Trauer um Schauspieler Dieter Pfaff Ein Mann von "einzigartiger Präsenz"

Deutschland trauert um den beliebten Charakterdarsteller Dieter Pfaff. Mit erst 65 Jahren erlag er einer Krebserkrankung. Noch vor vier Wochen war er voller Lebensmut, im April wollte er wieder vor der Kamera stehen. Vor wenigen Tagen traf ihn der Rückschlag. Sein Publikum liebte ihn für seine Menschlichkeit. Und auch, weil er in seinen Rollen düstere Seiten nicht ausließ.

Dieter Pfaff - seine großen Rollen
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Der 65-Jährige sei am Dienstagmorgen im Kreis seiner Familie in Hamburg gestorben, bestätigte am Mittwoch seine Agentin Sibylle Flöter entsprechende Medienberichte. Bei dem beliebten Darsteller war im Herbst 2012 Lungenkrebs festgestellt worden.

Die Diagnose: erschütternd. Pfaff hatte die finsterste Diagnose bekommen, die sich stellen ließ: Lungenkrebs in der inoperablen Variante. Das Rauchen. Ein Packung Marlboro Light täglich. Der beliebte Schauspieler sagte alle Dreharbeiten ab, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und ließ sich mit Chemotherapie und Bestrahlungen behandeln.

Pfaff stemmte sich dagegen, mit aller Energie. Er wollte wieder zurück vor die Kamera. Neue Folgen von seiner Paraderolle als "Der Dicke" standen auf dem Programm. "Der Krebs ist weg", sagte er vor nicht einmal vier Wochen der "Bild am Sonntag". Er freue sich auf die Dreharbeiten, werde im März einsteigen, kündigte der 65-Jährige an.

Sein Körperumfang war sein Markenzeichen

Zunächst wollte er sich regenerieren. "Man darf die Nachwirkungen der Chemotherapie und der Bestrahlungen nicht unterschätzen. Ich bin noch richtig schlapp", erzählte er. Er arbeite hart daran, schnell wieder gesund zu werden. "Ich mache Krafttraining sowie eine Atem- und Stimmtherapie."

Dann der Rückschlag. In den letzten Tagen ließ sich Pfaff erneut in einer Lungenklinik behandeln. Der Krebs war stärker als er.
Seinem Publikum wird er durch seine markanten Rollen in Erinnerung bleiben. Pfaff sah seine Körperfülle nie als Belastung an, sondern machte sie zu seinem Markenzeichen. Er verkörperte mit ihr gerne die schrullig-liebenswerten Typen.

Den Kommissar "Sperling", den in sich gekehrten Psychotherapeuten "Bloch" und den kämpferischen Rechtsanwalt "Der Dicke", der sich mit großem Herzen für die Sache der kleinen Leute einsetzte. Unvergessen bleibt Pfaff zudem in seiner Nebenrolle als leicht vertrottelter Polizist Otto Schatzschneider in der Krimireihe "Der Fahnder".

Der Durchbruch kam erst spät

Diese Rollen hat er sich hart erarbeitet. Der 1947 in Dortmund geborene Sohn eines Verkehrspolizisten sollte etwas Vernünftiges werden. Doch das Lehramtsstudium brach er nach zwei Jahren ab. Es zog ihn zum Schauspiel, wo er zunächst in der Regie und als Autor und Dramaturg arbeitete. Erst später, mit etwa 35, verlagerte er sich mehr und mehr auf die Schauspielerei.

Der Sprung zur Hauptfigur gelang ihm im Alter von 50 Jahren. Den Erfolg hatte Pfaff sich letztlich selbst zu verdanken. Die Rollen, in denen er brillieren sollte, hat er selbst entwickelt. Den ersten großen Erfolg landete er mit der der RTL-Serie Bruder Esel. Darin spielte er einen Mönch, der sich verliebt und das Kloster verlässt. Mit Dieter Pfaff ließ sich wunderbar menscheln. Gerade weil er auch düstere Geschichten erzählte.

Im Privaten liebte er auch die Musik und das Gitarrenspiel. Am Mittwoch kursierte am Mittwoch ein Video von seinem Auftritt bei Ina Müller. Mit tiefer, heiserer Stimme sang er damals den Titel "Ring of Fire" von Johnny Cash.

Pfaff konnte auch düster sein

Das Fernsehen verliert mit Pfaff nicht nur physisch ein Schwergewicht. Am Mittwoch würdigten ihn Weggefährten.
ARD-Programmdirektor Volker Herres würdigte insbesondere die Vielseitigkeit Pfaffs: "Komplizierte Situationen und eigenwillige Charaktere waren sein Metier - nicht nur als Anwalt Ehrenberg (In "Der Dicke", die Red.), sondern auch als Psychotherapeut 'Bloch'."

Pfaff habe sich immer wieder an schwierige Stoffe gewagt, habe düstere und unbequeme Geschichten erzählt. Und trotzdem sei ihm ein Millionenpublikum gefolgt. "Es ist seine aufrechte Haltung, seine Art und Weise, wie er sich als Schauspieler mit seinen Figuren und Sujets identifizierte, die ich an Dieter Pfaff besonders geschätzt habe", sagte Herres.

Pfaff erhielt zahlreiche Auszeichnungen. 1996 bekam er für seine Rolle als Kriminaloberrat Vollmer in der Serie "Balko" den Adolf-Grimme-Preis, 1997 erhielt er den Grimme-Preis noch einmal für "Bruder Esel". Zudem wurde Pfaff unter anderem mit dem Bayerischen Fernsehpreis und der "Goldene Kamera" geehrt.

Programm-Chefs trauern um einen Großen

Gebhard Henke, Produzent von "Der Dicke" hob die menschlichen Eigenschaften des Schauspielers hervor. "Ganz in der Sache engagiert, hatte er immer auch einen Blick und ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Kollegen. Dieter Pfaff wird fehlen - als Mensch, als Kollege und als Schauspieler", so Henke.

"Mit Dieter Pfaff verlieren wir einen unserer ganz großen Schauspieler", trauert auch ZDF-Fernsehspielchef Reinhold Elschot: "Wir haben im vergangenen Jahr eine neue Fernsehfilm-Reihe mit Dieter Pfaff eingestartet, er spielte den Kriminalschriftsteller Balthasar Berg, und dieser Film sollte der letzte werden, den der Ausnahme-Schauspieler vollenden konnte. Für dieses Jahr hatten wir weitere Dreharbeiten mit ihm geplant. Dieter Paff war ein Volksschauspieler erster Güte, das Publikum und wir werden ihn sehr vermissen."

Dieter Pfaff spielte in vielen ZDF-Fernsehfilmen wie "Anwalt Abel", "Verhängnisvolles Glück", "Das Traumschiff", "Martin Luther" und in einer Gastrolle in "Kommissar Beck". Bekannt wurde er als Hauptkommissar Hans Sperling in der ZDF-Samstagskrimireihe "Sperling", die von 1997 bis 2007 ausgestrahlt wurde.

(ost/dpa/pst)
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