Geburtsstadt gedenkt Vicco von Bülow Brandenburg nimmt Abschied von Loriot

Brandenburg (RPO). Noch vor dem Fall der Mauer signierte er DDR-Ausweise, er initiierte die Rettung des baufälligen Brandenburger Doms und förderte die musikalische Ausbildung Dutzender Kinder der Havelstadt: Am Samstag hat Loriots Geburtsstadt Brandenburg an der Havel Abschied von ihrem "nie verlorenen Sohn" genommen.

"Wir sind stolz, dass er einer von uns war und immer bleiben wird", sagte die Brandenburger Oberbürgermeisterin, Dietlind Tiemann (CDU) auf der Gedenkfeier für Vicco von Bülow. Unter den mehr als 1.000 Gästen waren auch Loriots Witwe Rose-Marie und eine seiner beiden Töchter. "Wo immer er auch lebte, die Liebe und Verbundenheit zu seiner Geburtsstadt trug Loriot Zeit seines Lebens im Herzen", sagte Tiemann. Sie erinnerte an den ersten Heimatbesuch Vicco von Bülows, wie Loriot mit bürgerlichem Namen hieß.

1985 war der Humorist erstmals an die Havel zurückgekehrt, um im Brandenburger Dom eine Loriot-Ausstellung zu eröffnen. 1993 ernannte ihn die Stadt zum Ehrenbürger. Vor zwei Jahren schließlich besuchte Loriot Brandenburg ein letztes Mal: Zu Ehren Loriots war dessen Taufkapelle in der Sankt Gotthardtkirche saniert worden.

Jung und Alt danken Loriot

An eben jenem Ort erinnerten am Samstag junge wie alte Brandenburger an von Bülows Verdienste um seine Heimatstadt. "Er hat uns geholfen, Kindheitswünsche zu erfüllen, die ohne ihn Wünsche geblieben wären", sagte die 15-jährige Gymnasiastin und Stipendiatin der Vicco-von-Bülow-Stiftung, Denise Seidel. Sie zählt zu den bislang knapp 90 Brandenburger Kindern und Jugendlichen, die mithilfe des 2006 ins Leben gerufenen Loriot-Stipendiums ein Musikinstrument erlernen können.

Der Geschäftsführer der 1993 gegründeten Vicco-von-Bülow-Stiftung, Fritz Musfeld, würdigte Loriot als "einzigartigen Künstler und Wohltäter", der von der Zuneigung der Brandenburger überwältigt gewesen sei. "Ohne viel Aufhebens zu machen, hat er viel geleistet", sagte er. Ob Zuschuss zur Klassenfahrt, zum neuen Wintermantel oder Klavier: Loriot habe mit seiner Stiftung den Brandenburgern etwas zurückgeben wollen, ohne dafür etwas zu erwarten, betonte Musfeld.

Der Kreis schließt sich

Pfarrerin Heike Everth erinnerte in ihrer Ansprache an jene Anlässe im Leben Loriots, die den beliebten Künstler immer wieder zu seinen Wurzeln zurückführten. "Hier schließt sich heute ein wenig der Kreis", sagte sie mit Verweis auf Loriots Taufe in der Brandenburger Sankt Gotthardtkirche im Jahr 1923.

Bei allem Humor, betonte sie, sei Loriot doch bei einem Thema immer ernst geblieben. "Der Tod war etwas, worüber er nicht lachen konnte", sagte Everth, die Loriot bei der Einweihung der frisch sanierten Nordkappelle 2009 persönlich kennengelernt hatte.

Auch der Brandenburger Werner Michaelis war vor zwei Jahren dabei, als Loriot zum letzten Mal die Sankt Gotthardt-Gemeinde besuchte. Am Samstag erwies der 77-Jährige dem großen Humoristen die letzte Ehre. Bereits eine knappe Stunde vor der Trauerfeier hatte er seinen Rollstuhl ganz vorn am Rednerpult platziert. Er sei gekommen, um von einem bekannten Brandenburger Abschied zu nehmen, sagte er. Von Bülows Sketche haben Michaelis ein Leben lang zum Lachen gebracht: "Loriot hat durch die Blume jesprochen. Dit find ick jut."

(apd/csi)
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