Bewegende Trauerfeier Ein letzter Applaus für Harald Juhnke

Berlin (rpo). Als der Sarg mit Harald Juhnke aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche getragen wurde, klatschten einige tausend wartende Berlinerinnen und Berliner spontan Beifall: Ein letzter Applaus für den am 1. April mit 75 Jahren gestorbenen Volksschauspieler, Entertainer und Sänger.

Abschied von Harald Juhnke
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Zur letzten Ruhe gebettet wurde er am Mittag im engsten Familienkreis in einem Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Waldfriedhof im Ortsteil Dahlem. Zuvor hatten Juhnkes Witwe Susanne und die beiden Söhne Peer und Oliver zusammen mit rund 800 Freunden, Anhängern, Weggefährten und Berufskollegen in einer bewegenden Trauerfeier von dem weit über Berlin hinaus beliebten Künstler Abschied genommen.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte Juhnke als genialen Volksschauspieler, Komödianten, Entertainer, Conférencier und Sänger. Juhnke habe für sein Publikum gelebt. Er habe es sich und seinen Anhängern nie leicht gemacht, sagte Wowereit in Anspielung auf die häufigen Alkohol-Exzesse das Schauspielers. Zugleich erinnerte er daran, dass Juhnke auch "Frank Sinatra von der Spree" genannt wurde, weil der Sinatra-Song "My Way" in einer deutschen Fassung zu seinen künstlerischen Markenzeichen zählte. "Harald, you did it your way", resümierte Wowereit das Leben Juhnkes.

"My Way" spielte auch Paul Kuhn zum Abschied von seinem Weggefährten auf dem Klavier. Der heute 77-Jährige Pianist, Komponist und Sänger war viele Jahre lang musikalischer Begleiter des Künstlers.

Fernseh-Moderator Thomas Gottschalk nannte Juhnke "Deutschlands größten Entertainer". "Er konnte so viel mehr als die meisten von uns. Wenn Harald Juhnke auftrat, konnte keiner von uns auf die Idee kommen, es besser zu können", sagte Gottschalk. Selbst in glanzlose Produktionen habe er noch einen Hauch von Klasse gebracht. Juhnke sei ein "Held der kleinen Leute" gewesen.

ZDF-Intendant Markus Schächter erinnerte daran, dass Juhnke seine größte Popularität in Fernsehen erreicht habe. Mit der Sendung "Musik ist Trumpf" sei er zum beliebtesten deutschen Showmaster geworden. Juhnke sei ein Ausnahmetalent gewesen, ein Tausendkünstler. Man habe seine Triumphe geliebt und in den tragischen Phasen seines Lebens mit ihm gelitten. Er sei gierig nach Applaus und süchtig nach Publikum gewesen und schwermütig geworden, sobald der Vorhang gefallen sei. Wegen der vielen guten Tage aber habe man ihm die schlechten verziehen.

"Wat warste fürn toller Typ"

Pfarrer Knut Soppa betonte in seiner Predigt, dass die Welt vorwiegend das strahlende Bild von Juhnke gekannt habe. Es habe aber auch das dunkle Bild gegeben, hinter dem sicherlich Ängste gestanden hätten, die Juhnke durch die Flucht in den Alkohol habe verdrängen wollen.

Nach der Predigt sang die Sopranistin Anna Maria Kaufmann das "Ave Maria". Vor der Trauerfeier hatten die Berlinerinnen und Berliner eine Woche lang im Berliner Rathaus Gelegenheit gehabt, sich in das Kondolenzbuch einzutragen. Das geschah bisweilen auch auf die typisch Berliner Art. Einer dieser Einträge lautet schlicht: "Mensch Harald, wat warste fürn toller Typ."

(ap)
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