2000 Briefträger werden im Jahr von Hunden gebissen Grüße vom "Lieblingsfeind": Hund vs. Postbote

Berlin (rpo). Hund beißt Briefträger - ja,ja, tolles Klischee, könnte man meinen. Stimmt aber nicht, denn es stimmt: Fast 2.000 Postboten werden jedes Jahr von ihren "Libelingsfeinden" angefallen. Die Post bietet inzwischen spezielle Schulungen für ihre zerbissenen Mitarbeiter an.

Ein Albtraum für den Mann mit dem gelben Fahrrad. Gerade als er das Päckchen vor der Haustür abstellen will, rennt der Mischlingsrüde los, springt am Hosenbein hoch und rammt die Zähne in seinen Unterschenkel.

Im Schnitt geraten jeden Tag fünf Postboten "vor die Schnauze" eines wütenden Hundes. "Und das sind nur die Bisse, die uns gemeldet werden. Also die, die in der Regel zu Arbeitsausfällen führen", sagt Postsprecher Dirk Klasen.

Ganz gleich ob Mahnbescheid, Strafzettel oder Liebesbrief, wenn sich der Postbote dem Grundstück nähert, werden viele Hunde unruhig. Doch woher kommt die alte "Feindschaft" zwischen Briefträger und Bello? "Schuld ist die feine Nase des Hundes", erklärt Dorit Feddersen-Petersen vom Institut für Haustierkunde an der Universität Kiel.

Der Postbote gehe von Haus zu Haus, also "hundlich" betrachtet von Fremdterritorium zu Fremdterritorium und betrete dann das "eigene" Territorium.

Manchmal sei er vielleicht auch am "Lieblingsfeind" des Hundes vorbeigekommen. "Der Postbote trägt somit viele 'Botschaften' mit sich herum, er ist ein Eindringling, auf den etliche Hunde schon warten, um ihn verjagen zu 'dürfen'", erläutert die Expertin.

Um ihre Mitarbeiter auf die täglichen Begegnungen mit Bello und Co. vorzubereiten und die Zusammentreffen möglichst schmerzfrei zu gestalten, bietet die Deutsche Post seit einiger Zeit Schulungen für Briefträger an. Die freiwilligen Tagesseminare werden von Hundevereinen in ganz Deutschland organisiert.

Lothar und Cornelia Grübl vom "Verein Hundefreunde Pegnitz" veranstalten solche Kurse für geplagte Briefträger. Am Vormittag beschäftigen sich die "Postler" zunächst theoretisch mit dem "Feind". "Anhand von Dias erklären wir Körpersprache und Verhaltensweisen", erläutert Cornelia Grübl. Fragen wie "Warum jagen Hunde Katzen - oder auch Briefträger?" werden hier geklärt.

Danach wagen sich die Briefträger an die Praxis. Auf dem Hundeplatz lassen die Vereinsmitglieder ihre vierbeinigen Freunde los. "In der frei laufenden Hundegruppe können die in der Theorie besprochenen Verhaltensweisen besonders gut beobachtet werden", sagt Grübl. Zudem sollen die Postboten ihre Berührungsängste abbauen.

Im Anschluss werden Standardsituationen trainiert. In kleinen Gruppen geht es zu Häusern mit frei laufenden Hunden. Vor Ort werden auch die eigenen Fehler analysiert. "Viele nehmen sich nicht die Zeit, mit den Hunden zu reden", erklärt Grübl. Die Postboten seien häufig in Eile, schnappten sich ihr Päckchen, marschierten durch den Garten und liefen wieder hinaus.

"Für den Hund ist das ein Eindringling. Er trägt eine 'komische' Uniform und verhält sich auch sonst nicht wie die anderen Gäste." Das werde von vielen Hunden als Bedrohung wahrgenommen. "Häufig fängt das 'Spiel' auch ganz harmlos an: Der Hund bellt, der Postbote flüchtet", erklärt Grübl. Für den Vierbeiner sei das ein Erfolgserlebnis und ein Spiel, das er jeden Tag weiter treiben wolle. Bis es irgendwann zum Biss kommt.

Abhilfe schaffe etwa das "Bekanntmachen" mit dem Hund. Vielleicht könne der Briefträger einmal Tee trinken mit Herrchen oder Frauchen, rät Feddersen-Petersen. Auch mit "Bestechung" können es die Postboten versuchen: "Öfter mal ein 'Leckerchen' mitbringen, dann freut sich der Hund auf den Besuch, statt darauf, ihn zu verjagen", fügt sie hinzu.

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