Kreuzberg tanzt Karneval der Kulturen: Fantastische Farben, viel nackte Haut

Berlin (rpo). Brasilianischer Samba und afrikanische Trommeln, sorbische Tänze und goldener Prunk aus Thailand - Berlin feiert den Karnaval der Kulturen. 4350 Teilnehmer aus 70 Nationen zogen über neuen Stunden lang durch Kreuzberg: Opulente Kostüme, heiße Tänze, viel nackte Haut und fantastische Farben.

Karneval der Kulturen in Berlin 2006
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Karneval der Kulturen in Berlin 2006

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Foto: ddp

"Berlin bekennt Farbe" steht auf den grünen Luftballons, die am Hermannplatz verteilt werden. Der Ort am äußersten Südostzipfel Kreuzbergs gehört an den meisten Tagen im Jahr zu der eher ungemütlichen Sorte von Plätzen, die die Stadt zu bieten hat. Drogenhandel und tosender Verkehr prägen ihn gewöhnlich. Am Pfingstsonntag dagegen startete dort der wohl bunteste Straßenumzug der Stadt.

Das Spektrum der fast 100 Formationen, die von hier aus am Pfingstsonntag über neun Stunden durch Kreuzberg zogen, reichte von sorbischen Volkstänzern über Hare Krishna-Anhänger bis hin zu Reggae-Fans. 4350 Teilnehmer aus 70 Nationen nahmen teil, 97 Formationen und 70 Wagen, 800.000 Menschen feierten mit.

Am dominantesten sind jedoch schon traditionell südamerikanische und afrikanische Gruppen. Das Instrument des Tages sind Trommeln. In allen nur denkbaren Materialien geben sie den Rhythmus des Festes vor.

Ganz langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Angeführt wird dieser auch im elften Jahr seines Bestehens von der gelb-weiß gekleideten, eindrucksvoll großen und lautstarken Gruppe "Afoxé Loni". Vor manchen der Festwagen paradieren bis zu 150 Menschen in aufwändigen und phantasievollen Kostümen. Bunte Stoffe, Federn, Fahnen, Pailletten - eben alles, was zu Festbekleidung gehört - bilden verführerische Kreationen.

Doch auch am Straßenrand hat sich der eine oder andere in Schale geworfen. So wie jene Gruppe von Elvis-Doppelgängern, die im Vorgarten eines Hauses ihr eigenes kleines Fest feiern. "Eigentlich wollten wir auch beim Zug mitmachen", sagt einer der Kostümierten. Doch das wäre viel zu teuer geworden.

Die Elvisgruppe steht ganz in der Nähe der Jurorenkabine. Um die Preisrichter zu beeindrucken, geben die Gruppen alles. Die Mitglieder der "Kung Fu Academy" zerschlagen Dachlatten an Armen und Beinen, Stelzentänzer führen gewagte Figuren auf. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sitzt auf der Ehrentribüne daneben und guckt vergnügt. An den gemischten Gruppen könne man sehen, dass Integration tagtäglich und mit Erfolg stattfinde, sagt er.

Nicht alle Gruppen sind von Heiterkeit getrieben, auch die Weltpolitik wirft ihren Schatten auf das Fest. Die Gruppe "El Patio" fährt - in Anspielung auf das US-Gefangenenlager - auf einem nachgebauten Flugzeug mit der Aufschrift "Guantánamo Airlines" durch Kreuzberg. Die iranische Truppe "Tombaq" wirbt mit traditionellen Trommeln für den "Rhythmus des Friedens".

Die bevorstehende Fußball-WM kommt ebenfalls nicht zu kurz. Kinder paradieren als Fußbälle verkleidet, Mützen im schwarz-weißen Fußball-Look sind öfter zu sehen. Gruppen aus Angola oder Trinidad und Tobago zeigen sich in Nationaltrikots. Wenn es nach der Masse der Teilnehmer am Karneval ginge, stünde der Weltmeister schon fest: Brasilien.

(afp2)
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