Das Jahr der Abschiede Sind 2016 tatsächlich besonders viele Prominente gestorben?

Berlin · George Michael, Carrie Fisher, Zsa Zsa Gabor - in den letzten Tagen des Jahres häufen sich noch einmal die Todesmeldungen aus der Welt der Stars. 2016 scheint ein Jahr zu sein, in dem besonders viele Prominente gestorben sind. Täuscht dieser Eindruck oder stimmt das wirklich?

Wer ist 2016 gestorben? Prominente Tote des Jahres
81 Bilder

Von diesen Menschen nahmen wir 2016 Abschied

81 Bilder

Man ist diesen Menschen nie begegnet, aber wenn man vom Tod Prominenter hört oder liest, ist es trotzdem ein kleiner Schock. In diesem Jahr gab es besonders viele dieser Momente: Große Stars, die ganze Generationen prägten wie David Bowie, Prince, Bud Spencer und Leonard Cohen starben. Und dann gab es die, die noch jung starben wie Miriam Pielhau, Roger Cicero, George Michael oder Roger Willemsen.

Warum bewegt es uns so, wenn Prominente sterben?

Zum einen natürlich, weil sie uns vertraut sind; und wenn ein Mensch jung stirbt, steht immer auch eine persönliche Tragödie dahinter. "Solche Todesnachrichten sind ein bisschen wie ein Anruf, dass ein alter Klassenkamerad gestorben ist", sagt der Medienpsychologe Sebastian Buggert. Wie jemand, den man lange kennt, länger nicht gesehen hat - und längst hätte mal wieder anrufen wollen. Dass es so schlimm um ihn steht, wusste man nicht.

Wichtige Ereignisse 2023: Was passierte in der Welt? Übersicht
91 Bilder

Das ist alles im Jahr 2023 passiert

91 Bilder
Foto: dpa/Antonis Nikolopoulos

Für Buggert selbst war das ein bisschen so, als er erfuhr, das Prince gestorben ist: "Prince habe ich von Anfang an miterlebt und habe so viele Platten von ihm im Schrank. Er war wie ein Weggefährte meiner Jugend."

So oder so ähnlich dürfte es in diesem Jahr auch vielen anderen ergangen sein, als sie vom Tod von Weltstars wie Bowie, Michael und Cohen hörten. "Deren Kunst hat uns stark bewegt und berührt", sagt Buggert, der Mitglied der Geschäftsführung am Rheingold Institut in Köln ist und dort den Bereich Medienforschung leitet. "Lieder und Filme können die Stimmung ganzer Lebensphasen wiedergeben. Wie Melodien des Lebens." Stirbt so jemand, ist das mit Wehmut verbunden, es erinnert vielleicht an die Jugend, die Zeit an der Uni oder an die erste große Liebe.

Hinzu komme bei diesen Weltstars, dass sie Künstler aus der vor-digitalen, der analogen Zeit seien. "Das waren Persönlichkeiten mit einer anderen Authentizität", sagt Buggert. Speziell David Bowie habe seine Persönlichkeit quasi zur Kunst gemacht - und wirkte so besonders authentisch, sein Tod geht vielleicht auch deshalb besonders nah.

Und dieses Jahr, so scheint es, als seien besonders viele Prominente gestorben. "Wer immer da oben oder wo auch immer gerade für die vielen verfrühten Abschiebeverfahren von dieser Erde verantwortlich ist: Bitte lass uns noch ein paar von den Guten übrig, okay?", schrieb der Satiriker Oliver Kalkofe bei Facebook anlässlich des Todes von Götz George. "Waren einfach zu viele in letzter Zeit..."

Die Wahrnehmung, dieses Jahr bereits besonders viele Nachrufe gelesen zu haben, lässt sich tatsächlich belegen. Auch wenn es in den vergangenen Jahren immer wieder besonders aufsehenerregende Todesfälle gab - etwa 2009 Michael Jackson, 2010 Christoph Schlingensief, 2011 Amy Winehouse, 2012 Whitney Houston, 2013 Marcel Reich-Ranicki, 2014 Udo Jürgens, 2015 Günter Grass und Helmut Schmidt:

Das Jahr 2016 war geprägt von vielen Promi-Todesfällen, zumindest wenn man die Zahl der Eil-Todesmeldungen im Ticker der Nachrichtenagentur dpa als Maßstab nimmt. Rund 50 Mal - und damit deutlich mehr als im Vergleichszeitraum der Vorjahre - hat die Deutsche Presse-Agentur den Tod besonders bekannter Menschen als "breaking news" gemeldet.

Wie sehr solche Nachrichten die Menschen bewegen, war in diesem Jahr in den sozialen Medien gut zu beobachten: Weinende Smileys und Trauerbekundungen werden zigtausendfach geposted. Viele teilen aber auch Links zu einem Musikvideo, einem besonderen Interview, das in Erinnerung blieb, oder einer Filmszene. Mancher hört eine alte Platte an oder blättert durch ein Buch des Gestorbenen - denn eines haben die meisten der gestorbenen Prominenten gemeinsam: Sie hinterlassen mit Musik, Filmen oder Büchern ein lebendiges Erbe.

(jco/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort