Hape Kerkeling wird 50 Eine Biografie in Figuren
Berlin · Hans-Peter Kerkeling wird 50. Dass einer der beliebtesten Fernsehstars Deutschlands schon so lange so erfolgreich ist, hat auch mit seinen Figuren zu tun. Ständig kommen neue dazu und mit ihnen lässt sich eine ganz eigene Biografie von Hape Kerkeling erzählen.
Für den gemeinen Fernsehzuschauer sind Kerkeling und die von ihm ersonnenen Figuren längst zu treuen Begleitern geworden. Es macht schlicht Spaß, mit Hape älter zu werden. In den 1980ern betrat er als Vorschulkind Hannilein die TV-Bühne. Kerkeling ist zu dieser Zeit mindestens so frech, seine Ideen so ungewohnt wie die Streiche von Hannilein. Hannilein spricht das aus, was er denkt, bringt die fiktiven Eltern damit zur Verzweiflung.
Der Entertainer und Autor Hape Kerkeling
Mit der Zeit wächst in Kerkeling die Erkenntnis, dass das Fernsehen seine Bühne ist. Im Film "Kein Pardon" aus dem Jahr 1993 spielt sich Kerkeling weitestgehend selbst, auch wenn seine Rolle "Peter Schlönzke" heißt. Der Film handelt von einem Newcomer im Showgeschäft, der sich gegen altgediente Moderatoren und noch viel ältere Strukturen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen durchsetzen muss.
Kerkeling spielt jung und rebellisch
In einem ähnlichen Alter wie die Figur Peter Schlönzke dürften die Mitglieder der fiktiven finnischen Rap-Gruppe "R.I.P.Uli" gewesen sein. Sie wirken als wären sie etwa 20 bis 30 Jahre alt. Im Fernsehstudio des Musiksenders "Viva" benimmt sich die Gruppe ziemlich daneben. Sie trinken und spritzen mit Dosenbier, entsorgen die Dosen direkt auf der Bühne und gröhlen herum. Die Moderatorin erfährt erst kurz vor Ende der Sendung, dass hinter der Maskerade keine randalierenden Finnen stecken, sondern Hape Kerkeling und seine Kollegen. Dieses Versteckspiel, dass erst spät aufgedeckt wird, ist symbolisch für Kerkelings Fähigkeiten, mit einer Figur eins zu werden. Eine Fähigkeit, die er auch erst mit der Zeit lernt.
Als gesetzter Musiker schafft Kerkeling einen Klassiker
Zu Beginn der 90er-Jahre sorgte er als polnischer Tenor Miroslav Lem gemeinsam mit Pjotr Stjonek alias Achim Hagemann am Flügel für Furore, zunächst vor unwissenden Zuschauern im Ratssaal der norddeutschen Gemeinde Stuhr. Miroslav Lem ist ein gesetzter und erfahrener Musiker. Geschätzt ist Lem in seinen Vierzigern. Die von ihm aufgeführten Liedzeilen "Der Wolf, das Lamm, auf der grünen Wiese - das Lamm schreit: Hurz" werden zusammen mit den Reaktionen des Publikums vermutlich auch dann noch komisch sein, wenn sich alle aktuellen Stand-up Comedians und Spaßkanonen ins Witze-Nirwana katapultiert haben. Mit Miroslav Lem greift Hape Kerkeling auf das vor, was ihn mit zunehmendem Alter in Interviews charakterisiert. Er antwortet meist mit Bedacht, mit dem Selbstvertrauen gut in dem zu sein, was er tut. Aber es schwebt auch immer die Chance mit, dass gleich eine Pointe folgen könnte.
Auch Rollen gehen in Rente
Eine seiner erfolgreichsten Rollen ist aber wohl Horst Schlemmer. Der stellvertretende Chefredakteur des "Grevenbroicher Tagblatts". Schlemmer steht kurz vor der Rente, hat schon alles gesehen. Schlemmer hat keine Berührungsängste mit den Prominenten dieser Republik. Auch Kerkeling scheut sich nicht vor Treffen und Gesprächen mit den Prominenten der Nation. Er spricht offen mit ihnen, wobei Schlemmer immer etwas direkter ist als Kerkeling selbst.
Wie auch Königin Beatrix, die Kerkeling spielte, könnte sich Kerkeling komplett zurückziehen. Kerkeling legt zwar seine Rollen zum 50. Geburtstag ab, doch er zieht sich nicht zurück. Stattdessen wirkt Kerkeling nun wieder ein Stück erfahrener. In seinem aktuellen Buch "Der Junge muss an die frische Luft" arbeitet Kerkeling sein Privatleben auf. Er thematisiert seine Kindheit in der Kirche und vor allem die Selbsttötung seiner Mutter im Jahr 1973. Keine Rolle zu spielen ist die erwachsenste Aufgabe, die Kerkeling je für sich angenommen hat.
Mit Agenturmaterial
