„Vom Winde verweht“-Star Filmlegende Olivia de Havilland mit 104 gestorben

Paris · Die Schauspielerin und Oscar-Gewinnerin Olivia de Havilland („Vom Winde verweht“) ist tot. Sie starb im Alter von 104 Jahren am Sonntag in Paris, wie ihre Sprecherin Lisa Goldberg mitteilte.

 Oliva de Havilland ist mit 104 Jahren gestorben.

Oliva de Havilland ist mit 104 Jahren gestorben.

Foto: AP/Thibault Camus

Sie war einer der Superstars aus der Goldenen Ära Hollywoods, mit der stillen und großherzigen Melanie aus "Vom Winde verweht" schuf sie eine Filmfigur für die Ewigkeit: Olivia de Havilland war schon zu Lebzeiten eine Legende, nun ist sie im Alter von 104 Jahren in Paris gestorben.

Ironie der Filmgeschichte: Melanie war zwar de Havillands berühmteste Rolle, die ganz große Ehre wurde ihr dafür aber nicht zuteil: Das Südstaaten-Melodram "Vom Winde verweht", einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, gewann 1940 zehn Oscars. Doch für die in der Nebenrollenkategorie nominierte Darstellerin der Melanie war keiner dabei. Nach dieser Pleite habe sie "Rotz und Wasser geheult", gestand de Havilland 2015 der Zeitschrift "Vanity Fair".

Sie rappelte sich jedoch schnell auf und holte später zweimal den Hauptrollen-Oscar, für "Mutterherz" und "Die Erbin". Befeuert wurde ihr Ehrgeiz auch durch die Dauerrivalität mit der eigenen Schwester, die ebenfalls auf der Leinwand glänzte. Die 15 Monate jüngere Joan Fontaine war noch vor ihrer Schwester mit dem Oscar prämiert worden, nämlich 1942 für den Hitchcock-Film "Verdacht".

Die Rivalität der schönen Schwestern, die nicht nur um den Ruhm, sondern manchmal auch um die Männer konkurrierten, lieferte den Hollywoodreportern die prickelndsten Geschichten. Die Rivalität ging so weit, dass de Havilland sich weigerte, Fontaine die Hand zu schütteln, als diese ihr zum ersten Oscar gratulieren wollte. Bis zu Fontaines Tod im Jahr 2013 dauerte die Rivalität an.

Die Schwestern wurden als Töchter britischer Eltern in Japan geboren, wo ihr Vater eine Firma für Patentrecht betrieb. Die Mutter war früher gelegentlich als Schauspielerin aufgetreten, was das Interesse der Töchter an dem Metier weckte. Als die Ehe der Eltern zerbrach, zog die Mutter mit den kleinen Töchtern nach Los Angeles.

De Havilland schaffte dort früher als ihre Schwester den Einstieg in die Schauspielkarriere. Unter dem legendären österreichischen Regisseur Max Reinhardt trat sie auf der Bühne in "Ein Sommernachtstraum" auf. Danach spielte sie auch Reinhardts Filmversion der Shakespeare-Komödie mit.

Ihre Karriere hob rasch ab. An der Seite von Errol Flynn trat sie in sechs Jahren in acht Abenteuerfilmen auf, darunter im Welterfolg "Robin Hood, König der Vagabunden" (1938). Wenig später wurde sie für die Verfilmung des großen Südstaatenromans von Margaret Mitchell engagiert.

Nach "Vom Winde verweht" feierte de Havilland nicht nur weitere Filmerfolge, sondern triumphierte auch vor Gericht - gegen das Warner-Filmstudio, an das sie sich durch einen Knebelvertrag gebunden sah. Das Urteil von 1944 galt als Durchbruch für die Rechte von Schauspielern. Mit einem Prozess, den sie 2017 bereits im hohen Alter gegen den Fernsehsender FX führte, hatte sie weniger Erfolg: Sie verklagte den Sender wegen der Darstellung ihrer Person in der erfolgreichen biografischen Serie "Feud" wegen Rufschädigung und unterlag.

Seit den 1950er Jahren lebte de Havilland in Paris. Der Grund war ihr zweiter Ehemann, der französische Journalist Pierre Galante, mit dem sie Tochter Gisèle bekam. Die Ehe wurde 1979 geschieden. Aus ihrer ersten Ehe mit dem Schriftsteller Marcus Goodrich ging der inzwischen verstorbene Sohn Benjamin hervor.

Auch nach ihrem Umzug nach Frankreich war sie noch in vielen Filmen zu erleben. De Havilland hatte sich laut "Vanity Fair" vorgenommen, 110 zu werden - nun starb sie mit 104 Jahren.

(mja/dpa)
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