Hintergründe zur Verhandlung Warum Leonardo DiCaprio in einem Geldwäsche-Prozess befragt wurde

Washington · Es geht um Vorwürfe der weltweiten Geldwäsche, Bestechung, eine Flucht und eine mutmaßliche Verwicklung eines Mitglieds der Band The Fugees. Was hat der Hollywoodstar damit zu tun?

Leonardo DiCaprio, US-Schauspieler, nimmt an einer Pressekonferenz teil. (Archiv)

Leonardo DiCaprio, US-Schauspieler, nimmt an einer Pressekonferenz teil. (Archiv)

Foto: dpa/Rodrigo Reyes Marin

Hollywoodstar Leonardo DiCaprio hat vor einem Bundesgericht in einem Fall um internationale Geldwäsche und Bestechung ausgesagt. Der Oscarpreisträger äußerte sich am Montag im Zeugenstand in Washington zu seinen Beziehungen zum malaysischen Finanzier Low Taek Jho, auch bekannt als Jho Low, und zum Rapper Prakazrel „Pras“ Michel, einem Gründungsmitglied der Fugees. Ein Überblick über die Hauptakteure in der Affäre:

Die Vorwürfe gegen Musiker Pras von den Fugees

Michel bildete in den 1990er Jahren mit seinen wohl bekannteren Bandkollegen Lauryn Hill und Wyclef Jean das einflussreiche Rap-Trio Fugees, das mit Hits wie „Ready or Not“ und „Killing Me Softly With His Song“ Erfolge feierte. Staatsanwälte werfen Michel vor, sich mit Geschäftsmann Low verschworen zu haben, Gelder aus dem malaysischen Staatsfonds 1MDB für die Wiederwahlkampagne von 2012 des früheren US-Präsidenten Barack Obama abgezweigt zu haben. 1MDB wurde 2009 für Initiativen zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung Malaysias geschaffen.

Die Staatsanwaltschaft betrachtet Pras als eine Art Kanal für die mutmaßlich von Low entwendeten Millionen und dessen Versuche, auf die US-Regierung Einfluss zu nehmen. Demnach soll Low von Juni bis November 2012 veranlasst haben, dass mehr als 21,6 Millionen Dollar aus ausländischen Quellen auf Konten Michels geschleust wurden. In der Folge soll der Rapper rund 20 Stroh- und Mittelsmänner bezahlt haben, die die Spenden in deren Namen an Obamas Kampagne überweisen sollten. So sollte verschleiert werden, woher das Geld wirklich gekommen sei, hieß es in der Anklageschrift.

Über Michel sollen bis zu 100 Millionen Dollar (heute rund 92 Millionen Euro) geflossen sein. Der inzwischen 50-jährige Musiker aus New York beteuert seine Unschuld.

Von Low keine Spur

Vor Gericht aussagen musste DiCaprio wegen seiner Verbindungen zu Low, der als mutmaßlicher Drahtzieher hinter dem Skandal wirkt. Gegen den malaysischen Geschäftsmann wurde in den USA Anklage erhoben, doch ist Low flüchtig, während Michel seit Donnerstag vor Gericht steht.

Low war in die Aufsicht von 1MDB eingebunden, doch soll er sich aus dem Staatsfonds bedient haben, um sich einen luxuriösen Lebensstil zu gönnen. Auch die Nähe zu Promis suchte er.

Low soll Milliarden für Immobilien in Beverly Hills und Manhattan abgezweigt haben, unter seinen Luxuskäufen finden sich etwa eine Superyacht und ein Privatjet. Mit Geld aus dem Fonds soll eine Geburtstagsfete für den Geschäftsmann bezahlt worden sein, bei der unter anderem Jamie Foxx, Chris Brown, Ludacris, Busta Ryhmes und Pharrell Williams auftraten. Britney Spears sprang aus einem riesigen Kuchen.

Leo, Picasso und „The Wolf of Wall Street“

DiCaprio wird kein Fehlverhalten zur Last gelegt. Rapper Michel kenne er seit den 1990er Jahren, mit Geschäftsmann Low sei er beruflich und gesellschaftlich seit Jahren verbunden gewesen, sagte er. Letzteren habe er 2010 auf einer Geburtstagsfeier in Las Vegas kennengelernt und sich mit ihm angefreundet.

Low machte DiCaprio teure Geschenke, darunter ein Picasso-Gemälde im Wert von 3,2 Millionen Dollar und eine Collage von Jean-Michel Basquiat im Wert von 9,2 Millionen Dollar. Beide Kunstwerke habe er zurückgegeben, erklärte der Schauspieler. Low hat auch regelmäßig an DiCaprios gemeinnützige Stiftung gespendet.

Mit Geld aus dem malaysischen Staatsfonds finanzierte Low überdies Martin Scorseses Blockbuster „The Wolf of Wall Street“ mit DiCaprio in der Hauptrolle. Der Hollywoodstar sagte aus, sein Team und das Filmstudio hätten Low zunächst unter die Lupe genommen und ihn als „legitime Geschäftsperson eingestuft, die in den Film investieren wollte“. Zu den Produzenten von „The Wolf of Wall Street“ gehört Riza Aziz, der Stiefsohn des früheren malaysischen Ministerpräsidenten Najib Razak.

Najib Razaks Rolle

Der damalige Regierungschef Malaysias wurde bei der Schaffung von 1MDB der Vorsitzende des Staatsfonds. Bald häufte der Fonds Schulden in Höhe von mehr als zwölf Milliarden Dollar an und wurde zum Zentrum eines riesigen Korruptionsskandals mit internationaler Tragweite. Nach Angaben des US-Justizministeriums wurde mehr als die Hälfte der acht Milliarden Dollar, die durch Anleihenverkäufe erzielt wurden, gestohlen oder abgezweigt. Das Ganze kam 2015 heraus, als Tausende Dokumente durchgestochen wurden.

Najib schöpfte Ermittlern zufolge Hunderte Millionen Dollar aus 1MDB ab, um seine Wiederwahlkampagne zu finanzieren und Politiker zu bestechen. Er bestritt jegliches Fehlverhalten und feuerte den Generalstaatsanwalt, der gegen ihn ermittelte. Bei der Wahl 2020 wurden Najib und seine Partei abgewählt, der Ex-Ministerpräsident wurde 2020 der Korruption für schuldig befunden und zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Mit Berufungsklagen ist er gescheitert.

(aku/dpa)
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