Elisabeth Volkmann Einsamer Tod einer Ulknudel

München (RP). Sie liebte Auftritte der ganz schrillen Art. Ein weiß geschminktes Gesicht, ein greller Lippenstift und feuerrote Harre - solch ein Gesicht zeigte sie der Öffentlichkeit. Nicht zu übersehen und auch nicht zu überhören war sie, dank ihrer markanten Stimme. Ihr Tod aber war ein stiller, einsamer Abschied von der Welt.

Elisabeth Volkmann: Zwischen Klamauk und Ernst
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Elisabeth Volkmann: Zwischen Klamauk und Ernst

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Foto: ddp

Elisabeth Volkmann ist tot. Polizisten und Feuerwehrleute fanden sie am späten Donnerstagabend leblos in ihrer Münchener Wohnung, nachdem sie die Eingangstüre gewaltsam geöffnet hatten. Eine Reporterin, die mit Elisabeth Volkmann befreundet war, hatte die Rettungskräfte alarmiert. Aus Sorge um die Freundin, von der sie seit Tagen nichts gehört hatte. Nach einer Obduktion gab die Polizei in München gestern Nachmittag erste Ergebnisse bekannt: "Es gibt keine Hinweise auf Gewalteinwirkung, Fremdverschulden oder Suizid."

"Glücklich? Das Gefühl kenne ich nicht." Diese Bilanz zog Elisabeth Volkmann in einem ihrer letzten Interviews, das sie der Zeitschrift "Bunte" gab. Geboren wurde die Schauspielerin am 16. März 1936 in Essen. Sie selbst gab als Geburtsjahr 1942 an. Als "grässliche Zeit ohne Glück" beschrieb sie mal ihre Kindheit. Schon früh zog es das Mädchen mit den feuerroten Strubbelhaaren auf die Bühne. Sängerin wollte es werden, studierte gegen den Willen der Mutter Schauspiel an der Folkwangschule und ließ sich zur Sopranistin ausbilden. Ersten Engagements in Essen folgte das Debüt am Kabarett in München und in den 70er Jahren Rollen in etwa 20 Soft-Sexfilmen - manchmal an der Seite von Ingrid Steeger.

Wenn vielleicht auch nicht das Glück, aber der Erfolg kam 1973 - mit Klimbim. Das von Regisseur Michael Pfleghar aus den USA importierte Format bot eine für die deutsche TV-Landschaft revolutionäre Mischung von Slapstick, Sex und Klamauk. Einschaltquoten von bis zu 60 Prozent machten die Serie zum Straßenfeger, die Darsteller zu Topstars. Elisabeth Volkmann mimte mit Strapsen und Mieder unter offenem Bademantel, Puschelpantoletten und Papilloten im Haar die hysterisch-frivole Mutter Jolanthe von Scheußlich. 40 Folgen dauerte der Klimbim-Zauber, 1978 war der Spaß vorbei.

Hoffnung auf eine Karriere als Charakterdarstellerin gab es für Elisabeth Volkmann noch als sie in drei Filmen vor Rainer Werner Fassbinders Kamera stand. Der Regisseur plante, erzählte die Volkmann, "noch Größeres" mit ihr. Doch Fassbinder starb zu früh. Letzte Erfolge hatte die gebürtige Essenerin als Synchronsprecherin in der Zeichentrickserie "Die Simpsons".

Auch privat fand Elisabeth Volkmann nicht ihr Glück. Ihre zwei Ehemänner, Filmanwalt Walter Hass und Konzertagent Eberhard Radisch starben beide an Lungenkrebs. Mit Radisch hatte sie 33 Jahre lang zusammengelebt. Sein Tod im Januar 2004 habe sie völlig aus der Bahn geworfen, sagte die Schauspielerin in einem Interview. Zwei Jahre zuvor war bereits "ihre beste Freundin", die Schauspielerin Barbara Valentin, gestorben.

Zuletzt gesehen wurde Elisabeth Volkmann am Dienstag. Fast drei Tage lang vermisste sie niemand. Die 70-Jährige hatte in einem Interview mit der Zeitschrift "Bunte" gesagt: "Oft frage ich mich, warum lebe ich eigentlich noch?"

(Rheinische Post)
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