International Emmys Deutsche erneut sieglos, aber trotzdem „sehr stolz“

New York · Zum zweiten Mal in Folge gehen keine International Emmys nach Deutschland, aber die deutschen Nominierten zeigen sich trotzdem erfreut. Zu den Stars der wegen der Pandemie ins Internet verlegten Gala wurden ein US-Gouverneur und ein 13-Jähriger.

 Die Trophäe des International Emmy Awards, der in New York verliehen wird.

Die Trophäe des International Emmy Awards, der in New York verliehen wird.

Foto: dpa/Andrew Gombert

Keine International Emmys für Deutschland, aber trotzdem große Freude: Schon die Nominierung sei für sie „der Wahnsinn“ gewesen, sagte die Schauspielerin Emma Bading . „Ich habe mich so gefreut und geehrt gefühlt.“ Bei der Verleihung der International Emmys am Montag musste Bading, die für ihre Rolle in dem ARD-Film „Play“ in der Kategorie „beste Leistung einer Schauspielerin“ nominiert war, sich ihrer britischen Kollegin Glenda Jackson geschlagen geben, die für ihre Rolle in dem TV-Drama „Elizabeth Is Missing“ geehrt wurde. Sie gönne Jackson den Preis „von Herzen“, sagte die 1998 in Monheim am Rhein geborene Bading. „Für mich reicht die Nominierung total aus.“

Auch die zweite deutsche Preishoffnung erfüllte sich nicht: Die zweite Staffel der historischen ARD-Krankenhaus-Serie „Charité“, die in der Kategorie „beste Drama-Serie“ nominiert war, unterlag der Konkurrenz aus Indien, der Serie „Delhi Crime“. „Natürlich hätten wir den Preis gerne nach Deutschland geholt“, sagte „Charité“-Produzent Benjamin Benedict. „Dennoch ist es eine große Ehre für uns, neben so vielen starken Konkurrent*innen nominiert worden zu sein. Die internationale Attraktivität, mit der wir mittlerweile wahrgenommen werden, und wie konkurrenzfähig deutsche Produktionen im Ausland inzwischen geworden sind, macht uns sehr stolz.“

Bereits im vergangenen Jahr war Deutschland leer ausgegangen, nachdem sowohl die ZDF-Reihe „Bad Banks“ als auch Schauspieler Jannis Niewöhner der Konkurrenz in ihren jeweiligen Nominierungskategorien den Vortritt lassen mussten. Die in elf Kategorien vergebenen International Emmys haben zwar nicht den Glanz der in Los Angeles verliehenen US-Preise, gelten aber trotzdem als sehr begehrt.

Zum Star der diesjährigen Verleihung wurde der erst 13 Jahre alte Brite Billy Barratt, der für seine Rolle in „Responsible Child“ die Auszeichnung für die „beste Leistung eines Schauspielers“ gewann. „Ich bin so glücklich gerade“, jubelte Barratt danach per Videoschalte, im Hintergrund war seine versammelte Familie zu sehen.

Die in Mainz geborene Schauspielerin Caroline Peters gehört zu den Laudatoren. Sie meldete sich aus Köln und verlieh die Auszeichnung für die beste Kurz-Serie an die tschechische Produktion „#martyisdead“.

Zu den Preisträgern gehörte in diesem Jahr auch ein Politiker: Andrew Cuomo, Gouverneur des US-Bundesstaates New York, erhielt einen Sonderpreis für seine Fernsehpräsenz während der Corona-Pandemie. Der 62-Jährige Cuomo habe Führungskraft gezeigt und mit seinen täglich live übertragenen Pressekonferenzen Zuschauern in aller Welt wichtige Informationen geliefert, hieß es zur Begründung. Stars wie Spike Lee, Robert De Niro, Ben Stiller, Billy Crystal und Billy Joel gratulierten Cuomo mittels vorab aufgezeichneter Videos. „Was für eine Ehre und was für eine erfreuliche Überraschung in diesen herausfordernden Zeiten“, sagte Cuomo, der zeitgleich zur Verleihung schon wieder eine Live-Pressekonferenz hielt und seine Dankesrede vorab aufgezeichnet hatte.

Wegen der Coronavirus-Pandemie fand die Preisgala für nicht-amerikanische Produktionen diesmal weitgehend online statt. Schauspieler Richard Kind moderierte von einer Bühne in New York aus - vor einem „absolut gigantischen leeren Zuschauerraum“. Die Nominierten waren aus aller Welt per Video zugeschaltet. Es sei „die erste und hoffentlich auch die letzte virtuelle Verleihung der International Emmys“, sagte Kind. „Ich verspreche, wir werden nächstes Jahr wieder viel Geld für mittelmäßiges Essen ausgeben und uns hier im Ballsaal treffen.“

Die „Euphorie und die Aufregung“ einer Live-Gala vor Ort hätten ihr gefehlt und sie habe sich ein bisschen allein gefühlt, sagte Schauspielerin Bading, die das Spektakel aus einer Wohnung im polnischen Krakau verfolgte, wo sie derzeit eine ZDF-Serie dreht. „Aber es ist auch irgendwie eine krasse Erfahrung, gerade in diesem Jahr dabei zu sein.“

Das sind die Gewinner:

Arts Programming: Vertige de la Chute (Frankreich)

Beste Schauspielerin: Glenda Jackson in „Elizabeth is Missing“ (Großbritannien)

Bester Schauspieler: Billy Barratt in „Responsible Child“ (Großbritannien)

Comedy: „Ninguém Tá Olhando“ (“Nobody's Looking“) (Brasilien)

Dokumentation: „For Sama“ (Großbritannien)

Drama-Serie: „Delhi Crime“ (Indien)

Nicht-englischsprachiges US-Hauptprogramm: „20th Annual Latin Grammy Awards“ (USA)

Non-Scripted Unterhaltung: „Old People's Home for 4 Year Olds“ (Australien)

Kurz-Serie: „#Martyisdead“ (Tschechien)

Telenovela: „Órfàos Da Terra“ (Brasilien)

Fernsehfilm/Mini-Serie: „Responsible Child“ (Großbritannien)

Ehrenpreis: Andrew Cuomo, Gouverneur von New York

(june/dpa)
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