Nach Straftaten Boris Beckers Sohn erfuhr erst nach Urteil vom Prozess

London · Boris Becker sitzt derzeit in London in Haft. Sein Sohn erfuhr aber erst nach dem Urteil von den Problemen in seiner Familie. Mutter Lilly Becker nennt die Gründe und kritisiert das Verfahren scharf.

 Boris Becker sitzt in London in Haft.

Boris Becker sitzt in London in Haft.

Foto: dpa/Kirsty O'connor

Erst zwei Tage nach dem Hafturteil gegen Boris Becker hat dessen jüngster Sohn Amadeus (12) seiner Mutter zufolge von dem Prozess erfahren. „Es war ein schwerer Schlag für ihn. Mehr möchte ich dazu nicht erklären“, sagte Lilly Becker, Ex-Partnerin des Tennisidols, der Zeitschrift „Bunte“ (Donnerstag). „Ich habe das komplett vor ihm abgeschirmt. Amadeus wusste von nichts, was da draußen vor sich geht.“ Es sei jetzt ihre Aufgabe, das Leben des gemeinsamen Sohns zu schützen. „Kinder in seinem Alter sollen unbeschwert sein, spielen, Spaß haben, Freunde treffen, Computerspiele zocken“, sagte die 45-Jährige.

Der dreifache Wimbledon-Sieger war am Freitag in London wegen Insolvenzstraftaten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt und sofort in Gewahrsam genommen worden. Er muss mindestens die Hälfte der Strafe hinter Gittern verbringen. Derzeit sitzt Becker in einem Gefängnis im Londoner Bezirk Wandsworth ein. Er hat bis Ende Mai Zeit, gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen. Experten sehen dafür aber wenig Erfolgsaussichten.

„Der König von Wimbledon landet im Gefängnis der Queen“
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Foto: dpa/Kirsty O'connor

Ihrem Sohn zu erzählen, dass sein Vater im Gefängnis ist, sei das Schwierigste gewesen, das sie je tun musste, erzählte Lilly Becker am Dienstagabend dem britischen Sender TalkTV. „Wir als Familie hatten mit Absicht nicht über das Verfahren oder irgendwas geredet“, sagte sie. „Aber ich hatte keine andere Wahl, als mein Herz - oder vielmehr sein Herz - vergangenen Sonntag zu brechen.“ Amadeus wolle seinen Vater unbedingt sehen und sie hoffe, dass er ihn besuchen könne.

Sharlely „Lilly“ Becker kritisierte den Richterspruch gegen den früheren Ausnahmeathleten scharf. „Meiner Meinung nach wurde an ihm ein Exempel statuiert“, sagte sie der „Bunten“. Der 54-Jährige habe Fehler gemacht und müsse die Konsequenzen tragen. „Doch zweieinhalb Jahre Gefängnis sind aus meiner Sicht unverhältnismäßig.“ Sie habe vor allem den Umgang mit dem Ex-Star als „vollkommen unangemessen“ wahrgenommen. „Boris ist eine öffentliche Person und auf der ganzen Welt bekannt. Ihm vor den Augen der Weltöffentlichkeit den Prozess zu machen, empfinde ich als unwürdig. Das Verfahren hätte hinter verschlossenen Türen stattfinden müssen“, kritisierte Lilly Becker.

Das niederländische Model und das Tennis-Idol hatten 2009 geheiratet und sich 2018 getrennt. Sie sind aber noch nicht geschieden. „Ich trage noch immer seinen Nachnamen - und tue das auch weiterhin voller Stolz und Würde“, sagte sie der „Bunten“. Insgesamt hat Boris Becker vier Kinder: Außer Amadeus noch die Söhne Noah, der das Urteil im Gericht verfolgte, und Elias mit Ex-Frau Barbara sowie aus einer kurzen Affäre die Tochter Anna Ermakowa.

Lilly Becker erzählte, seine aktuelle Freundin Lilian de Carvalho Monteiro, Barbara und sie würden zusammenhalten. Sie hätten nach dem Urteil sofort Kontakt aufgenommen. „Es ist schwierig, weil es öffentlich ist, es ist überall. Es ist schwierig, weil jeder eine Meinung dazu hat“, sagte sie bei TalkTV. Mit dem Interview wolle sie zeigen, dass Becker „eine Gruppe wirklich starker Frauen hinter sich hat“, die ihn beschützten.

Der „Bunten“ sagte die 45-Jährige: „Lilian ist seine Freundin, sie kümmert sich auch hauptsächlich um alles, was mit Boris zu tun hat. Sie ist sein Rückgrat und stärkt ihn, das hat sie ja auch während des gesamten Prozesses gemacht. Mein Hauptaugenmerk liegt auf Amadeus, wie es ihm geht - das ist alles, was mich umtreibt. Und Barbara ist für mich da, das hat sie mir gesagt und dafür bin ich ihr dankbar.“ Lilian habe sie bisher nur flüchtig getroffen. „Mir ist es wichtig, die Frau zu kennen, die eventuell auch Zeit mit meinem Sohn verbringen wird.“ Nun werde der Kontakt zunehmen. „Da gibt es keine Eifersucht oder so etwas. Wir Frauen werden diese Krise gemeinsam meistern und zusammenhalten.“

(axd/dpa)
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