verstorbenen Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley gedacht worden. Rund 600 ehemalige Weggefährten, Freunde und Familienangehörige, darunter ihr Sohn Anselm, hatten sich in der Kirche versammelt. Die Malerin war am 11. September im Alter von 65 Jahren einem Krebsleiden erlegen.

Bilder aus dem Leben Bärbel Bohleys
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Der aufgebahrte Sarg war von Hunderten Blumen und Blumengestecken umrahmt. Ein großformatiges Farbfoto vor dem Altar erinnerte an die Verstorbene. Die polnische Gewerkschaft Solidarnosc, das Neue Forum Dresden und die Stiftung Friedliche Revolution aus Leipzig erwiesen Bohley mit Kränzen die letzte Ehre. Zahlreiche ehemalige Bürgerrechtler hatten sich persönlich zum Abschied eingefunden, darunter Ulrike Poppe, Markus Meckel sowie Martin Böttger, der von 2001 bis 2010 Leiter Chemnitzer Außenstelle der Stasiunterlagenbehörde war, und Vertreter der Robert-Havemann-Gesellschaft. Erschienen waren unter anderen Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, Parlamentspräsident Walter Momper (beide SPD) und Renate Künast (Grüne).

Pfarrer Gisbert Mangliers nannte Bohley in seiner Predigt "eine überzeugte Pazifistin". Bereits frühzeitig, zu Beginn der 80er Jahre habe sie angesichts der Einführung des Wehrkundeunterrichts in der DDR diesbezüglich eine klare Position bezogen. "Es war die Zeit, als noch niemand am status quo in der DDR rütteln wollte. Sie war mutig, weil sie das Machtmonopol der SED in Frage gestellt hat." Mit dieser Art, Dinge in Frage zu stellen, habe sie auch noch nach der Wiedervereinigung viele vor den Kopf gestoßen. In den vergangenen Jahren sei Bohley vor allem beim Wiederaufbau im zerstörten Bosnien engagiert gewesen.

Mangliers erinnert an das Zusammenwirken Bohleys mit ihrem Freund Robert Havemann. Sie habe die zunehmende Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der DDR nicht mehr ertragen. "Bärbel Bohley wusste, dass die Verhältnisse, auf die wir damals so leicht schimpften, nur durch Austausch unseres Verhaltens zu verändern sind. Sie wusste, dass Veränderungen nicht von oben verordnet werden, sondern von unten kommen müssen", sagte der Geistliche. Auch wenn er nicht wisse, ob sie als Christin gehandelt habe - sie habe immer im Geiste der Bergpredigt gewirkt.

Bereits am Samstagabend hatten rund 400 Menschen in der Akademie der Künste am Pariser Platz der Verstorbenen gedacht. Zu der Veranstaltung hatte die Havemann-Gesellschaft eingeladen, zu deren Mitbegründern Bohley 1990 gehörte.

Bohley wurde 1945 in Berlin geboren. Zwischen 1969 und 1974 studierte sie Malerei an der Ost-Berliner Kunsthochschule Weißensee. 1983 saß die Künstlerin für mehrere Wochen in Haft, es schlossen sich weitere staatliche Repressalien und ein de-facto-Ausstellungsverbot an. Im Jahr 1988 wanderte sie darum zeitweise nach Großbritannien aus. Sie gilt als eine der wichtigsten Figuren der DDR-Opposition der 80er Jahre. Im September 1989 unterzeichnete sie in der untergehenden DDR den Gründungsaufruf für das Neue Forum mit, als dessen Mitglied sie danach lange Jahre wrikte. Zwischen Mai und Dezember 1990 war Bohley Mitglied der Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung.

(DDP)
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