Das Leben des Johannes Rau
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Das Leben des Johannes Rau
Foto: Endermann, Andreas (end) Am 16. Januar 1931 wurde Johannes Rau geboren. Dieses Jahr wäre der SPD-Politiker 90 Jahre alt geworden. Er verstarb am 27. Januar 2006.
Der frühere NRW-Ministerpräsident und Bundespräsident bleibt für sein Schaffen bis heute im kollektiven Gedächtnis. In Düsseldorf steht eine Johannes-Rau-Statue (Foto) auf dem nach dem deutschen Politiker benannten Platz vor der Villa Horion.
Ein Rückblick auf sein Leben und seinen politischen Werdegang.
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Das Leben des Johannes Rau
Foto: RP-Archiv / Ulrich Horn Geboren und aufgewachsen ist Johannes Rau (2.v.l., hier bei einem Besuch in der Redaktion der Rheinischen Post) in Wuppertal. 1948 bricht er die Schullaufbahn ab und beginnt eine Lehre als Verlagsbuchhändler in seiner Heimatstadt. Nebenher jobbt er als freier Mitarbeiter bei der Westdeutschen Rundschau. Themenschwerpunkte seiner Texte sind Kirche und Kultur.
Nach der Lehre arbeitet sich Rau zum Direktor beim Jugenddienst-Verlag hoch. Diesen leitenden Posten hat er von 1965 bis 1967 inne. Aufgrund seiner politischen Arbeit zieht er sich jedoch aus dem Verlagsgeschäft heraus.
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Foto: Saltmann, Thilo (thl) Denn politisch aktiv ist Johannes Rau bereits in jungen Jahren. Anfang der 50er-Jahre tritt er der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) bei und wird deren Kreisvorsitzender in Wuppertal. Als sich die Partei 1957 auflöst, schließen sich viele Mitglieder – auch Rau – der SPD an.
Bei den Sozialdemokraten besetzt Rau verschiedene Posten: Juso-Vorsitz in Wuppertal (1958), Mitglied des Landtages (1958 bis 1999), Vorstandsmitglied der Landtags-Fraktion (1962) und schließlich deren Vorsitzender (ab 1977).
1969 wird Johannes Rau zum Oberbürgermeister seiner Geburtsstadt Wuppertal gewählt. Chef der Stadtverwaltung, die im Barmer Rathaus (Foto) saß und sitzt, ist er bis 1970.
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Foto: picture-alliance / dpa/Gottfried Evers Ab 1970 übernimmt Rau (hier vor dem Schloss Moyland neben dem damaligen RP-Chefredakteur Joachim Sobotta, links) im Kabinett das Ressort „Wissenschaft und Forschung“. Einberufen hat ihn der amtierende Ministerpräsident und Parteikollege Heinz Kühn.
Als Wissenschaftsminister in NRW (bis 1978) ist Rau der Vater der hochschulpolitischen Regionalisierung des Landes. So initiiert er beispielsweise die Gründung fünf neuer Gesamthochschulen in NRW sowie die einer Fernuniversität.
Aufsehen erregt seine Entscheidung, Joseph Beuys fristlos als Professor der Kunstakademie Düsseldorf zu entlassen. Beuys hatte zuvor das Sekretariat der Staatlichen Kunstakademie besetzt und nach Angaben Raus bereits davor gegen Regularien verstoßen.
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Foto: picture-alliance / dpa/Herbert Spies Seit 1968 ist Johannes Rau Teil des Bundesvorstandes der SPD. Stellvertretender Parteivorsitzender ist er von 1982 bis 1999. Zwischendurch übernimmt er sogar kommissarisch den Bundesvorsitz (1993). Auf Landesebene wird Rau 1977 zum SPD-Vorsitzenden gewählt. Das Amt hält er für 22 Jahre inne.
Ein Jahr später tritt Johannes Rau die Nachfolge von NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn an. 1980, 1985 und 1990 verteidigt die SPD unter Rau ihre Mehrheit der Mandate. Mit der Kampagne „Wir sind Nordrhein-Westfalen“ erzielt die SPD 1985 das beste Ergebnis ihrer Geschichte (52,1 Prozent der Stimmen).
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Foto: Stefan Hesse / dpa 1982 heiratet Johannes Rau Christina Delius (links im Bild). Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Laura, Anna Christina und Philip Immanuel (nicht im Bild). Mit auf dem Foto ist der Familienhund Scooter zu sehen.
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Foto: Oliver Multhaup/ dpa Bundesratspräsident ist Rau turnusgemäß zwei Mal: jeweils ein Jahr ab dem 1. November 1982 sowie dem 1. November 1994. Seine Kanzlerkandidatur im Jahr 1987 scheitert, als Rau dem amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl unterliegt.
Und auch Raus erste Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten 1994 scheitert. 1998 tritt er erst als Landesvorsitzender der SPD zurück, dann als Ministerpräsident. Seinen Posten an der Spitze NRWs übernimmt Wolfgang Clement (Foto rechts).
