Amy MacDonald legt ihr zweites Album vor Die junge Frau mit der reifen Stimme

Düsseldrof (RP). Amy MacDonalds erstes Album war das erfolgreichste einer britischen Künstlerin in Deutschland seit zehn Jahren. Nun kehrt sie mit ihrer neuen Platte "A Curious Thing" zurück – und mit einem sehr prominenten Kumpel.

Mit 22 auf Erfolgskurs - Amy MacDonald
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Düsseldrof (RP). Amy MacDonalds erstes Album war das erfolgreichste einer britischen Künstlerin in Deutschland seit zehn Jahren. Nun kehrt sie mit ihrer neuen Platte "A Curious Thing" zurück — und mit einem sehr prominenten Kumpel.

Der 14. Januar 2008 war an sich schon ein bemerkenswerter Tag für Amy MacDonald, der Satz, den sie dazu sagte, erschien aber noch weit erstaunlicher. Ihr Debüt "This Is The Life" hatte soeben Radioheads "In Rainbows" von der Spitze der britischen Charts verdrängt, als die Sängerin die Analyse dazu lieferte. "Ich denke mal, dass die ganzen Leute, die samstags ihre Einkäufe erledigen, etwas damit zu tun hatten: Muttis im Supermarkt kaufen nun mal keine Radiohead-Alben, und so hab ich sie dann doch noch überholen können."

Die Schottin ist, als sie das spricht, 20 Jahre alt. Muttis und MacDonald enttäuschen einander zwei Jahre später nicht. Die immer noch junge Frau mit der reifen Stimme hat zwölf neue Lieder geschrieben, die ein bisschen Folk und Country mit famos eingängigem Pop verbinden. Ihre Anhänger haben sie dafür von allen One-Hit-Wonder-Befürchtungen befreit. Die erste Single "Don't Tell Me That It's Over" schaffte es in Deutschland auf Anhieb auf Chartplatz sechs.

Form von Heimatgefühl

Der Weg zur zweiten Platte begann mit einer seltsamen Form von Heimatgefühl. Nachdem Amy MacDonald ihr Debütalbum mehr als drei Millionen Mal verkauft und den halben Planeten mit ihrer Akustikgitarre bereist hatte, saß sie für die Aufnahmen der neuen Lieder wieder bei ihrem Entdecker Pete Wilkinson, in einem kleinen, engen Studio, zwischen leeren Cola-Büchsen und kaltem Rauch. "Ich fühlte mich zu Hause", sagt sie.

Als Wilkinson Amy MacDonald kennenlernt, trifft er auf ein Mädchen mit ausgezeichneter musikalischer Sozialisation. Als sie zwölf ist, hört sie Travis und bringt ihre Begeisterung nicht durch Kreischen zum Ausdruck, sondern indem sie sich selbst Gitarre spielen beibringt. Mit 15 spielt sie die dank eines regionalen Nachwuchsförderers und schon damals überwiegend mit eigenen Liedern die ersten Konzerte, zwei Jahre später, inzwischen Fan von Pete Doherty und den Libertines, schickt sie ein Demo an den Produzenten Wilkinson. Der entwickelt mit ihr das Debüt "This Is The Life".

Und ab da ändern sich die Pläne des Mädchens, das eigentlich Sozialwissenschaften studieren wollte. "This Is The Life" schafft eine Reihe beachtlicher Bestmarken: In zehn Ländern erreicht die titelgebende Single den Spitzenplatz, bei Youtube ist das Video bis heute mehr als 28 Millionen Mal angeklickt worden. In Deutschland wird das Album noch erfolgreicher als auf der heimischen Insel, es ist inzwischen mit viermal Platin für mehr als 900.000 verkaufte Einheiten bedacht worden. Damit zählt "This Is The Life" zu den 20 erfolgreichsten Platten der ersten Dekade, und MacDonald steht plötzlich in einer Reihe mit Robbie Williams und Herbert Grönemeyer — und das, obwohl die Platte hierzulande nie Platz eins erreichte.

Kleine, feine Melodien

Um diesen Erfolg zu erklären, sind viele Adjektive verschwendet worden: authentisch, ehrlich, natürlich, energiegeladen, weise, flott, unbekümmert. Sie alle beschreiben zwar den Stil der Sängerin, nicht aber den Grund für europaweit drei Millionen Konsumenten, die Platte zu kaufen. Der liegt in der Gabe, kleine feine Melodien zu schreiben, die in der Eisdiele und im Milchkaffee-Café funktionieren, die Leute im Radio auch beim zehnten Mal nicht wegdrücken und die sogar beim Ausgehen noch Spaß machen, kurz bevor sich die Tanzfläche im Club füllt.

MacDonalds Vorgänger-Phänomene von Norah Jones bis Katie Melua konnten nur den Teil mit den Cafés für sich beanspruchen. Die Schottin aber macht nicht nur Musik für Leute, denen Musik eigentlich egal ist, sondern auch für die, die aus der Musik eine gewisse Wonne ziehen.

Einer dieser Mitmenschen ist auch auf dem neuen Album zu finden. Paul Weller spielt für zwei Lieder Bass und Gitarre: "Ich habe auf seiner Tournee im Vorprogramm gespielt. Es ist schon seltsam, im Augenwinkel zu sehen, dass da jemand zu deinem Song wippt, und sich dann umzudrehen und festzustellen, dass es Paul Weller ist", sagt die Schottin mit dem bemerkenswerten Satz und Sieg über Radiohead.

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