Hass auf Twitter Prominente rechnen mit #Abschiebechallenge ab

Berlin · Rechte Nutzer – unter ihnen NPD-Politiker – posten auf Twitter öffentlich die Namen von Personen, die sie abschieben möchten. Prominente reagieren mit Widerstand.

 Immer wieder gibt es Hass auf Twitter. Jetzt haben Prominente reagiert.

Immer wieder gibt es Hass auf Twitter. Jetzt haben Prominente reagiert.

Foto: AP/Matt Rourke

Unter dem Hashtag #Abschiebechallenge ging am Mittwoch eine Hasskampagne durch die soziale Medien: Öffentlich benennen Rechte ihnen unliebsame Menschen und fordern deren Abschiebung. Oft posten sie Fotos mit einem Schild, auf dem der Name des „Abzuschiebenden“ steht. Die Nutzer rufen Gleichgesinnte dazu auf, sich ihren Forderungen anzuschließen.

So forderte der NPD-Bundesvorsitzende Frank Franz auf Twitter die Abschiebung der SPD-Politikerin Sawsan Chebli, Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales im Berliner Senat. Unter anderem der NPD-Europaabgeordnete Udo Voigt schloss sich der Forderung an. Attackiert wurden auch die Journalisten Deniz Yücel, Dunja Hayali und Hatice Akyün.

ZDF-Journalistin Hayali nannte die Kampagne eine „peinliche Aktion“ und antwortete in ihrem Post: „Echt jetzt? Mehr fällt ihnen nicht ein? Und wohin überhaupt? Nach Datteln?“ Datteln im Ruhrgebiet ist der Geburtsort der Moderatorin.

Der Autor und Comedian Markus Barth forderte eine „Erdkundechallenge“ – die Attackierten seien immerhin in Deutschland geboren. „Dunja Hayali, geboren in Datteln, Deniz Yücel, geboren in Flörsheim, Sawsan Chebli, geboren in Berlin“, postete er. Klaas Heufer-Umlauf forderte über den Twitter-Account seiner Show „Late Night Berlin“: „Perfekter Zeitvertreib: Hashtag #Abschiebechallenge eingeben. Alle geisteskranken Hass-Tweets von Nazis melden.“

„Die Angriffe werden insgesamt unverhohlener, direkter, aggressiver“, erklärte Chebli am Donnerstag. „Youtube, Facebook und Twitter sind voll mit Hass und Hetze gegen mich.“ Rechte versuchten, sie mit solchen Aktionen einzuschüchtern und „mundtot“ zu machen. In strafrechtlichen relevanten Fällen erstatte sie inzwischen bei Hassmails, Posts, Tweets oder Briefe Strafanzeige, sagte Chebli. Sie habe jetzt dazu auch Twitter kontaktiert. „Doch sie unternehmen leider nichts gegen solche Hasskampagnen, gegen Verleumdung, gegen offenen Rassismus. Das ist ein unhaltbarer Zustand.“ Auch andere Nutzer kritisieren unter dem Hashtag #TwitterDuldetNazis, dass die rechten Tweets nicht gelöscht worden seien.

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ging Twitter am Donnerstag nicht konkret auf den kursierenden Hashtag ein, sondern erklärte allgemein, Priorität des Kurznachrichtendienstes sei „eine gesunde Kommunikation“. Dazu habe Twitter im vergangenen Jahr mehr als 70 Änderungen durchgesetzt und die Sicherheitsrichtlinien verschärft, sagte ein Sprecher.

(lhen/dpa)
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