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Foto: dpa Doch damit endet die Karriere des Politikers nicht: Am 23. Mai 1998 wählt die Bundesversammlung Johannes Rau zum Bundespräsidenten. Im zweiten Wahlgang hat der 67-Jährige die absolute Mehrheit (mit 690 Stimmen von 1260 Wahlberechtigten). Vereidigt wird Rau in seinem Amt am 1. Juli 1999. Einen Tag später tritt in Begleitung seiner Frau Christina das Amt im Schloss Bellevue an (Foto).
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Foto: dpa Als Bundespräsident greift Rau die Reihe der Berliner Reden (eingeführt durch seinen Amtsvorgänger Roman Herzog) auf und führt sie weiter. Allerdings hält er die Reden alle selbst – und begründet damit eine Tradition.
In seinem Amt setz er sich für die Integration von Ausländern und für Minderheiten ein. Unter anderem plädiert er für eine geregelte Einwanderungspolitik. Dieses Anliegen thematisiert er etwa in seiner ersten Berliner Rede mit dem Titel „Ohne Angst und ohne Träumereien: Gemeinsam in Deutschland leben“ (12. Mai 2000).
(Auf dem Foto singt Rau mit dem Ruhrkohle-Chor, dessen Ehrenmitglied er war.)
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Foto: dpa Im Jahr 2000 spricht Johannes Rau als erstes deutsches Oberhaupt – und auf Deutsch – vor der Knesset, dem israelischen Parlament, und bittet das jüdische Volk und Israel um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust.
Raus Amtszeit als Bundespräsident endet am 30. Juni 2004, nachdem er im Jahr zuvor verkündet hatte, nicht erneut zu kandidieren. Sein letzter Staatsbesuch findet im April 2004 in Ungarn statt. Sein Nachfolger wird Horst Köhler (rechts, gemeinsam mit seiner Frau Eva).
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Foto: dpa/Herbert Spies Sein Wahlmotto „Versöhnen statt spalten“ spiegelt den Politikstil Johannes Raus (links, gemeinsam mit Wolfgang Clement) wider. Unter ihm als Minister werden wichtige Entscheidungen getroffen: der Ausstieg aus der Kernenergie, der Strukturwandel im Ruhrgebiet, die Wende in der Verkehrspolitik.
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Foto: Oliver_Multhaup / dpa Im Gedächtnis bleibt jedoch vielmehr seine Art: Johannes Rau war Versöhner. Ernste und innere Konflikte in Partei oder Kabinett gab es kaum. Und mit seinen Mitstreitern wusste der Politiker umzugehen – mit Schlagfertigkeit und Humor, bestimmt aber nicht herablassend.
1995 bildet er etwa eine Koalition mit Bündnis 90/Die Grünen (im Bild: deren Fraktionssprecher im Düsseldorfer Landtag, Michael Vesper). Ein rot-grünes Bündnis hatte er zehn Jahre zuvor noch entschieden abgelehnt.
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Foto: Wolfgang Kumm / dpa Richtungskämpfe versuchte er stets zu vermeiden. Die Konfliktvermeidung gehört zu seinen größten Kritikpunkten. Da er seinen christlichen Glauben öffentlich auslebte, wurde er teilweise als „Bruder Johannes“ betitelt. Doch insgesamt wird er positiv bewertet: als Politiker, mit dem man auf Augenhöhe reden konnte.
(Im Bild begrüßen Christina und Johannes Rau die CDU-Vorsitzende Angela Merkel 2002 im Schloss Bellevue.)
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Foto: Tim Brakemeier / dpab/Tim Brakemeier / dpa Bis zu seinem Tod und darüber hinweg erhält Johannes Rau allerlei Auszeichnungen und Gedenken.
Zu seinen Würden gehören 14 Ehrendoktoren, vier Ehrensenatoren, eine Ehrendozentur und fünf Ehrenbürgerschaften (unter anderem in Berlin und Wuppertal).
Mit seinem Tod werden Statuen errichtet und Plätze wie Gebäude mit seinem Namen versehen: der Johannes-Rau-Platz in Wuppertal und in Düsseldorf, die Johannes-Rau-Schule in Wuppertal und Bonn oder der Johannes-Rau-Saal im Haus der Stiftung in Düsseldorf.
2006 wird eine Sonderbriefmarke mit dem Portrait des Politikers vorgestellt (Foto).
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Foto: Achim Scheidemann / dpa Johannes Rau stirbt am 27. Januar 2006 in Berlin. Die Beisetzung erfolgt am 7. Februar im Anschluss eines Staatsaktes auf Bundesebene. Auch die NRW-Landtagsabgeordneten ehren den ehemaligen Ministerpräsidenten im Rahmen einer Feierstunde (Foto).
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Foto: Peer Grimm / dpa In Erinnerung bleibt Johannes Rau als beliebter Politiker.
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