Süchte und Depressionen Charlotte Roche lebt ständig am Limit

Hamburg (RPO). Bestseller-Autorin Charlotte Roche ("Feuchtgebiete") kann nur in Extremen leben. "Ich habe Depressionen, Angstzustände, alles, ein Problem jagt das nächste", sagte die 33-Jährige im Interview. "Wenn ich keine Magersucht habe, bin ich Alkoholikerin. Letztes Jahr habe ich aufgehört zu trinken. Ich muss alles immer extrem machen." Ihre Therapeutin habe ihr "schon ganz oft das Leben gerettet. Ganz im Ernst."

Charlotte Roche: der Wandel des Viva-Girls
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Das Verfassen von Romanen begreift Roche auch als Medizin. "Wahrscheinlich muss ich Bücher schreiben, weil ich sonst wirklich verrückt würde", sagte sie im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Ihre Therapeutin habe zwar dringend davon abgeraten, ihr Debüt "Feuchtgebiete" und nun am Mittwoch (10. August) den Nachfolger "Schoßgebete" zu veröffentlichen. Für die Schublade könne sie aber nicht schreiben, sagte Roche: "Weil ich geliebt werden will."

Ihren Lebensstil empfindet die 33-Jährige als "total anstrengend." "Wenn ich eine Wahrheit entdeckt habe, muss ich die sofort umsetzen." Nach der Lektüre des Buchs "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer habe sie beschlossen, nie wieder Fleisch zu sich zu nehmen. "Ich bin dann wie ein Taliban. Ich hab' mir sogar das Cover des Buchs auf den Puls meines linken Handgelenks stechen lassen."

Roche schreibt über Tod ihrer Brüder

In ihrem neuen Roman setzt sich die Autorin erstmals öffentlich mit dem Autounfall auseinander, bei dem vor zehn Jahren auf dem Weg zu ihrer Hochzeit ihre drei Brüder getötet wurden. "Ich habe bis heute nicht getrauert, kein bisschen", sagte Roche. Jetzt aber müsse dieser Unfall aus dem Weg geräumt werden: "Das ist wie ein Tumor, der entfernt werden muss." Über fast 90 Seiten habe sie "das Protokoll des Horrors" in ihrem Kopf niedergeschrieben.

Trotz des riesigen Erfolgs ihres Erstlingswerks kommt sich die einstige "3 nach 9"-Moderatorin als Autorin "eher wie eine Hochstaplerin" vor. "Nichts klingt schön in meinen Büchern. Ich schreibe, wie ich spreche. Ich bin keine Schriftstellerin." Trotz der "unglaublichen Angst" vor der eigenen Courage will Roche sich ihren Lesern offenbaren und etwa Sex so beschreiben, wie sie ihn praktiziere. "Vielleicht gibt mir die Öffentlichkeit etwas, was ich als Kind nicht hatte: Aufmerksamkeit, Liebe", sagte sie.

(apd/awei)
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