Großbritannien Immer dem Käserad hinterher

London (rpo). Eines der am wenigsten bekannten, aber dafür gefährlichsten Sportereignisse Großbritanniens ist am Montag vergleichsweise glimpflich über die Bühne gegangen. Beim alljährlichen Käse-Roll-Rennen in Cooper's Hill, im mittelenglischen Gloucestershire, brachen oder verknacksten sich lediglich drei Teilnehmer die Knochen.

18 weitere mussten wegen kleinerer Verletzungen wie Schnitte und Abschürfungen behandelt werden. Bei der Veranstaltung jagen die Teilnehmer Hals über Kopf einem großen Käserad hinterher, das einen steilen Abhang hinunterrollt. In vielen Fällen endet das Rennen in Purzelbäumen oder wildem Kopfüber-zu-Tal-Kullern der Teilnehmer, die auf dem steilen Hügel den Halt verlieren. Im vergangenen Jahr hatte es 40 Verletzte gegeben.

Obwohl die Mehrzahl der Teilnehmer verstaucht oder blutend ins Ziel geht, sind die Belohnungen äußerst gering. Dabeisein ist alles: Der Sieger erhält den durch das Bergab-Rollen arg lädierten 3,2 Kilogramm schweren Gloucester-Käse, für den zweiten Platz gibt es fünf Pfund (7,3 Euro), für den dritten drei Pfund. Der 17-jährige Chris Anderson, der vor 4000 Zuschauern den ersten Platz machte, zeigte sich trotz seines verstauchten Knöchels begeistert: "Es war die Schmerzen wert", sagte er, bevor er mitsamt dem Sieger-Käse auf einer Trage davongebracht wurde. "Dieser Käse kommt direkt in mein Regal, der ist zu schade zum Aufessen."

Die heutigen Sieger des Rennens können sich noch glücklich schätzen. Von 1941 bis 1954, als in Großbritannien während und nach dem Zweiten Weltkrieg Lebensmittel rationiert waren, rannten die Teilnehmer hinter einem Käserad aus Holz her, in dessen Mitte nur ein kleines Stück Gloucester-Käse eingepasst war.

(afp)
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